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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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prasselndem Regen, der in grauen Schleiern auf das lange, breite Tal zwischen Caer Cadarn und Ynys Wydryn niederging. Die Gräben flossen über; Wasser ergoß sich von den Wällen und sammelte sich unter den Traufen der großen Halle zu tiefen Pfützen. Aus den Löchern der nassen Strohdächer stieg Rauch auf, und die
    Schildwachen hoben unter ihren triefenden Umhängen fröstelnd die Schultern.
    Tristan, der die Nacht in dem kleinen Dorf unmittelbar östlich von Caer Cadarn verbracht hatte, kämpfte sich den morastigen Weg zur Burg hinauf. Begleitet wurde er von seinen sechs Kriegern und der kleinen Waise, die jedesmal im tiefen Schlamm ausrutschten, wenn sie auf den Grasbüscheln zu beiden Seiten des Pfades keinen Halt fanden. Das Tor stand offen, und kein Wachtposten regte sich, um den Prinzen von Kernow aufzuhalten, als er durch den Morast des Burghofs zur Tür der großen Halle stapfte.
    Wo ihn niemand erwartete. Der Innenraum der Halle war ein feuchtes Durcheinander aus Männern, die den Rausch der vergangenen Nacht ausschliefen, weggeworfenen
    Essensresten, nach Nahrung stöbernden Hunden,
    durchweichter grauer Asche und auf den Binsenbündeln am Boden trocknendem Erbrochenen. Mit einem Tritt weckte Tristan einen der schlafenden Männer und schickte ihn auf die Suche nach Bischof Bedwin oder einer anderen
    Autoritätsperson. »Falls«, rief er dem Mann dann noch nach,
    »in diesem Land überhaupt noch jemand Autorität besitzt.«
    Zum Schutz vor dem strömenden Regen fest in seinen Mantel gehüllt, suchte sich Bedwin rutschend und stolpernd einen Weg durch den Schlamm. »Mein Lord Prinz«, keuchte er, als er sich aus dem Unwetter in den zweifelhaften Schutz der Halle rettete, »ich bitte um Entschuldigung. Ich hatte Euch nicht so früh erwartet. Unfreundliches Wetter, findet Ihr nicht?«
    Tristan schwieg.
    Bedwin fühlte sich durch das Schweigen seines Gastes beunruhigt. »Ein wenig Brot vielleicht? Und warmen Wein?
    Bestimmt wird irgendwo schon Haferbrei gekocht.« Er sah sich nach jemandem um, den er in die Küchen hinüberschicken konnte, aber die schlafenden Männer lagen schnarchend und bewegungsunfähig da. »Nun, kleines Mädchen?« Bedwin zuckte zusammen, weil ihn der Kopf schmerzte, als er sich zu Sarlinna hinunterbeugte. »Du bist doch sicher hungrig, nicht wahr?«
    »Wir suchen Gerechtigkeit, nicht etwas zu essen«, sagte Tristan scharf.
    »Aber ja. Gewiß. Gewiß.« Bedwin schob sich die Kapuze vom weißen, tonsurierten Haar und kratzte sich den Bart, um einer störenden Laus das Handwerk zu legen. »Gerechtigkeit«, wiederholte er unbestimmt; dann nickte er nachdrücklich. »Ich habe über die Sache nachgedacht, Lord Prinz, o ja, das habe ich, und bin zu dem Schluß gekommen, daß Krieg in keinem Fall wünschenswert ist. Meint Ihr nicht auch?« Er wartete, doch Tristans Miene verriet keinerlei Reaktion. »Eine so schreckliche Verschwendung«, fuhr Bedwin fort. »Und während ich meinen Lord Owain keines Unrechts für schuldig befinden kann, muß ich gestehen, daß wir unsere Pflicht, Eure Landsleute auf dem Moor zu beschützen, nicht erfüllt haben. Nein. Da haben wir leider Gottes versagt, und werden daher, Lord Prinz, wenn es Eurem Vater gefällt, sarhaed bezahlen, wenn auch …« - hier kicherte Bedwin - »nicht auch noch für das Kätzchen.«
    Tristan verzog das Gesicht. »Und was ist mit dem Mann, der das Töten befohlen hat?«
    Bedwin zuckte die Achseln. »Welchem Mann? Ich weiß von keinem solchen Mann.«
    »Owain«, sagte Tristan. »Der mit Sicherheit Gold von Cadwy genommen hat.«
    Bedwin schüttelte den Kopf. »Nein. Nein. Nein. Das kann nicht sein. Nein. Auf mein Wort, Lord Prinz, ich weiß von keines Mannes Schuld.« Er warf Tristan einen flehenden Blick zu.
    »Mein Lord Prinz, es würde mich zutiefst schmerzen, unsere Länder in einen Krieg verstrickt zu sehen. Ich habe angeboten, was ich anbieten kann, und werde für Eure Toten Gebete sprechen lassen, aber den Unschuldseid eines Mannes kann ich nicht widerrufen.«
    »Aber ich«, sagte Arthur. Er hatte hinter dem Wandschirm, der die Küche am hinteren Ende der Halle abtrennte, gewartet. Ich war an seiner Seite, als er die Halle betrat. Sein weißer Umhang schimmerte im feuchten Dämmerlicht.
    Blinzelnd wandte Bedwin sich ihm zu. »Lord Arthur?«
    Arthur trat zwischen die sich regenden, stöhnenden Leiber.
    »Wenn der Mann, der Kernows Minenarbeiter getötet hat, nicht bestraft wird, Bedwin, tötet er möglicherweise weiter. Meint Ihr

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