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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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als Spielsteine benutzen. An jedem Morgen, da ihr lebend erwacht, werdet ihr mir für meine Gnade danken, und an jedem Abend werdet ihr beten, daß mir eure dreckigen Gesichter nicht in meinen Träumen erscheinen werden. Griffid ap Annan: Du schwörst Derfel die Treue. Du küßt sein Schwert. Auf die Knie, Hund! Auf die Knie!«
    Diese. Männer schuldeten mir keine Treue, protestierte ich, aber Nimue wandte sich zornig zu mir um und befahl mir, das Schwert auszustrecken. Und dann kamen meine alten Kameraden, Schlamm und Schrecken im Gesicht, einer nach dem anderen auf den Knien herbeigerutscht, um Hywelbanes Spitze zu küsse. Dieser Eid verlieh mir keine Herrschaft über die Männer, machte es ihnen aber unmöglich, mich anzugreifen, ohne ihre Seelen zu gefährden, denn Nimue hatte ihnen erklärt, daß ihre Seelen, falls sie den Eid brächen, auf ewig in die finstere Anderwelt verbannt und nie wieder neue Körper auf dieser grünen sonnenbeschienenen Erde finden würden. Einer der Speerkämpfer, ein Christ, trotzte Nimue, indem er sagte, der Eid bedeute ihm nichts, aber sein Mut versagte, als sie ihr Goldauge aus der Höhle nahm, es auf ihn richtete und dabei einen Fluch ausstieß. Sofort fiel er in abgrundtiefem Entsetzen auf die Knie und küßte wie die anderen mein Schwert. Sobald alle den Eid geleistet hatten, befahl Nimue ihnen, sich wieder flach hinzulegen. Sie setzte das Goldauge in die Augenhöhle zurück. Dann ließen wir sie im Morast liegen.
    Als wir außer Sichtweite waren, lachte Nimue. »Das hat mir Spaß gemacht« sagte sie, und dabei lag in ihrer Stimme ein Aufblitzen des alten, kindlichen Mutwillens. »Richtig Spaß
    gemacht! Ich hasse die Männer so sehr, Derfel.«
    »Alle?«
    »Männer in Leder, Männer mit Speeren.« Sie erschauerte.
    »Dich nicht. Aber alle anderen hasse ich.« Sie wandte sich um und spie hinter uns auf den Pfad. »Wie sehr müssen die Götter über diese kleinen, einherstolzierenden Männer lachen!« Sie schob ihre Kapuze zurück, um mich anzusehen.
    »Möchtest du, daß Lunete mit dir nach Corinium geht?«
    »Ich habe geschworen, sie zu beschützen«, antwortete ich unglücklich, »außerdem hat sie mir gesagt, daß sie schwanger ist.«
    »Soll das heißen, daß du ihre Begleitung wünschst?«
    »Ja«, antwortete ich und meinte nein.
    »Ich halte dich zwar für töricht«, sagte Nimue, »aber Lunete wird tun, was ich ihr befehle. Dennoch sage ich dir, Derfel, wenn du sie jetzt nicht verläßt, wird sie dich verlassen, sobald es ihr paßt.« Sie legte ihre Hand auf meinen Arm, damit ich stehenblieb. Wir waren in die Nähe des Eingangs zur Villa gekommen, wo die Bittsteller darauf warteten, zu Arthur vorgelassen zu werden. »Wußtest du«, fragte mich Nimue mit gesenkter Stimme, »daß Arthur erwägt, Gundleus
    freizulassen?«
    »Nein!« Die Neuigkeit schockierte mich.
    »Es stimmt. Er glaubt, daß Gundleus jetzt Frieden halten wird, und er meint, es wäre das beste, wenn Gundleus in Siluria herrscht. Ohne Tewdrics Einverständnis wird Arthur ihn allerdings nicht freilassen, deswegen wird er es vorläufig noch nicht tun, aber wenn er es tut, Derfel, werde ich Gundleus umbringen.« Sie sprach mit der schrecklichen Schlichtheit aller Wahrheiten, und mir fiel auf, daß diese wilde Grausamkeit ihr eine Schönheit verlieh, die ihr die Natur versagt hatte. Über das nasse, kalte Land blickte sie zum fernen Hügel von Caer Cadarn hinüber. »Arthur«, sagte sie, »träumt vom Frieden, aber es wird niemals Frieden geben. Niemals! Britannien ist ein Hexenkessel, Derfel, und Arthur wird ihn zum Horror aufrühren.«
    »Du irrst dich«, behauptete ich loyal.
    Nimue spottete meiner Überzeugung mit einer Grimasse; dann machte sie ohne ein weiteres Wort kehrt und schritt den Pfad zu den Hütten der Krieger zurück.
    Ich drängte mich durch die Bittsteller in die Villa. Als ich eintrat, schenkte mir Arthur einen flüchtigen Blick, winkte mir einen kurzen Willkommensgruß zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf einen Mann, der sich darüber beklagte, daß sein Nachbar die Grenzsteine verrückt habe. Neben Arthur saßen Bedwin und Gereint am Tisch, während Agricola und Prinz Tristan wie Schildwachen an der Seite standen. Einige Ratgeber und Beamte des Königreichs saßen auf dem Fußboden, der ungewohnterweise warm war, und zwar dank der Römer, die darunter einen Hohlraum gelassen hatten, der mit warmer, rauchiger Luft aus einem Ofen gefüllt wurde. Durch einen Spalt in den

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