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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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kehrte ihr kurzerhand den Rücken. Es war der Tag nach Arthurs Kampf gegen Owain, und wir waren alle nach Lindinis zurückgekehrt, wo der Kronrat von Dumnonia in Arthurs Villa zusammentrat, die daher von Bittstellern samt Angehörigen und Freunden umringt war. Diese ungeduldigen Menschen warteten am vorderen Tor der Villa. Hinter dem Haus, wo früher einmal der Garten der Villa gewesen war, lag eine Ansammlung von Rüstkammern und Vorratsspeichern. Dort erwartete mich Owains alte Kriegshorde. Die Männer hatten den Ort ihres Hinterhalts gut gewählt, denn mehrere Steineichen verbargen uns vor Blicken aus den Gebäuden. Als ich den Pfad entlangschritt, schrie Lunete immer noch hinter mir her und nannte mich einen Verräter und Feigling. »Sie hat dich erkannt, Sachse«, sagte Griffid ap Annan und spie vor mir aus.
    Seine Männer versperrten mir den Weg. Es waren zwölf Speerkämpfer, allesamt alte Kameraden, nun aber alle mit unnachsichtig feindseligen Mienen. Arthur mochte mein Leben unter seinen Schutz gestellt haben, aber da wir vor Blicken aus den Fenstern der Villa verborgen waren, würde niemand erfahren, wie es kam, daß ich tot im Morast liegenblieb.
    »Du hast deinen Eid gebrochen«, warf Griffid mir vor.
    »Das ist nicht wahr!« widersprach ich.
    Minac, ein alter Krieger, an dessen Hals und Handgelenken Gold hing, das Owain ihm geschenkt hatte, richtete seinen Speer auf mich. »Nur keine Angst wegen deines Mädchens«, sagte er boshaft. »Bei uns gibt's viele, die wissen, wie man sich einer jungen Witwe annimmt.«
    Ich zog Hywelbane. Hinter mir waren die Frauen aus ihren Hütten gekommen, um zuzusehen, wie ihre Männer den Tod ihres Lords rächten. Lunete stand mitten unter ihnen und verhöhnte mich mit den anderen.
    »Wir haben einen neuen Eid geleistet«, sagte Minac, »und im Gegensatz zu dir pflegen wir unsere Eide zu halten.« Er und Griffid kamen den Pfad Seite an Seite herauf. Die anderen Speerkämpfer drängten sich hinter ihren Führern, während hinter mir die Frauen näher rückten. Einige von ihnen legten die unvermeidlichen Rocken und Spindeln beiseite und warfen Steine nach mir, um mich in Griffids Speer hineinzutreiben. Ich zückte Hywelbane, dessen Schneide noch von Arthurs Kampf gegen Owain schartig war, und sprach ein Gebet an die Götter, auf daß sie mir einen guten Tod schenken möchten.
    »He, Sachse«, höhnte Griffid, die schlimmste Beleidigung, die ihm einfallen wollte. Er näherte sich mir äußerst vorsichtig, denn er wußte, wie gut ich mit dem Schwert umgehen konnte.
    »Sächsischer Verräter«, sagte er und fuhr zurück, als zwischen uns ein schwerer Stein auf den schlammigen Pfad klatschte. Er spähte an mir vorbei, und ich sah, daß seine Miene plötzlich Angst zeigte. Seine Speerspitze senkte sich.
    »Dieser Stein«, zischte Nimues Stimme hinter mir, »trägt eure Namen. Griffid ap Annan, Mapon ap Ellchyd, Minac ap Caddan…« Einen nach dem anderen nannte sie Namen und Abkunft der Speerkämpfer, und jedesmal, wenn sie einen Namen aussprach, spie sie auf den Fluchstein, den sie uns in den Weg geworfen hatte. Die Speere senkten sich. Ich trat beiseite, um Nimue vorbeizulassen. Sie war in einen schwarzen Kapuzenumhang gekleidet, der tiefe Schatten auf ihr Gesicht warf, aus dem ihr Goldauge feindselig hervorblitzte. Sie stellte sich neben mich. Dann jedoch wandte sie sich plötzlich um und deutete mit einem Stab, an dem ein Mistelzweig befestigt war, auf die Frauen, die zuvor die Steine geworfen hatten. »Wollt ihr, daß eure Kinder zu Ratten werden?« rief Nimue den Zuschauerinnen drohend zu. »Wollt ihr, daß eure Milch vertrocknet und euer Urin wie Feuer brennt? Geht! Sofort!« Die Frauen packten ihre Kinder und rannten davon, um sich in ihren Hütten zu verstecken. Da Griffid wußte, daß Nimue Merlins Geliebte war und über echte Druidenmacht verfügte, begann er voll Angst vor ihrem Fluch zu zittern. »Bitte«, flehte er, als Nimue sich zurückwandte, um ihn zu konfrontieren.
    Sie schritt an seiner gesenkten Speerspitze vorbei und schlug ihn mit ihrem Stab hart auf die Wange. »Nieder!« befahl sie.
    »Ihr alle! Nieder! Flach auf den Boden! Aufs Gesicht! Flach!«
    Diesmal schlug sie Minac. »Runter mit euch!«
    Auf dem Bauch lagen die Männer im Morast, während sie einem nach dem anderen den Fuß auf den Rücken setzte. Ihr Fuß war leicht, ihr Fluch aber wog schwer. »Euer Tod liegt in meiner Hand«, erklärte sie ihnen, »euer Leben gehört mir. Ich werde eure Seelen

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