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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sein Schwert gezogen und beachtete mich nicht. Er hielt sich an jenem Tag für unverwundbar. Er war der König der Schlacht, ein Mann, der sich unbedingt als Held erweisen mußte, und das hatte er geschafft, also glaubte er, ihm müsse einfach alles gelingen. Er würde diesen unverschämten Sachsen vor den Augen seiner Männer besiegen, und jahrelang noch würden die Barden Lieder von König Cuneglas, dem Mächtigen, König Cuneglas, dem Sachsentöter, König Cuneglas, dem großen Krieger singen.
    Ich vermochte ihn nicht zu retten, denn wenn ein anderer Mann seinen Platz einnahm, würde er das Gesicht verlieren, also sah ich voller Entsetzen zu, wie er selbstbewußt auf den zierlichen Sachsen zuschritt, der nicht einmal eine Rüstung trug. Cuneglas steckte in der alten Kriegsrüstung seines Vaters, Eisen mit Gold besetzt, und als Helmzier eine Adlerschwinge. Er lächelte. Erfüllt von den Heldentaten des Tages, schien er in diesem Moment hoch oben in den Wolken zu schweben; er glaubte, von den Göttern berührt zu sein. Er zögerte nicht, sondern schlug auf Liofa ein, und wir alle hätten schwören können, daß der Schlag treffen mußte, aber Liofa glitt unter dem Schlag hindurch, trat flink beiseite, lachte und als Cuneglas’ Schwert ein zweites Mal durch die Luft sauste, glitt er abermals leichtfüßig zur Seite. Beide, unsere Männer und die Sachsen, brüllten und johlten aufmunternd. Nur Arthur und ich blieben stumm. Ich mußte zusehen, wie Ceinwyns Bruder starb, und es gab nichts, was ich tun konnte, um ihm zu helfen. Oder vielmehr nichts, was ich ehrenvoll tun konnte, denn wenn ich Cuneglas rettete, raubte ich ihm die Ehre. Arthur blickte mit beunruhigter Miene von Llamreis Rücken auf mich herab. Ich konnte Arthur nicht beruhigen. »Ich habe mit ihm gekämpft«, sagte ich bitter, »und er ist mörderisch.«
    »Ihr lebt noch.«
    »Ich bin ein Krieger, Lord«, antwortete ich. Cuneglas war niemals ein Krieger gewesen, deswegen wollte er sich ja auch jetzt beweisen, aber Liofa hielt ihn buchstäblich zum Narren. Cuneglas attackierte, versuchte Liofa mit seinem Schwert niederzumachen, doch jedesmal duckte sich der Sachse ganz einfach nur, oder er glitt zur Seite und ging kein einziges Mal zum Gegenangriff über; allmählich wurden unsere Männer leiser, denn sie sahen, wie der König langsam ermüdete, während Liofa immer noch mit ihm spielte.
    Dann eilten ein paar Männer aus Powys nach vorn, um ihren König zu retten, Liofa trat nur drei flinke Schritte zurück und deutete stumm mit dem Schwert auf sie. Als Cuneglas sich umwandte, entdeckte er seine Männer. »Zurück!« rief er ihnen zu. »Zurück!« wiederholte er, noch zorniger. Er muß gewußt haben, daß er zum Untergang verurteilt war, aber er wollte das Gesicht nicht verlieren. Ehre ist nun einmal alles. Die Männer aus Powys hielten inne. Cuneglas wandte sich wieder gegen Liofa, doch diesmal stürzte er nicht vor, sondern ging den Kampf ein wenig vorsichtiger an. Zum erstenmal berührte sein Schwert tatsächlich Liofas Klinge, und ich mußte mit ansehen, wie Liofa auf dem Gras ausrutschte, Cuneglas siegessicher jubelte und das Schwert hob, um seinen Quälgeist zu töten; aber Liofa wirbelte herum, weil der Ausrutscher Absicht gewesen war, und ließ beim Herumwirbeln sein Schwert dicht über dem Gras sausen, so daß es sich in Cuneglas’ rechtes Bein bohrte. Sekundenlang blieb Cuneglas mit zitterndem Schwert aufrecht stehen, doch während Liofa sich erhob, sank er zu Boden. Der Sachse wartete, bis der König zusammenbrach; dann trat er Cuneglas’
    Schild beiseite und stieß einmal mit seinem Schwert von oben zu. Die Sachsen jubelten, bis sie heiser waren, denn Liofas Triumph war ein Zeichen für ihren bevorstehenden Sieg. Liofa selbst hatte nur noch Zeit, sich Cuneglas’ Schwert zu greifen, dann lief er behende vor den Männern davon, die ihn rachsüchtig verfolgten. Er ließ sie mühelos hinter sich; dann drehte er sich um und verspottete sie. Er brauchte nicht mit ihnen zu kämpfen, denn er hatte seinen Herausforderungskampf gewonnen. Er hatte einen feindlichen König getötet und zweifelte nicht daran, daß die sächsischen Barden das Lied von Liofa, dem Schrecklichen, sangen, dem Mann, der Könige erschlagen hatte. Er hatte den Sachsen den ersten Sieg des Tages geschenkt.
    Arthur saß ab; er und ich bestanden darauf den toten Cuneglas zu seinen Männern zurückzutragen. Wir weinten beide. In all den Jahren hatten wir keinen zuverlässigeren

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