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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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von Modron war im Lauf der Jahre zerbrochen und war so klein, daß höchstens ein Kind in ihm fahren konnte – falls es überhaupt möglich war, ihn wieder zusammenzusetzen. Das Halfter von Eiddyn war ein Ochsenhalfter aus zerfransten Stricken und rostigen Eisenringen – so verkommen, daß
    nicht einmal der ärmste Bauer es noch benutzt hätte. Der Dolch von Laufrodedd war stumpf, mit breiter Klinge und einem zerbrochenen Holzgriff, während der Schleifstein von Tudwal so abgeschürft war, daß
    jeder Handwerker sich schämen würde, so etwas sein eigen zu nennen. Der Mantel von Padarn war fadenscheinig und geflickt, das Kleidungsstück eines Bettlers, aber immer noch in besserem Zustand als der Umhang von Rhegadd, der seinem Träger Unsichtbarkeit gewähren sollte, jetzt aber nur noch aus Spinnweben zu bestehen schien. Die Schale von Rhygenydd war eine flache Holzplatte mit so vielen Rissen, daß sie kaum noch benutzt werden konnte, während das Wurfbrett von Gwenddolau ein altes, verzogenes Stück Holz war, auf dem die Spielmarkierungen kaum noch zu erkennen waren. Der Ring von Eluned sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Kriegerring, ein einfacher Metallreif, wie die Speerkämpfer sie sich aus den Waffen ihrer gefallenen Feinde schmieden, aber wir alle hatten besser erhaltene Ringe weggeworfen als den Ring von Eluned. Nur zwei der Kleinodien besaßen wirklichen Wert. Das eine war Excalibur, das Schwert von Rhydderch, von Gofannon persönlich in der Anderwelt geschmiedet, das andere war der Kessel von Clyddno Eiddyn. Und nun waren sie alle, wertlose wie wertvolle, von Feuer umgeben, um als Signal für die fernen Götter zu dienen.
    Der Himmel klarte weiter auf, obwohl sich am südlichen Horizont noch ein paar Wolken türmten, und während wir tiefer und tiefer in die Nacht der Toten hineingingen, flammten Blitze auf. Diese Blitze waren das erste Zeichen der Götter, und weil ich Angst vor ihnen hatte, berührte ich das Eisen an Hywelbanes Heft; doch diese hellen Blitze waren noch weit, weit entfernt, vielleicht über dem fernen Meer, vielleicht sogar noch weiter über Armorica. Eine Stunde oder länger zuckten die Blitze über den südlichen Himmel, immer aber völlig lautlos. Einmal schien sich eine ganze Wolke von innen zu entzünden, und wir alle keuchten angstvoll auf, während Bischof Emrys das Kreuzeszeichen machte.
    Die fernen Blitze verblaßten, und nur das große Feuer tobte weiterhin in den Wällen von Mai Dun. Es war ein Signal zum Überqueren des Abgrunds von Annwn, eine Feuersbrunst, die bis in die Finsternis zwischen den Welten leuchten sollte. Was werden die Toten wohl denken, fragte ich mich. Drängte sich eine Horde von Schattenseelen rings um Mai Dun, um Zeuge der Beschwörung der Götter zu sein? Ich stellte mir vor, wie die Spiegelung dieser Flammen auf den Klingen der Schwerterbrücke flackerte und vielleicht sogar bis in die Anderwelt selbst hinüberdrang, und muß gestehen, daß ich Angst hatte. Die Blitze waren verloschen, und im Moment schien es nichts weiter zu geben als das Lodern der großen Feuer, und dennoch waren wir uns alle, glaube ich, dessen bewußt, daß die Welt schaudernd vor einer Veränderung stand.
    Und irgendwann im Verlauf dieser Stunden kam das nächste Zeichen. Es war Galahad, der es als erster entdeckte. Er bekreuzigte sich, starrte zum Fenster hinaus, als wollte er seinen Augen nicht trauen, und zeigte hinauf, hoch über die dicke Rauchwolke, die einen Schleier über die Sterne legte. »Seht ihr das?« fragte er uns, und wir alle drängten uns ans Fenster, um zum Himmel emporzublicken.
    Und ich sah, daß die Lichter des Nachthimmels gekommen waren. Wir alle hatten derartige Lichter schon gesehen, wenn auch nur selten, aber daß sie in dieser Nacht auftauchten, war zweifellos bedeutungsvoll. Anfangs war es nichts als ein blauschimmernder Dunst im Dunkeln, langsam jedoch wurde der Dunst kräftiger und heller, und zu dem Blau gesellte sich ein roter Feuervorhang, der wie ein gekräuseltes Tuch zwischen den Sternen hing. Merlin hatte mir erklärt, daß solche Lichter im hohen Norden alltäglich seien, diese jedoch hingen bei uns im Süden, und dann wurde der ganze Raum über unseren Köpfen unvermittelt und prachtvoll von blauen, silbernen und karmesinroten Kaskaden durchschossen. Um besser sehen zu können, liefen wir alle in den Hof hinunter, wo wir ehrfürchtig stehenblieben, während der Himmel leuchtete. Vom Hof aus konnten wir die Feuer von Mai Dun nicht mehr sehen,

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