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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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den Abgrund von Annwn überquerten. In dieser Nacht kam die geisterhafte Prozession der Schattenkörper zu Besuch auf die Erde, auf der sie einst geatmet, geliebt und den Tod gefunden hatten. Da viele auf Mai Dun gestorben waren, würde der Hügel heute nacht von ihnen wimmeln, und dabei dachte ich natürlich auch an Dians kleinen Schattenkörper, der zwischen den Ruinen von Ermids Halle umhergeisterte.
    Arthur kam in die Halle hinauf, und unwillkürlich dachte ich, wie anders er doch aussah, wenn Excalibur nicht in der kreuzweise verzierten Scheide an seiner Seite hing. Als er sah, daß es aufgehört hatte zu regnen, knurrte er etwas; dann hörte er sich Bischof Emrys’
    Bitte an. »Meine Speerkämpfer werden auf den Straßen auf und ab gehen«, versicherte er dem Bischof, »und solange Ihre Leute die Heiden nicht belästigen, wird ihnen niemand etwas antun.« Von einem Sklaven ließ er sich ein Horn voll Met geben und wandte sich wieder an den Bischof. »Ich wollte ohnehin mit Euch sprechen«, sagte er und erzählte dem Bischof von den Sorgen, die er sich wegen König Meurig von Gwent machte. »Wenn Gwent nicht kämpft«, warnte Arthur Emrys,
    »werden die Sachsen uns überlegen sein.«
    Emrys erbleichte. »Gwent wird Dumnonia doch nicht im Stich lassen!«
    »Gwent ist bestochen worden, Bischof«, mischte ich mich ein und berichtete ihm, daß Aelle Meurigs Missionare auf sein Gebiet geholt hatte. »Solange Meurig glaubt, es gäbe eine Chance, die Sais zu bekehren«, fuhr ich dann fort, »wird er nicht das Schwert gegen sie erheben.«
    »Bei der Vorstellung, die Sachsen zu bekehren, sollte ich jubilieren«, sagte Emrys fromm.
    »Lieber nicht«, warnte ich ihn. »Sobald diese Priester ihren Zweck erfüllt haben, wird Aelle ihnen die Kehle durchschneiden.«
    »Und anschließend uns«, setzte Cuneglas grimmig hinzu. Er und Arthur hatten beschlossen, dem König von Gwent gemeinsam einen Besuch abzustatten, und Arthur drängte Emrys, sich ihnen doch anzuschließen. »Auf Euch wird er hören, Bischof«, sagte Arthur, »und wenn Ihr ihn überzeugen könnt, daß die Sachsen eine größere Gefahr für Dumnonias Christen sind als ich, wird er seine Meinung vielleicht revidieren.«
    »Ich werde mit Freuden mitkommen«, erklärte Emrys. »Mit Freuden!«
    »Aber wenigstens«, sagte Cuneglas grimmig, »wird man den jungen Meurig überreden müssen, mein Heer durch sein Gebiet ziehen zu lassen.«
    Arthur blickte beunruhigt auf. »Könnte er das verweigern?«
    »Das sagen jedenfalls meine Informanten«, antwortete Cuneglas und zuckte die Achseln. »Doch wenn die Sachsen wirklich kommen, Arthur, werde ich sein Gebiet durchqueren, ob er mir die Erlaubnis gibt oder nicht.«
    »Dann kommt es zum Krieg zwischen Gwent und Powys«, stellte Arthur bitter fest, »und das wird niemandem helfen als den Sais.« Er erschauerte. »Warum hat Tewdric nur auf den Thron verzichtet?«
    Tewdric war Meurigs Vater, und obwohl er ein Christ war, hatte er seine Männer stets an Arthurs Seite gegen die Sachsen geführt. Der letzte rote Lichtschimmer im Westen verblaßte. Für kurze Zeit hing die Welt zwischen Licht und Dunkelheit, dann verschluckte uns der Abgrund. Vom Wind ausgekühlt, standen wir am Fenster und beobachteten, wie die ersten Sterne durch die Löcher in den Wolken blinkten. Der zunehmende Mond stand tief über dem südlichen Meer; sein Licht leuchtete hinter einer Wolke hervor, die sich vor den Kopf des Sternbilds der Schlange geschoben hatte. Die Nacht brach herein am Vorabend von Samhain, und die Toten waren im Anmarsch. In den Häusern von Durnovaria wurden ein paar Feuer entzündet, das Land draußen lag jedoch in tiefer Finsternis, und nur ein Mondstrahl versilberte eine Baumgruppe am Hang eines fernen Hügels. Mai Dun war nichts als ein dräuender Schatten im Dunkeln, eine schwarze Form im schwarzen Herzen der tiefen Nacht. Die Dunkelheit wurde dichter, weitere Sterne erschienen, und der Mond jagte wild durch die zerfetzten Wolken. Die Toten strömten jetzt über die Schwerterbrücke und waren unter uns, obwohl wir sie nicht sehen und hören konnten, aber sie waren da, hier im Palast, auf den Straßen, in jedem Tal, jeder Stadt, jedem Haus von Britannien, und auf den Schlachtfeldern, wo so viele Seelen aus ihren irdischen Körpern gerissen worden waren, versammelten sie sich in Scharen so dicht wie Schwärme von Staren. Dian wandelte unter den Bäumen von Ermids Halle, und immer noch zogen die Schattenkörper über die

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