Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Schwerterbrücke, um die Insel Britannien zu füllen. Eines Tages, dachte ich mir, werde auch ich in dieser Nacht herkommen, um meine Kinder, ihre Kinder und Kindeskinder zu sehen. Denn für alle Zeiten, dachte ich, wird meine Seele am Vorabend von Samhain auf der Erde wandeln.
    Der Wind legte sich. Wieder war der Mond von einer dichten Wolkenbank verdeckt, die über Armorica hing, aber der Himmel über uns war klar. Die Sterne, bei denen die Götter wohnten, funkelten im leeren Raum. Culhwch war in den Palast zurückgekehrt und kam zu uns ans Fenster, wo wir uns drängten, um die Ereignisse der Nacht zu beobachten. Gwydre war aus der Stadt nach Hause gekommen, fand es aber nach einiger Zeit langweilig zu starren, und ging hinaus, um seine Freunde bei den Speerkämpfern des Palastes zu besuchen.
    »Wann sollen die Riten beginnen?« erkundigte sich Arthur.
    »Noch lange nicht«, warnte ich ihn. »Bevor die Zeremonie beginnt, müssen die Feuer sechs Stunden lang brennen.«
    »Und wie wird Merlin die Stunden zählen?« wollte Cuneglas wissen.
    »In seinem Kopf, Lord König«, antwortete ich.
    Die Toten befanden sich in unserer Mitte. Der Wind hatte sich ganz gelegt, und in der Stille heulten die Hunde in der Stadt. Die Sterne, von silbergerandeten Wolken umrahmt, wirkten unnatürlich hell. Und dann flammte in dem Dunkel inmitten der tiefen Dunkelheit der Nacht auf Mai Duns breitem, wallgekröntem Gipfel urplötzlich das erste Feuer auf: Die Beschwörung der Götter hatte begonnen.

    S ekundenlang schlug jene erste Flamme hell und rein über Mai Dun empor; dann breitete sich das Feuer aus, bis das weite, von den sanft abfallenden Graswällen der Festung eingeschlossene Rund von einem matten, rauchigen Licht erfüllt war. Ich stellte mir vor, wie die Männer ihre Fackeln tief in die hohen, breiten Hecken stießen, um dann mit der Flamme weiterzulaufen und den Brand bis in die Spirale in der Mitte oder zu den äußeren Ringen zu tragen. Das Brennholz fing zunächst nur langsam Feuer; die Flammen kämpften gegen die zischende Nässe der Hölzer über ihnen, doch allmählich brachte die Hitze die Nässe zum Verdampfen, und der Schein der Flammen wurde immer heller, bis das Feuer zuletzt die ganze, riesige Anlage ergriffen hatte und gigantisch und triumphierend in die Nacht emporloderte. Die gesamte Hügelkuppe war jetzt ein Flammenmeer, ein kochender Aufruhr von Bränden, über dem der Rauch, rot gefärbt, in den Himmel aufstieg. So hell leuchteten die Feuer, daß sie ihre flackernden Schatten bis nach Durnovaria schickten, wo die Straßen von Menschen wimmelten; manche waren sogar auf Dächer geklettert, um die Feuersbrunst besser betrachten zu können.
    »Sechs Stunden?« fragte Culhwch ungläubig.
    »Das hat Merlin mir gesagt.«
    Culhwch spie aus. »Sechs Stunden! Ich sollte wieder zu meinem Rotschopf gehen.« Aber er ging nicht, keiner von uns verließ seinen Platz; statt dessen beobachteten wir alle den Tanz der Flammen über dem Hügel. Vor uns sahen wir den Scheiterhaufen Britanniens, das Ende der Geschichte, die Beschwörung der Götter, und wir beobachteten ihn in gespanntem Schweigen, als erwarteten wir, daß sich der dunkelgraue Rauch durch das Herabsteigen der Götter teile. Es war Arthur, der die Spannung durchbrach. »Essen«, sagte er barsch. »Wenn wir sechs Stunden warten sollen, können wir genausogut essen.«
    Es gab kaum Gespräche während der Mahlzeit, und wenn, dann drehten sie sich um König Meurig von Gwent und die gefürchtete Möglichkeit, daß er seine Speerkämpfer aus dem bevorstehenden Krieg heraushalten werde. Falls es, so dachte ich immer wieder, überhaupt zu einem Krieg kommt. Immer wieder sah ich zum Fenster hinaus auf die lodernden Flammen und den wallenden Rauch. Ich versuchte den Ablauf der Stunden zu schätzen, in Wirklichkeit hatte ich jedoch keine Ahnung, ob eine Stunde oder zwei vergangen waren, als wir die Mahlzeit beendet hatten und wieder an dem großen, offenen Fenster standen, um zu Mai Dun hinüberzublicken, wo zum allererstenmal alle Kleinodien Britanniens zusammengetragen worden waren. Da war der Korb von Garanhir, eine weidengeflochtene Schale, die vielleicht einen Laib Brot und ein paar Fische faßte, obwohl das Geflecht inzwischen so ausgefranst war, daß jede Hausfrau, die auf sich hielt, den Korb schon lange den Flammen übergeben hätte. Das Horn von Bran Galed war ein Ochsenhorn, schwarz vor Alter und an den mit Blech eingefaßten Rändern abgestoßen. Der Streitwagen

Weitere Kostenlose Bücher