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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gute Christen jene, die sich nicht am Aufstand gegen Arthur beteiligt haben.«
    »War es denn wirklich ein Aufstand?« fragte Emrys. »Ich glaube vielmehr, es war ein Wahn, Lord Derfel, herbeigeführt durch eine fromme Hoffnung, und ich wage zu behaupten, daß Merlin heute genau das gleiche beabsichtigt. Vermutlich wird er enttäuscht werden, genau wie viele von meinen armen Leuten im letzten Jahr enttäuscht wurden. Doch bei der Enttäuschung in dieser Nacht – was könnte da nicht alles geschehen? Deswegen bin ich hier.«
    »Was könnte denn geschehen?« wollte Cuneglas wissen. Emrys zuckte die Achseln. »Wenn Merlins Götter nicht erscheinen, Lord König – wem wird man wohl die Schuld daran in die Schuhe schieben? Den Christen. Und wen wird der Mob abschlachten? Die Christen.« Emrys schlug das Kreuz. »Ich möchte Arthurs Zusicherung, daß er uns beschützen wird.«
    »Die wird er Euch bestimmt mit Freuden geben«, warf Galahad ein.
    »Für Euch, Bischof, wird er das sicher tun«, ergänzte ich. Emrys hatte sich Arthur gegenüber immer loyal verhalten, und außerdem war er ein guter Mann, selbst wenn seine Ratschläge so schwerfällig waren, wie sein alter Körper sich bewegte. Genau wie ich war der Bischof Mitglied des Kronrats, jener Körperschaft, die Mordred angeblich mit Rat und Tat zur Seite stand; nun aber, da unser König als Gefangener in Lindinis lebte, trat dieser Kronrat kaum noch zusammen. Arthur besprach sich mit den Kronräten persönlich, um dann seine eigene Entscheidung zu treffen, aber die einzigen Entscheidungen, die wirklich getroffen werden mußten, waren jene, die Dumnonia auf die sächsische Invasion vorbereiten sollten, und wir alle waren es zufrieden, daß Arthur diese Last für uns auf sich nahm.
    Ein gegabelter Blitz zischte zwischen den grauen Wolken hindurch, und gleich darauf donnerte es so laut, daß wir uns alle unwillkürlich duckten. Der Regen, bis jetzt schon schwer, wurde unvermittelt noch stärker; wütend hämmerte er auf die Dächer und schäumte das schmutzige Wasser auf, das durch Durnovarias Straßen und Gassen lief. Auf dem Boden der Halle bildeten sich Pfützen.
    »Vielleicht«, sagte Cuneglas säuerlich, »wollen die Götter nicht beschworen werden.«
    »Merlin sagt, daß sie weit von uns entfernt sind«, entgegnete ich.
    »Deswegen kann dieser Regen gar nicht von ihnen kommen.«
    »Was doch bestimmt beweist, daß ein größerer Gott hinter dem Regen steckt«, behauptete Bischof Emrys.
    »Auf Euer Gebet hin?« erkundigte sich Cuneglas giftig.
    »Ich habe nicht um Regen gebetet, Lord König«, antwortete Emrys sanft. »Aber wenn es Euch beruhigt, werde ich darum beten, daß der Regen aufhört.« Damit schloß er plötzlich die Augen, breitete die Arme aus und legte den Kopf im Gebet zurück. Die Feierlichkeit dieser Geste wurde allerdings durch einen Tropfen Regenwasser gestört, der durch die Dachziegel drang und dem Bischof direkt auf die tonsurierte Stirn fiel; dennoch beendete er sein Gebet und schlug fromm das Kreuzeszeichen.
    Und wie durch ein Wunder begann der Regen im selben Moment, da Emrys’ mollige Hand auf seinem schmutzigen Gewand das Kreuzeszeichen machte, allmählich nachzulassen. Ein paar kräftige Schauer wurden noch vom Westwind herangetragen, aber das Trommeln auf dem Dach hörte unvermittelt auf, und die Luft zwischen unserem hochgelegenen Fenster und Mai Duns Hügelkuppe begann aufzuklaren. Der Hügel lag immer noch finster unter den grauen Wolken, und in der alten Festung war nichts zu sehen außer einer Handvoll Speerkämpfer, die die Wälle bewachten, und weiter unten ein paar Pilger, die sich so hoch, wie sie es irgend wagten, auf dem Hügelhang niedergelassen hatten. Emrys wußte nicht recht, ob er über die Wirksamkeit seines Gebetes erfreut oder davon bedrückt sein sollte; wir übrigen waren jedoch beeindruckt, vor allem als die Wolkendecke im Westen aufriß und ein wäßriger Sonnenstrahl die Hänge von Mai Dun grün aufleuchten ließ.
    Sklaven brachten uns gewärmten Met und kaltes Wildbret, aber ich hatte keinen Appetit. Statt dessen beobachtete ich, wie die Nachmittagssonne tiefer sank und die Wolken sich in Fetzen auflösten. Der Himmel wurde klar, und im Westen über dem fernen Lyonesse verwandelte er sich in eine riesige rote Flammenhölle. Der Vorabend von Samhain zog herauf, und in ganz Britannien, ja, sogar im christlichen Irland stellten die Menschen Speisen und Getränke für die Toten hinaus, die auf der Schwerterbrücke

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