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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Tochter in jener Nacht im Hof des Palastes? Ihre Seele muß auf Erden geweilt haben, denn es war der Vorabend von Samhain, und plötzlich standen mir Tränen in den Augen, weil ich mich an den Schmerz über den Verlust eines Kindes erinnerte. Ich konnte nicht im Palasthof von Durnovaria stehenbleiben, während Gwydre starb und Mardoc litt. Ich wollte nicht nach Mai Dun reiten, aber ich würde Ceinwyn nie wieder unter die Augen treten können, wenn ich nichts unternahm, um den Tod eines Kindes zu verhindern. Also folgte ich Arthur und Galahad. Culhwch hielt mich zurück. »Gwydre ist der Sohn einer Hure«, warnte er mich so leise, daß Arthur es nicht hören konnte. Ich wollte mich nicht auf einen Disput über die Abstammung von Arthurs Sohn einlassen. »Wenn Arthur allein reitet«, antwortete ich statt dessen, »wird er zu Tode kommen. Auf diesem Hügel da drüben warten vierzig Schwarzschilde!«
    »Wenn wir mitreiten, werden wir uns Merlin zum Feind machen«, warnte mich Culhwch.
    »Wenn wir nicht mitreiten«, entgegnete ich, »werden wir uns Arthur zum Feind machen.«
    Cuneglas trat an meine Seite. »Nun?«
    »Ich reite mit Arthur«, antwortete ich ihm. Ich wollte nicht, aber ich konnte nicht anders. »Issa!« rief ich laut. »Ein Pferd!«
    »Wenn Ihr reitet«, knurrte Culhwch, »werde ich wohl mitkommen müssen. Nur um dafür zu sorgen, daß Euch nichts geschieht.« Und auf einmal riefen wir alle nach Pferden, Waffen und Schilden. Warum wir ritten? Ich habe oft über jene Nacht nachgedacht. Ich sehe immer noch die flackernden Lichter, die den Himmel erschütterten, rieche den Rauch, der von Mai Duns Gipfel herübertrieb, und spüre das Gewicht der Magie, die auf Britannien lastete, und dennoch ritten wir. Ich weiß, daß ich in jener flammendurchtosten Nacht völlig verwirrt war. Die Trauer über den Tod eines Kindes trieb mich an, die Erinnerung an Dian und meine Schuldgefühle darüber, daß ich Gwydre zugeredet hatte, nach Durnovaria zu kommen, vor allem aber meine Liebe zu Arthur. Und was war mit meiner Liebe zu Merlin und Nimue?
    Ich glaube, ich hatte nie das Gefühl, daß die beiden mich brauchten, aber Arthur brauchte mich, und als Britannien in jener Nacht zwischen den Feuern und dem Licht gefangen war, ritt ich aus, um seinen Sohn zu suchen.
    Wir ritten zu zwölft. Arthur, Galahad, Culhwch, Derfel und Issa aus Dumnonia, die übrigen waren Cuneglas und seine Männer. Wenn man die Geschichte heute überhaupt noch erzählt, dann bringt man den Kindern bei, daß Arthur, Galahad und ich die Vernichter Britanniens seien, in Wirklichkeit aber waren wir in jener Nacht der Toten zwölf Reiter. Wir trugen keine Rüstung, nur unsere Schilde, doch jeder Mann hatte einen Speer und ein Schwert dabei.
    Die Menschen in den vom Feuer erleuchteten Straßen wichen angstvoll zur Seite, als wir auf das Südtor von Durnovaria zusprengten. Das Tor stand offen wie an jedem Vorabend von Samhain, um den Toten Einlaß in die Stadt zu gewähren. Wir duckten uns unter den Querbalken des Tores hindurch und galoppierten süd-und westwärts zwischen den Feldern hindurch, auf denen dichtgedrängt die Menschen standen und wie gebannt zu der Mischung aus Flammen und Rauch emporstarrten, die von der Hügelkuppe herabströmte. Arthur legte ein so erschreckendes Tempo vor, daß ich mich an meinen Sattelknauf klammern mußte, weil ich befürchtete, sonst abgeworfen zu werden. Die Mäntel flatterten hinter uns her, die Schwertscheiden schlugen auf und ab, und der Himmel über uns war voll Rauch und Licht. Ich roch das brennende Holz und hörte das Knistern der Flammen, lange bevor wir die Hänge des Hügels erreichten.
    Niemand versuchte uns aufzuhalten, als wir die Pferde hügelauf trieben. Erst als wir das komplizierte Labyrinth des Torwegs erreichten, wollten uns ein paar Speerkämpfer den Weg versperren. Arthur kannte die Festung gut, denn als er mit Guinevere in Durnovaria lebte, waren sie im Sommer häufig auf den Gipfel hinaufgestiegen, daher führte er uns sicher durch die gewundenen Passagen, und dort wurden wir von drei Schwarzschilden mit ihren Speeren aufgehalten. Arthur zögerte keine Sekunde. Er rammte Llamrei die Fersen in die Flanken, legte seinen langen Speer ein und ließ Llamrei losgaloppieren. Die Schwarzschilde wichen zur Seite und stießen hilflose Rufe aus, während die kraftvollen Pferde vorüberdonnerten.
    Die Nacht bestand jetzt nur noch aus Lärm und Licht. Der Lärm kam von den mächtigen Feuern, in deren Kern ganze

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