Ascalon – Das magische Pferd, Band 2: Ascalon – Das magische Pferd. Das Geheimnis der Maya (German Edition)
hatte, als er auf den Birkenhof gekommen war. Die Besitzerin, Madame de Chevalier, war völlig verzweifelt gewesen und hatte ihn daher Muriels Mutter anvertraut, die ihm allerdings auch nicht hatte helfen können. Am Ende hatte die Madame de Chevalier Ascalon nur noch loswerden wollen und so hatte er eine neue Heimat auf dem Birkenhof gefunden.
»Er mag mich wohl.« Muriel grinste.
»Ja, ich hörte schon, dass du einen guten Einfluss auf ihn hast.« Ihr Vater trat näher und klopfte Ascalon freundschaftlich auf den Hals. »Deine Mutter sagt, er benimmt sich tadellos, seit du dich um ihn kümmerst.«
»Muriel hat ihn geheilt!«, mischte sich Vivien in das Gespräch ein. »Seit er weiß, dass er hierbleiben kann, beißt er nicht mehr und lässt sich von allen streicheln.«
»Seit er es weiß?« Christian Vollmer runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Vivien, das ist doch Blödsinn«, versuchte Muriel ihre Schwester aufzuhalten, bevor sie weiterplapperte. Aber Vivien war nicht zu bremsen. »Zuerst hat er Mama gebissen. Und nach mir hat er auch geschnappt. Dann hat er dem Makler den Anzug zerfetzt und den Jeep seiner Besitzerin demoliert. Ich hatte mächtig Angst vor ihm. Aber dann hat Mama gesagt, dass er hierbleiben kann, und Muriel hat es ihm erzählt. Jetzt ist er gaaanz lieb.«
»Stimmt das?« Christian Vollmer blickte seine älteste Tochter von der Seite her an.
»Na ja, irgendwie schon.« Muriel sah verlegen zu Boden und suchte nach den richtigen Worten. »Ich glaube, er fühlt sich hier wohl.«
»Ist ja auch kein Wunder, so wie du dich um ihn kümmerst.« Ihr Vater lachte. »Wenn da man nicht versteckte Talente schlummern«, sagte er. »Vielleicht solltest du ja ernsthaft darüber nachdenken, in die Fußstapfen deiner Mutter zu treten, wenn sie sich mal zur Ruhe setzt. Sie ist wirklich sehr beeindruckt davon, wie du diesen Wildfang gezähmt hast.«
»Also wirklich, Paps. Das ist doch noch so lange hin.« Muriel lachte. Sie war sehr erleichtert, dass ihr Vater die Besonderheiten bei ihr suchte und nicht bei Ascalon, und fügte hinzu: »Ich kann es mir ja mal überlegen. Aber das Wichtigste ist, dass Ascalon wieder ganz gesund ist.«
»… und dass er hierbleiben kann«, ergänzte ihr Vater in Anspielung auf frühere Diskussionen, in denen Muriel sich so sehr ein eigenes Pferd gewünscht hatte. »Bei dir.«
»Stimmt!« Muriel schlang die Arme um Ascalons Hals. »Den gebe ich nie wieder her.«
»Nun, vielleicht kannst du dich trotzdem mal für eine Viertelstunde von ihm trennen.« Ihr Vater schmunzelte und fuhr an Vivien gewandt fort: »Und du auch von Nero. Teresa hat das Abendessen heute zeitig fertig gemacht, damit ihr vor dem Ausritt noch einen Happen zu essen bekommt. Sie hat mich gebeten, euch hereinzuholen.«
Das Königsgrab
»Hört mal, was hier steht!«
Ehe sich die Familie nach dem Abendessen wieder zerstreute, breitete Teresa eine Zeitung aus und sagte: »Es ist doch wirklich seltsam, dass ich den Artikel ausgerechnet heute in den Willenberger Nachrichten gefunden habe.« Sie nahm ihre Lesebrille zur Hand, setzte sie auf die Nase und las so laut, dass es alle hören konnten:
»Forscher stolpert in Priestergrab.
Durch Zufall entdeckten Archäologen im Hochland Guatemalas die sterblichen Überreste eines Maya-Priesters. Und das auf sehr ungewöhnliche Weise. Einer der Forscher brach in der Nähe von Tikal durch die Decke einer Grabkammer ein.
Die Archäologen fanden tönernes Geschirr, Gebeine und eine alte Trommel, Jadeschmuck und ein Jaguarfell. Im Erdreich des fünf Meter langen Hohlraums lagen zudem kleine Tonfiguren. Sie waren als Begleiter in die Welt der Toten beigefügt worden. Bei den Gebeinen in dem Grab muss es sich um die Überreste eines hochrangigen Maya-Priesters handeln, so lautet der erste Schluss aus dem frischen Fund im Regenwald.
Das wertvollste Stück aus dem Grab aber ist ein hervorragend erhaltenes Dokument aus Rindenpapier. Dabei handelt es sich um eines der wenigen noch erhaltenen Schriftstücke der Maya, einen sogenannten Kodex* aus kleinen Blättern, die wie ein Faltbuch gebunden sind. In der Hoffnung, einen weiteren dunklen Fleck in der Geschichte der Maya zu erhellen, wurde der kostbare Fund sofort nach Mexiko-Stadt geflogen, wo der Kodex in den kommenden Wochen entschlüsselt werden soll.«
»Na toll, ein paar Scherben, Knochen und ein altes Stück Papier.« Mirko verzog geringschätzig das Gesicht. »Ich weiß wirklich nicht, was daran so interessant
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