Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
errichteten Wände zierten Wandteppiche und Bilder, von denen eines den jungen König Artus zeigte, der das Schwert Excalibur aus einem Stein zog.
Ein dicker roter Knüpfteppich mit aufwendigem Muster erstreckte sich über die ganze Länge des Gangs, der nur schwach von ein paar Talglichtern erhellt wurde. Die weiche Unterlage dämpfte die Schritte und gab Muriel das Gefühl, auf einer federnden Wolke zu laufen. Sie bemerkte, dass es außer den Talglichtern an den Wänden auch noch drei geschmiedete Kronleuchter gab, die von der gewölbten Decke in der Mitte des Ganges herabhingen. Mit Kerzen bestückt, hätten sie den Flur sicher in königliches Licht getaucht. Die Spinnweben zwischen den Streben, die dicke Staubschicht und die heruntergebrannten Talglichtstumpen in den Halterungen ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass sie schon lange nicht mehr entzündet worden waren.
Auch wenn dies ein Teil der Burg und die Heimat einer edlen Lady war, so war es doch offensichtlich, dass es sich um ein Gefängnis handelte.
Der Earl of Somerset führte Muriel zu einer Tür am Ende des Gangs, klopfte an und wartete. Es dauerte nicht lange, da wurde die Tür geöffnet. Eine Zofe mit ergrautem Haar und einem vom Alter gezeichneten Spitzmausgesicht spähte aufmerksam in den Gang hinaus. Als sie sich vergewissert hatte, dass Muriel und der Earl allein waren, hellte sich ihr Gesicht auf. »Es ist der Earl, in Begleitung der neuen Zofe!«, sagte sie in den Raum hinein und gab den beiden durch ein Handzeichen zu verstehen, dass sie eintreten sollten.
»Owen! Mein lieber Freund, wie schön Euch zu sehen.«
Lady Guinevere saß in einem mit dickem roten Samt gepolsterten Stuhl am Fenster und stickte. Mit der weißen Haube, die ihr leicht ergrautes Haar bedeckte, der weißen Bluse und dem langen, schlichten dunkelblauen Kleid wirkte sie mehr wie ein Hausmütterchen als eine Königin. Aber der Eindruck verflog augenblicklich, als sie die Stickerei aus der Hand legte und sich erhob, um die beiden zu begrüßen. Jede ihrer Bewegungen war so anmutig und voller Würde, dass Muriel sich für ihre unziemlichen Gedanken schämte. Lady Guinevere war zweifellos älter als ihre Mutter, aber weder das Alter noch die Sorge um Artus und die lange Einsamkeit in der Gefangenschaft schienen ihrer hoheitlichen Ausstrahlung etwas anhaben zu können.
Niemals zuvor war Muriel jemandem begegnet, auf den die Bezeichnung majestätisch besser gepasst hätte. Lady Guinevere war mit jeder Faser ihres Körpers eine Königin.
»Mylady.« Der Earl beugte das Knie und verneigte sich untertänig. Muriel wusste im ersten Augenblick nicht, wie sie sich verhalten sollte, entschied sich dann aber für einen tiefen Knicks mit scheu gesenktem Blick, in der Hoffnung, dass es zumindest ein wenig so aussah wie in den Filmen, die sie über das Mittelalter gesehen hatte.
»Ist sie die Zofe, die Ihr für mich ausgewählt habt?«, fragte Lady Guinevere mit samtweicher Stimme. »Ein hübsches Kind, aber noch sehr jung.« Obwohl Muriel den Blick noch immer auf den Boden geheftet hielt, sah sie König Artus’ Gemahlin näher kommen. Den prüfenden Blick, mit dem Lady Guinevere sie musterte, konnte sie förmlich spüren.
»Sehr, sehr jung.«
»Jung ist sie in der Tat«, beeilte sich der Earl zu erklären. »Aber lasst Euch davon nicht täuschen. Sie verfügt über eine Bildung, die so manche Zofe hier am Hof vermissen lässt.«
»Bildung?« Lady Guinevere hob die Stimme etwas an. »Interessant. Was kann sie denn?«
»Sie kann lesen, schreiben und rechnen«, hörte Muriel den Earl sagen. »Und sie weiß es selbstbewusst einzusetzen. Ich war dabei, als sie hartnäckig mit dem Tuchhändler feilschte, der sie für dumm verkaufen wollte. Ich bin überzeugt, sie wird Mary-Ann hervorragend vertreten.«
»Dazu, mein lieber Freund, gehört mehr als nur Bildung.« Es war nicht zu überhören, dass Lady Guinevere noch immer Zweifel an Muriels Fähigkeiten hegte. Muriel spürte, dass der Earl zu einer Antwort ansetzte, doch Lady Guinevere seufzte und sprach einfach weiter: »Aber gut, ich vertraue Euch. Welche Wahl habe ich denn? Lieber eine junge und gebildete Zofe, die Euer Wohlwollen hat, als eine von diesen einfältigen Dingern, die Mordred als Hofdamen zu Diensten sind.« Sie legte eine Hand unter Muriels Kinn und hob ihr Gesicht mit sanftem Druck so weit an, dass sie ihr in die Augen sehen konnte. »Sag mir deinen Namen.«
»Muriel.«
»Die vom glänzenden See.« Lady
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