Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
konnte es gut sein, dass ihr erster Tag in den Diensten von Lady Guinevere auch ihr letzter war.
Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Ascalon zu finden, und der Pflicht, gehorsam zu sein, fühlte sie sich außerstande Wilmas Ausführungen weiter zu folgen. Die Hofdame redete und redete, aber die Worte zogen an Muriel vorbei, ohne dass sie auch nur eines davon verstand. Immer wieder reckte sie sich und versuchte Ascalon in der Menge ausfindig zu machen, aber wohin sie auch blickte, sah sie nichts als Menschen und Waren. Dabei spürte sie ganz deutlich, dass er in der Nähe war. Und nicht nur das. Sie spürte, dass er litt und traurig war, und wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn zu trösten.
Aber der Auftrag, den sie von der Schicksalsgöttin erhalten hatte, band sie an die Hofdame. Sie konnte nichts tun, außer Ascalon einen liebevollen Gedanken zu senden und ihm etwas Hoffnung zu geben.
»... müssen wir vor allem darauf achten, dass ... Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?« Die Stimme der Hofdame hatte einen schneidenden Unterton angenommen.
»Ich ... ja ... ja, natürlich.« Noch während sie das sagte, wusste Muriel, dass Wilma die Lüge durchschauen würde. Nach langen Jahren am Hofe besaß sie vermutlich genügend Erfahrung mit Lügen aller Art und hörte schon am Tonfall, dass es nicht stimmte. Muriel senkte den Blick und wappnete sich innerlich gegen eine Strafpredigt, als sie Wilma sagen hörte: »Herrje, was ist denn da los? Wissen diese Leute denn nicht, dass Mordred Zusammenkünfte und Kundgebungen verboten hat? Der Himmel sei uns gnädig, wenn wir hier inmitten der Menge erwischt werden ...«
Ein lautes Wiehern in unmittelbarer Nähe ließ sie verstummen. Das Geräusch versetzte Muriel einen Stich. Sie blickte auf und sah, was die Hofdame gemeint hatte. Unmittelbar vor ihnen wurde der Weg von einer dichten Menschenmenge blockiert, die sich um etwas drängte, das Muriel nicht erkennen konnte.
Wieder ertönte das Wiehern und diesmal gab es keinen Zweifel, woher es stammte. Muriel handelte sofort. Ohne lange zu überlegen, kletterte sie auf einen leeren Händlerkarren und spähte über die Köpfe der Menge hinweg zu einem freien Platz, auf dem vier Männer ein nussbraunes Pferd mit wallender blonder Mähne zu bändigen versuchten. Es wehrte sich heftig gegen die Stricke, die es hielten, und bäumte sich immer wieder verzweifelt auf.
Ascalon!
Muriel hätte vor Schreck und Entsetzen am liebsten laut aufgeschrien, schluckte das Wort aber im letzten Augenblick herunter. Er war hier. Er hatte sie gefunden, auch ohne den Ring. Doch der Preis dafür war hoch.
»Muriel! Komm sofort da runter!« Die Hofdame war an den Karren getreten und blickte erbost zu ihr auf. »Du bist jetzt eine Zofe. Also benimm dich auch wie eine.«
Muriel hörte gar nicht hin. Wie gebannt hing ihr Blick an Ascalon. War der Traum doch Wirklichkeit gewesen? Hatte sie im Schlaf gesehen, was mit Ascalon geschehen war? Wie es aussah, hatten die Männer ihn eingefangen und versuchten nun ihn auf dem Markt von Camelot zu verkaufen.
»Na, wer bietet als Erster?«, hörte sie den ältesten der Männer ausrufen. »Ihr wollt euch dieses prächtige Pferd doch nicht entgehen lassen?«
»Dieses störrische Pferd, meinst du wohl!«, tönte es aus der Menge. »Das ist kein Pferd, das ist ein Teufel!« Alle lachten.
»Unsinn.« Der Pferdehändler hob abwehrend die Hand. »Es hat nur Angst. Ihr werdet sehen, es ist lammfromm. Jeder wird euch um dieses Prachtstück beneiden.«
»Zwanzig Silberstücke«, meldete sich ein Mann zu Wort.
»Zwanzig?« Der Händler lachte laut auf. »Bist du von Sinnen? Ein Pferd wie dieses ist das Zehnfache wert.«
»Dann beweise uns, dass man es reiten kann!«, kam wieder ein Ruf aus der Menge.
»Ja, reite es.«
»Beweise es!«
»Reiten, reiten!« Die Menge johlte und schrie. Muriel biss sich auf die Unterlippe. Wie gern wäre sie zu Ascalon gelaufen und hätte ihm geholfen. Auf dem Platz versuchte der Händler nun Ascalon so weit zu beruhigen, dass er aufsitzen konnte. Er schien zu wissen, dass er nur dann ein Geschäft machen würde, wenn er beweisen konnte, dass Ascalon zugeritten war. Aber der Wallach dachte gar nicht daran, den feisten Kerl auf seinen Rücken zu lassen. Immer wenn der Händler es fast geschafft hatte, bäumte Ascalon sich auf und warf ihn in den Staub.
Die Menge johlte und lachte und feuerte den Händler an, der mit hochrotem Kopf eine Peitsche zückte. Starr vor Entsetzen
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