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Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon

Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon

Titel: Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Kamm zu entwirren. Das war nicht leicht. Dauernd ziepte und zwackte es sie und manchmal ließ sich eine Klette nur entfernen, indem sie sich Haare ausriss.
    Mit der Kleidung kam Muriel auch nicht allein zurecht. Die weiße Bluse wurde über der Brust geschnürt und ließ sich zum Glück noch leicht anziehen. Indem sie der Zofe beim Überstreifen den Rücken zuwandte, konnte sie verhindern, dass diese die Kette mit dem Schlüssel entdeckte. Ohne Reißverschlüsse und Knöpfe gestaltete sich das Anlegen des Kleides dann allerdings schwierig. Die dünnen Lederschnüre, die den fest gewebten Stoff hielten, verliefen an beiden Seiten von der Hüfte bis fast unter die Achseln. Stellen, die Muriel nur schwer erreichen konnte. Ohne die Hilfe der Zofe hätte sie das Kleid nie angezogen bekommen.
    »Setz dich, damit ich dir die Haare flechten kann«, forderte die junge Frau Muriel auf, als diese fertig angekleidet war.
    Muriel setzte sich auf einen Stuhl und ließ das Flechten geduldig über sich ergehen. »Ich habe Anweisung, dich mit deinen Pflichten vertraut zu machen«, sagte die Zofe, ohne in der Arbeit innezuhalten. »Die anderen sagen, du hättest kein Benehmen – stimmt das?«
    »Blödsinn.« Muriel schüttelte so energisch den Kopf, dass der Zofe der halbfertige Zopf aus der Hand rutschte. »Ich weiß mich sehr wohl zu benehmen. An einem königlichen Hof bin ich allerdings noch nie gewesen. Wenn es etwas gibt, das ich besonders beachten muss, erzähl es mir bitte.«
    »Da gibt es so einiges ...« Die Zofe atmete tief durch und sagte dann: »Um in den Stand einer Zofe zu gelangen, sind verschiedene Dinge nötig. Schönheit, Anmut und ein guter Geschmack in Bezug auf Kleidung und Schmuck sind ebenso wichtig wie Witz, Verstand und natürlich Bildung. Auch gutes Benehmen, ein würdiges Auftreten und Taktgefühl sowie ein heiteres Wesen, geprägt von Sanftmut, Güte und Bescheidenheit, sollten zu den Tugenden einer Zofe zählen. Zurückhaltung, keine unpassende, ausgelassene Heiterkeit oder gedankenlose Bemerkungen gehören ebenso zum guten Benehmen wie die Führung angenehmer Gespräche. Das oberste Gebot einer Zofe ist aber Höflichkeit und Ehrerbietigkeit gegenüber der Herrin. Es versteht sich von selbst, dass du der Lady mit ganzem Herzen und ganzer Seele ergeben sein musst und ihr immer die Wahrheit sagst.« Sie hielt im Flechten inne, schaute Muriel an und fragte: »Hast du das verstanden?«
    »Klingt wie aus einem Lehrbuch.«
    »Das ist es auch.« Die Zofe nickte ernst. »Ich musste es auswendig lernen, ehe ich nach Camallate kam.« Sie nahm eine neue Strähne zur Hand, begann sie einzuflechten und fragte: »Weißt du denn überhaupt, welche Aufgaben dich erwarten?«
    »Ich soll Lady Guinevere unterhalten, ihr etwas vorlesen oder Besorgungen für sie erledigen.« Muriel war stolz, eine Antwort geben zu können.
    »Das ist richtig, aber noch längst nicht alles.« Die Zofe nickte. »Wir haben noch viel mehr Aufgaben. Wir helfen der Lady beim Waschen und beraten sie beim Auswählen und Anlegen von Schmuck und Kleidern. Wir decken den Tisch und tragen die Speisen auf. Außerdem helfen wir der Lady beim Nähen. Wir überbringen Botschaften und verhandeln mit den Kaufleuten. Und wäre Lady Guinevere keine Gefangene, dürften wir sie auch auf die Jagd und zu Festlichkeiten begleiten.«
    »Wir?« Muriel schaute die Zofe fragend an. »Bist du denn auch eine Zofe von Lady Guinevere?«
    »Ja, das bin ich.« Die Zofe nickte. »Ich bin Lillian. Lady Guinevere schickt mich, damit ich dich in allem unterweise, was du wissen musst.«

    Lillian.
    Muriel erschrak.
    »Heute weiß ich, wer es war, der den Schlüssel gestohlen hat. Sie hieß Lillian und war eine Zofe am Hof«, hatte die Göttin zu ihr gesagt. Und nun war es ausgerechnet Lillian, die sich ihrer annahm. »Ich ... ich bin Muriel«, stellte sie sich hastig vor, weil sie spürte, dass sie etwas sagen musste.
    »Ich weiß.« Lillian lachte. »Die anderen haben mir schon von dir erzählt.«
    »Das war bestimmt nichts Gutes.« Muriel seufzte.
    »Sie kennen dich kaum, was erwartest du?« Lillian hörte auf zu flechten, schaute Muriel an und grinste. »Jedenfalls kann ich in deinen Haaren keine Flöhe finden.«
    »Das hätte mich auch sehr gewundert.« Muriel grinste. Lillian schien nett zu sein. Sie benahm sich nicht so überheblich und zickig wie die anderen Zofen – und eigentlich auch nicht wie eine Verräterin.
    »So, fertig.« Lillian hatte alle Haare eingeflochten und

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