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Asche der Welten

Asche der Welten

Titel: Asche der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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vergewissert, dass dieser Bereich nicht kontrolliert wurde. Zu erklären war das nur damit, dass derzeit zu viele andere Dinge Basils Aufmerksamkeit verlangten; sonst hätte er bestimmt für eine lückenlose Kontrolle des Flüsterpalasts gesorgt. »Wir müssen ihn aus seinem Amt entfernen«, sagte Cain leise. Seine Stimme war nur wenig mehr als ein Flüstern. »Warnende Signale kommen sogar vom Erzvater. Vielleicht habt ihr sie bemerkt: Er ändert Teile seiner Reden und kritisiert ihren Inhalt. Der Vorsitzende ist deshalb ziemlich sauer.«
    »Der Erzvater ist ein Narr, wenn er glaubt, der Vorsitzende sei auch nur ansatzweise an seiner Meinung interessiert«, sagte Sarein. Selbst mir hört er kaum mehr zu. »Der Vorsitzende schert sich nicht einmal um die öffentliche Meinung«, sagte Cain. »Er setzt seinen Weg fort und sieht nicht die Notwendigkeit, den Kurs zu ändern. Er würde nie zugeben, einen Fehler gemacht zu haben.«
    »Zum Beispiel in Hinsicht auf den Weisen Imperator?«, fragte Sarein.
    McCammon wirkte recht grimmig und betastete den Dolch an seinem Gürtel. »Bei dem vergeblichen Fluchtversuch auf dem Mond gab es insgesamt siebzehn Tote, Menschen und Ildiraner.« Er schüttelte den Kopf, sehr bestürzt von dem, was er in der Mondbasis erlebt hatte. »Und wer kann es ihm verdenken? Der Vorsitzende hat den Weisen Imperator in eine verzweifelte Lage gebracht.«
    »Wir alle sind in einer verzweifelten Lage«, sagte Sarein. »Und in einer sehr gefährlichen.«
    McCammon richtete einen besorgten Blick auf sie. »Ich kann Ihnen keinen Schutz garantieren, Sarein.«
    »Ich brauche keinen Schutz.«
    »Doch, den brauchen Sie. Der Vorsitzende hat Sie vielleicht einmal geliebt, aber das ist vorbei. Seien Sie nicht blind.«
    Sarein hörte unterdrücktes Gefühl in der Stimme des Captains, und das weckte Unruhe in ihr. »Bitte bringen Sie sich meinetwegen nicht in Gefahr, Captain.«
    »Ich tue, was ich tun muss.« Es klang verärgert. »Das gilt für uns alle«, sagte Cain. »Es ist klar, dass es irgendwann zum großen Knall kommen muss. Doch Proteste auf den Straßen bewirken nicht viel. Das Sonderkommando veranstaltet Razzien und verhaftet alle, die es wagen, offen gegen den Vorsitzenden Stellung zu beziehen. So etwas ist symptomatisch für ein in den letzten Zügen liegendes Regime - die Geschichte kennt viele Beispiele dafür. Was mich betrifft .. . Ich sitze lieber im Wagen des Wandels, anstatt unter seine Räder zu kommen.«
    »Der Vorsitzende stellt ganz klar eine Gefahr für das Überleben der Menschheit dar«, sagte McCammon.
    Jeder Moment an diesem Ort war ein Risiko, und deshalb beschloss Sarein, keine Zeit mehr zu verlieren und den praktischen Aspekt zur Sprache zu bringen. »Wie gehen wir vor? Zwingen wir ihn zum Rücktritt? Wir könnten ihn unter Arrest stellen, bis der Regierungswechsel vollzogen ist.«
    Der stellvertretende Vorsitzende Cain nahm kein Blatt vor den Mund. »Mit halben Maßnahmen kommen wir nicht weiter. Wenzeslas hat sich bestimmt abgesichert.« Er richtete einen ernsten Blick auf Sarein und McCammon. »Wir müssen ihn töten.«

70 VORSITZENDER BASIL WENZESLAS
    Allein in seinem Büro sah sich Basil von den Überwachungssystemen angefertigte Aufzeichnungen an.
    Seine besondere Aufmerksamkeit galt den Bildern, die in der Nacht des Hydroger-Angriffs auf die Erde im Flüsterpalast entstanden waren. Zu viele Fragen in Hinsicht auf die Umstände von Peters und Estarras Flucht blieben offen. Trotz der strengen Sicherheitsmaßnahmen und der Kontrolle durch Captain McCammon und die königlichen Wächter hatten König und Königin damals entkommen können.
    Basil hielt jene Flucht inzwischen für den entscheidenden Wendepunkt bei seinen Problemen - danach hatte sich die Situation immer mehr verschlechtert. Und er musste sich allein mit den Aufzeichnungen befassen, ihr einen Teil seiner kostbaren Zeit widmen, denn es gab niemandem, dem er trauen konnte. Alle waren unzuverlässig geworden oder arbeiteten aktiv gegen ihn.
    Schon seit einer ganzen Weile behielt er Sarein im Auge. Erst waren es allein Sicherheitsgründe, die ihn dazu veranlassten, doch dann steckte mehr Interesse dahinter. Zwischen ihr und dem stellvertretenden Vorsitzenden Cain fanden zu oft »zufällige« Begegnungen statt, noch dazu an ruhigen, abgelegenen Orten. Auch mit McCammon traf sich Sarein öfter als nötig. An diesem Morgen hatten sie, Cain und der Captain die alten, nicht mehr benutzten Kanäle unter dem Flüsterpalast

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