Asche der Welten
energische Tapferkeit, als er fühlte. Als sich der Shuttle dem Palastdistrikt näherte, drückte Vao'sh die Hände ans Fenster, wandte sich an Anton und lächelte. »Ich habe immer einmal den Flüsterpalast sehen wollen. Allerdings hatte ich mir einen Besuch unter anderen Umständen erhofft.«
Kummer erfasste Anton. »Dies alles beschämt mich sehr. Ich kann Sie, den Weisen Imperator und alle Ildiraner nur um Vergebung bitten.«
»Der Vorsitzende hat dies zu verantworten, Erinnerer Anton. Man kann nicht Ihrem ganzen Volk die Schuld an den Taten eines einzelnen Mannes geben.« Der Shuttle landete auf dem Dach des Verwaltungszentrums der Hanse. Man brachte Anton und Vao'sh ins Innere des Gebäudes; in Begleitung von Wächtern warteten sie in einem der Penthouse-Büros.
Mehr als eine Stunde später wurden sie zum Vorsitzenden geführt. Umgeben von breiten Fenstern saß Basil Wenzeslas an einem großen Monitortisch, der keine ökonomischen Diagramme oder dergleichen zeigte, sondern Überwachungsbilder. Der Vorsitzende schien beobachten zu wollen, was um ihn herum geschah. Wenzeslas stand auf, als sie eintraten. In seinem Gesicht zeigte sich Wachsamkeit, aber er begrüßte Anton und Vao'sh so, als wären sie alte Freunde. »Anton Cólicos ... Es freut mich, Sie wiederzusehen! Unser letzter Kontakt liegt Jahre zurück, und in dieser Zeit ist viel geschehen.«
»Es überrascht mich, dass Sie sich überhaupt daran erinnern, Vorsitzender. Meine Mutter wurde nie gefunden, und man entdeckte die Leiche meines Vaters in den Ruinen von Rheindic Co. Keine besonders erfolgreichen Rettungsbemühungen.«
»Aber mit der Bitte, nach Ihren Eltern zu suchen, haben Sie sehr wichtige Ereignisse in Gang gesetzt, was wir damals noch nicht wussten. Als ich Davlin Lotze und Rlinda Kett nach Rheindic Co schickte, entdeckten sie dort die Transportale, die ein solcher Segen für uns waren - bis vor Kurzem.« Der Blick des Vorsitzenden kehrte zu den Überwachungsbildern auf dem Monitortisch zurück. »Admiral Diente ist auf dem Weg zu den Klikiss. Dieses Problem sollte also bald gelöst sein.«
»Freut mich, dass für Sie alles gut läuft«, erwiderte Anton.
Der Vorsitzende wandte sich an Vao'sh. »Soweit ich weiß, sind Sie einer der größten ildiranischen Historiker. Sie können mir helfen.« In Basils Stimme erklang eine sonderbare Schärfe, obwohl er versuchte, einen rationalen Tonfall anzuschlagen. »Ich möchte die Ildiraner besser verstehen. Ganz offensichtlich habe ich den Weisen Imperator falsch eingeschätzt. Er hat sich nicht vernünftig verhalten. Ist das eine kulturelle Sache, oder handelt es sich um eine individuelle Schwäche von Jora'h? Die lange Kontemplationsreise sollte ihm Gelegenheit geben, in sich zu gehen und zu erkennen, was für das Ildiranische Reich und die Hanse am besten ist. Doch er weigert sich noch immer, den kleinen notwendigen Schritt zu tun. Will er nicht zu seinem Volk zurück, das angeblich dringend Führung braucht? Was für eine Art von Herrscher ist er? Ich weiß nicht mehr weiter. Das derzeitige Verhalten des Weisen Imperators ist mir ein Rätsel.«
»Und wir verstehen das Ihre nicht, Vorsitzender.« Vao'sh klang nicht sehr hilfsbereit. »Ehrlich gesagt, Ihr Teil der Geschichte ist uns völlig unverständlich. Es wird mir schwerfallen, die Hanse in einem günstigen Licht darzustellen, wenn ich der Saga der Sieben Sonnen eine Erzählung dieser Ereignisse hinzufüge.«
Es war deutlich zu sehen, wie der Vorsitzende plötzlich den in ihm aufwallenden Zorn niederrang. »An ildiranischer Propaganda oder Gutenachtgeschichten bin ich nicht interessiert. Mir geht es um Informationen, die die Hanse dringend braucht.« Er sah Anton an, der Schlimmes ahnte. »Mr. Colicos, Sie und Erinnerer Vao'sh bleiben auf der Erde. Bringen Sie ihn zur Fakultät für ildiranische Studien an Ihrer Universität. Unsere Gelehrten sollen so viel wie möglich von ihm in Erfahrung bringen.«
51 STELLVERTRETENDER VORSITZENDER ELDRED CAIN
»Nicht schlecht . .. für ein Gefängnis.« Durch das nur von einer Seite transparente Beobachtungssegment schaute Cain in den Arrestbereich.
Zuvor beim Rundgang mit Sarein hatte der stellvertretende Vorsitzende über die gute Tarnung gestaunt: Nichts unterschied diesen Wohnblock von den anderen, die zu einem Apartmentkomplex des unteren Mittelstands gehörten. Doch in seinem Innern war er in fünf voneinander isolierte und streng abgesicherte Wohnungen aufgeteilt, und die Personen darin
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