Asche der Welten
hinter ihrem Kopf.
In ihren privaten Gemächern nahm Estarra ihren kleinen Sohn aus den Armen des Lehrer-Kompi OX, der sich gerade mit dem Kind auf den Weg machen wollte. Der Rauch und das allgemeine Durcheinander hatten den kleinen Reynald so erschreckt, dass er weinte.
OX blieb ruhig. »Bevor wir zu den Liftplattformen eilen, sollten wir eine Decke in Wasser tauchen. Ich wickle sie um den Jungen, damit er geschützt ist, während ich ihn trage.« Als Estarra zögerte, ihm das Kind zu überlassen, fügte er hinzu: »Ich bin körperlich stärker als Sie beide, und Feuer und Rauch können mir nichts anhaben.«
»Er hat recht«, sagte Peter. Er zog eine Decke vom Bett und lief zum Wasserbecken, das Techniker der Roamer installiert hatten. »So hat er eine bessere Chance.«
Draußen breitete sich das Feuer weiter aus. Die Faeros benutzten einige grüne Priester als Übertragungskanäle; dadurch war eine parasitäre Verbindung mit den Verdani entstanden, die die Weltbäume in Fackeln verwandelten. Sekundäre Feuer gingen von ihnen aus, erfassten das Unterholz und verbrannten Büsche und Sträucher.
Peter und Estarra hüllten ihren Sohn in die nasse Decke und banden das schreiende Bündel dem Lehrer-Kompi an die Brust. OX hielt es fest und begleitete König und Königin, als sie über die kurvenreichen Wege der Pilzriff-Stadt zu den peripheren Baikonen liefen.
Peter atmete schwer, trat in die heiße, raucherfüllte Luft und beobachtete, wie Faeros von einem Baum zum nächsten sprangen. Gewöhnliches Feuer loderte am Rand der Lichtung, wo Menschen sich in größter Eile von der Pilzriff-Stadt entfernten.
Theronen drängten sich auf den kleinen Plattformen zusammen und hangelten sich an den Kabeln entlang zum Boden. Die Aufzüge konnten nur eine gewisse Anzahl von Personen tragen und waren nicht für eine solche Evakuierung vorgesehen. Auf einer Plattform standen sechzehn Personen, als der überlastete Aufzug plötzlich nachgab und alle in den Tod stürzten. Peter beobachtete den Vorgang entsetzt und schrie, konnte aber nicht helfen.
Für einen Moment stockte ihm der Atem angesichts des Ausmaßes der Katastrophe. Selbst wenn es alle Bewohner der Stadt bis zum Boden schafften - wie sollten sie den überall züngelnden Flammen entrinnen? Doch ihm blieb keine Zeit, sich in Panik und Kummer zu verlieren oder sich zu fragen, wie dies alles möglich war. Peter musste einen kühlen Kopf bewahren, sein Volk und seine Familie irgendwie in Sicherheit bringen.
Estarra sah das schreckliche Geschehen ebenfalls und traf eine rasche Entscheidung. »Wir müssen klettern.« Sie bemerkte die Sorge in Peters Gesicht und nickte. »Es spielt keine Rolle, dass ich gerade ein Kind bekommen habe. Ich habe den größten Teil meines Lebens damit verbracht, in den Weltbäumen zu klettern. Wir kommen zurecht, wenn OX Reynald tragen kann.«
Peter lächelte entschlossen und rief den verzweifelten Theronen zu: »Wer dazu in der Lage ist, soll klettern! Baumtänzer, helft den anderen. Benutzt die Plattformen nur, wenn ihr nicht klettern könnt.«
Einige der überladenen Plattformen erreichten den Boden; die Leute rannten über die Wiese, der Feuerwand entgegen. Funken von den zuerst in Flammen aufgegangenen Weltbäumen hatten den Baum mit der Pilzriff-Stadt erreicht und ihn ebenfalls in Brand gesetzt. Flammenzungen rasten über die goldene Rinde, verbrannten kleine Blattwedel und verkohlten die Borkenplatten. Schließlich stieg auch Rauch von der Stadt auf.
Dutzende von Theronen kamen der Aufforderung des Königs nach und begannen damit, am Stamm in die Tiefe zu klettern. Peter sah, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. »Also los.«
Mit dem auf der Brust festgebundenen Kind hatte OX die Arme frei. Er zögerte nicht, schwang sich über den Rand und kletterte hinab. Peter hatte den Lehrer- Kompi nie zuvor so flink und behände gesehen - seine Bewegungen ließen keinen Zweifel daran, dass er mit dem Klettern gut zurechtkam.
Estarra folgte ihm und rief den anderen Theronen, die aus der Stadt kamen, ermutigende Worte zu. Peter machte sich ebenfalls an den Abstieg. Rauch und Dampf quollen zwischen den Rindenplatten hervor und verbrannten ihm die Hände, aber er ließ nicht los.
Der Kompi erreichte den Boden, drehte sich um und wartete auf König und Königin. Er rückte das Bündel mit dem Säugling auf seiner Brust zurecht und vergewisserte sich, dass es dem Kind gut ging. Inzwischen hatte der Brand auch das hohe Gras und die Blumen erreicht.
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