Asche zu Asche
in den Stein.
Dann, genauso schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden diese Gefühle wieder. Die dunkle Energie aus Dahlias Blut zog in den Stein ein. Ein wenig von mir floss mit hinein, und ich zog meine Hand zurück.
„Sie hat es geschafft“, sagte Cyrus fast atemlos. „Ich kann es kaum glauben, sie hat es wirklich getan.“
„Was? Was habe ich getan?“ Bevor ich antworten konnte, hob ich den Stein hoch. Er war so kalt, dass es schmerzte, und ich hielt die Luft an, als er meine Hand, dann mein Handgelenk und schließlich meinen Arm in sich aufsog. Ich sah auf meine Füße, jedenfalls dort auf den Boden, wo sie stehen sollten. Ich wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum, aber meine Finger waren nicht mehr da.
Der Raum begann sich zu drehen. Ohne die Sicherheit, dass mein Körper einen bestimmten Raum im Zimmer einnahm, verlor ich das Gleichgewicht für einen Moment und stolperte gegen den Tresen.
„Halt sie fest!“, rief Nathan.
„Wie denn? Ich kann sie nicht sehen!“ Cyrus streckte unsicher die Arme nach mir aus, und ich hielt mich an ihm fest. In der Sekunde, in der er den Stein berührte, verschwand auch er.
Wir standen ganz still und hielten uns aneinander fest. Ich hätte alles Geld der Welt gegeben, um den Gesichtsausdruck von Cyrus in diesem Moment zu sehen.
„Und, jetzt wissen wir, dass es nicht nur Unsichtbarkeit im übertragenen Sinne ist, oder?“, fragte er mit einem bedauernden Lachen, und ich lachte mit ihm.
Jedenfalls funktionierte einmal etwas zu unserem Vorteil.
20. KAPITEL
Wurzeln
Während er sich aufrichtete, versuchte Max klar zu sehen und blinzelte. Als er versuchte, seine Augen zu reiben, klapperten Ketten, und er konnte die Arme nicht frei bewegen. Wieder mal an einem fremden dunklen Ort gefesselt aufgewacht.
Toll.
„Ich habe mich schon gefragt, wann du aufwachen würdest.“
Bella. Er wünschte sich, er könnte sie sehen. „Haben sie dir wehgetan?“
Er hörte ein Quietschen. Etwas berührte seinen Fuß. Als er aufsah, schaute er in ihr Gesicht.
„Die Drogen sorgen dafür, dass du eine Weile nicht gut sehen kannst. Entspann dich, es geht vorüber.“ Mit den Fingerspitzen berührte sie sein Gesicht. Sie war nicht festgebunden.
„Haben sie dir etwas getan?“, wiederholte er. Seine Zunge fühlte sich pelzig an. Er musste unbedingt etwas trinken.
Weil ihm plötzlich der Geruch von ihrem Blut in die Nase stieg, machte er unbewusst eine Bewegung auf sie zu. Er hörte, wie sie heftig einatmete, und sah, dass sie vor ihm zurückwich. Er hatte sie erschreckt. „Tut mir leid, ich kann’s nicht ändern.“
„Ich weiß.“ Sie legte ihre kühle Handfläche auf seine Stirn. „Nein, sie haben mir nicht wehgetan. Sie haben sich mehr um mich gekümmert als die Bewegung. Zuerst wusste ich nicht, woran das lag, aber …“
„Warum haben sie dich nicht festgebunden?“ Nicht, dass er gewollt hätte, dass man Bella fesselte. Er fragte sich einfach, warum sie frei herumlaufen konnte und warum sie bisher keinen Versuch unternommen hatte zu entkommen.
„Ich würde nicht weit kommen. Ich sitze … in einem Rollstuhl.“ Sie flüsterte dieses Wort wie einen Fluch: „Ich bin gelähmt.“
Max schloss die Augen, obwohl er sowieso nichts sehen konnte. „Das tut mir leid, Baby.“
„Es braucht dir nicht leidzutun. Sie waren uns von der Hütte aus gefolgt. Du hättest es nicht verhindern können.“ Sie bewegte sich nach hinten, und Max fragte sich, warum er nicht schon früher das Geräusch des Rollstuhles auf dem dreckigen Boden erkannt hatte.
„Du hörst dich schrecklich ruhig an.“ Zu ruhig. Etwas stimmte nicht. Aber er wusste nicht genau, was es war.
Anne. Die Schlampe hatte sie verraten. Wenn er sie erwischte, würde er ihr das kleine schwarze Herz mitten aus dem Körper reißen.
„Ich hatte Zeit nachzudenken.“ Bella näherte sich ihm wieder mit einer Blutkonserve. Er wusste nicht, woher sie sie genommen hatte, und es war ihm auch egal. Sie hielt ihm den Beutel vor das Gesicht, und er biss hinein. Dabei war es ihm gleichgültig, ob etwas über sein Kinn floss und auf sein Hemd tropfte. Erst als er schon die Hälfte ausgetrunken hatte, fiel ihm ein, dass die Konserve mit Drogen versetzt sein konnte. Abrupt entfernte er sich vom Beutel, sodass der Rest auf seinen Schoß floss.
Bella schrie auf und erschrak. „Du hättest alles trinken sollen!“
„Warum?“ Er rüttelte an seinen Fesseln. „Hängst du hier mit drin? Was haben sie
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