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Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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Nur sind die kleinen Dinge die wichtigen.“
    „Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt.“ Nathan strich sich über das Kinn. „Woher weißt du das?“
    „Rezepte. Meine Mutter hat sich immer darüber beschwert, dass ihre Schwiegermutter immer etwas Wichtiges ausgelassen hat oder behauptete, das brauche man nicht unbedingt. Es war wie eine Zahlenkombination zu knacken.“ Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder der Anleitung.
    „Frauen sind verschlagen“, stellte Cyrus fest, als gehe ihm das zum ersten Mal auf.
    Ich deutete auf die Seite. „Sieh mal hier, sie gibt an, man soll den Heliotropstein mit dem Öl des Heliotropen einreiben, aber alles andere kommt in einen Kessel und wird verbrannt.“
    Cyrus schnupperte, als rieche er etwas Schlechtes. „Stellt euch mal den Gestank vor.“
    „Lieber nicht.“ Nathan schüttelte eine kleine Flasche mit Öl. „Lasst uns nur hoffen, dass es richtiges Öl ist und nichtsChemisches. Ich verkaufe immer nur reines Öl, aber bei manchen Herstellern weiß man ja nie.“
    „Oh, ich habe gehört, dass es auf dem Kräutermarkt wüst zugehen soll“, witzelte Cyrus.
    Ich stieß ihn mit dem Ellenbogen an. „Wenn du nicht helfen willst, dann kannst du dich oben um den Abwasch kümmern.“
    „Bist du bereit, es auszuprobieren?“, fragte Nathan und hob den Stein, damit ich ihn betrachten konnte.
    Er war grün mit kleinen roten Sprenkeln, die aussahen wie getrocknetes Blut.
    „Er ist auch unter dem Namen Blutstein bekannt“, sagte Nathan und drehte den Stein so, dass die Flecken im Licht leuchteten. „Eine angemessene Wahl für einen Vampir.“
    Ich hielt meine Hand auf, und er ließ den Stein hineinfallen. Ich hatte das Gefühl, er würde meine Haut verbrennen. „Was muss ich machen?“
    „Den Stein mit dem Öl einreiben, offensichtlich.“ Cyrus beobachtete mich sehr amüsiert. „Und du musst ihn bei dir tragen, um unsichtbar zu bleiben.“
    Es gab also gar keinen Trank, den ich einnehmen musste. Mir lief ein Schauer den Rücken hinauf. Ich hatte mich freiwillig dazu gemeldet, aber nun war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich die Idee so gut fand, unsichtbar zu sein. So viel von der menschlichen Psyche ist an den Körper gebunden … Ich fragte mich, welchen Effekt es auf eine Person haben würde, wenn sie keinen Körper mehr hätte, wenn sie körperlos wäre, wenn es diesen Begriff überhaupt gab.
    Bestärkend legte mir Nathan seine Hand auf den Arm. „Wahrscheinlich wirst du überhaupt nicht unsichtbar sein. Die meisten dieser Zauber wirken so, dass dich nur einfach niemand bemerkt.“
    Ich schloss meine Finger um den Stein. „Okay, hier kommt das Nichts.“
    Nathan schraubte den Verschluss der Ölflasche auf und hielt sie mir vorsichtig hin. „Na, das ist ja nicht der ganze Zauber. Was den Zauber tatsächlich ausmacht, ist dein Wille. Konzentriere dich mit deiner ganzen Kraft darauf, dass du unsichtbar wirst.“
    Darin hatte ich sicherlich schon genug Erfahrung. Ruhig legte ich den Stein auf den Tresen und stellte mir vor, wie ich in der Schule auf meinem Stuhl schrumpfte, nachdem mich die Lehrerin etwas gefragt hatte. Ich dachte daran, nachts durch ein berüchtigtes Viertel gehen zu müssen und mich nahe an den Häuserwänden aufzuhalten und mich in deren Schatten so unsichtbar wie möglich zu machen.
    Ich dachte daran, wie ich über den Rasen hinter Cyrus’ Villa schlich, um Nathan am Tor zu treffen, und stellte mir vor, wie die Wachen mich anschauten, aber nichts sahen.
    Dann stellte ich fest, dass ich schon eine Expertin war, was Unsichtbarkeit betraf. Niemand hatte mich in den letzten Jahren gesehen, wenn ich es nicht wollte. Mein Gesicht, mein Körperbau, sogar meine Haarfarbe stachen nicht hervor. Ich könnte eine Bank ausrauben, ohne dass mich jemand identifizieren konnte. Das müsste also hier ein Kinderspiel werden.
    Zu derselben Zeit, als ich das dachte, fasste ich Mut. Es war ein dunkles wildes Gefühl voller Selbstvertrauen. Verrückt.
    Es war Dahlia.
    „Ich habe ihr Blut getrunken“, hörte ich mich von weit her selbst sagen. „Ich glaube, es stellt etwas mit mir an.“
    Cyrus ging einen Schritt zurück. Sogar Nathan schien Angst zu haben.
    Ich bin unsichtbar, jubelte ich in Gedanken, während ich das Öl auf dem Stein verteilte. Der blumige Duft beruhigte mich, auch noch, als der Stein durch meine konzentrierte Energie zu glühen schien. Alle meine Gedanken und Visualisierungenflossen von meinem Körper durch die Fingerspitzen meiner rechten Hand

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