Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
Vom Netzwerk:
dass es immer noch das Haus in Brasilien war. Die Palmen, die den Weg säumten, deuteten darauf hin.
    Im Haus selbst brachten sie ihn in einen großen Salon. Ein Mann in einem dunkelroten Hausmantel stand vor dem Kamin. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sein weißes Haar hing in einem langen Zopf herab. Ich erkannte Cyrus, der in einem Stuhl neben dem Kamin saß. Sobald er Nathan sah, schaute er genervt. Ich hatte mehr Reaktion von ihm erwartet, da seine Frau als Opfer an Nathans Stelle sterben musste, um den Hunger des Souleaters zu stillen.
    Dann fiel Nathans Blick auf die Schlinge, in der Cyrus’ Arm steckte, und die Wunden, die er auf der Gesichtshälfte hatte, die dem Licht abgewandt war. Offensichtlich hatteNathan sich schon gerächt.
    „Knie vor dem Herren“, befahl ihm die Wache, die ihn festhielt, und schubste ihn zu dem Mann in dem roten Mantel. Nathan rührte sich nicht.
    „Knie dich hin!“ Cyrus trat nach ihm, es war ein schrecklicher Tritt in die Nieren, wie tot und nutzlos sie auch gewesen sein mögen. Nathan fiel zu Boden.
    „Genug!“ Der Mann in Rot drehte sich um, mit wütendem Blick betrachtete er seinen Sohn. Jacob Seymour, gestärkt durch die Mahlzeit, bei der er von seiner Schwiegertochter getrunken hatte, wandte sich seinem neuen Blutskind zu. Seine scharfen ebenmäßigen Gesichtszüge wurden weicher. „Nolen, Nolen, Nolen. Warum laufen wir denn immer fort?“
    Nathan ließ den Kopf hängen. Er schämte sich, wenn es ihm auch absurd erschien. Er hasste dieses Ungetüm, das ihm Marianne und seine sterbliche Frau genommen hatte. Er hasste es, im Mund immer noch Jacobs Blut schmecken zu können, dass er mehr wollte. Und er hasste den Teil von sich, der ihn davon zurückhielt, zu verschwinden.
    Es konnte nicht unmöglich sein, dieses Haus zu verlassen, aber es war so. Er hatte Schmerzen, physische Schmerzen, wenn er von seinem Schöpfer getrennt war. Das Wort brannte wie ein Feuer in seinem Kopf, der ebenfalls von diesem Mann kontrolliert wurde.
    Der Souleater beugte sich zu ihm hinab, irgendwie elegant, seine Bewegungen waren flüssig und erinnerten an die einer Spinne. „Du hast so lange nichts mehr zu dir genommen. Du siehst wirklich erschöpft aus.“
    Er berührte Nathan an beiden Schultern. Der Schmerz und das Verlangen ließen nach. Nathan fühlte sich gleichzeitig schlecht und getröstet.
    Jetzt konnte ich sehen, was er mit „verführerisch“ meinte. Die Linien verschwammen in Nathans Gedanken, es warenentscheidende Grenzen zwischen Folter und Erleichterung, zwischen dem, was er wollte und was er zu tun gezwungen wurde.
    „Bring ihm etwas“, befahl der Souleater einem seiner Wachen und richtete sich auf. „Etwas … Hübsches.“
    „Etwas, das schreit“, ergänzte Cyrus gemein.
    Nathan versuchte, aufzustehen, aber er hatte seine letzte Energie bei seinem Fluchtversuch verbraucht.
    Sanft wurde Nathan von Jacob geholfen. „Warum tust du dir das an? Warum versagst du dir die Befriedigung, die das Trinken bringt?“
    „Ich weiß es nicht.“ Nathan weinte fast. Er zitterte vor Erschöpfung und vor Kälte.
    Der Souleater nahm Nathan in die Arme und drückte ihn an seine kalte Brust. „Es tut mir weh, dass du lieber sterben möchtest, als bei mir zu bleiben. Du bist wie ein Sohn. Mein Sohn.“
    Cyrus schnaufte. „Glückspilz.“
    Verachtung ging wie eine Welle von Jacob Seymour aus. Sogar Nathan erreichte sie durch die Blutsbande, auch wenn sie sich nicht gegen ihn richtete. „In mancherlei Hinsicht bist du besser als ein Sohn.“
    Die Wache kam wieder und schob ein Mädchen durch die Türen. Nathan drehte sich nach ihr um und nahm sofort ihren Geruch von Angst und Blut wahr.
    Das Mädchen kämpfte gegen ihren Wärter an. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken verbunden. Die Knöpfe ihres Kleides waren nicht ordentlich geschlossen, und der dünne Stoff hing schmutzig und schlaff an ihrem Körper herab. Sie war barfuß, und an den Beinen hatte sie Kratzer.
    „Die hier hat auch schon häufiger versucht, zu entkommen“, stellte der Souleater fest und streichelte Nathan über das Haar. „Das ist dein Recht, weißt du. Du bist nicht mehr wie sie.“
    Über ihren Knebel hinweg riss sie die Augen auf. Sie hatte dunkle Haare, wie Marianne.
    „Mach mit ihr, was du willst. Sie ist dein.“ Der Souleater ging einen Schritt zurück, und Nathan drehte sich um, vielleicht um eine Bestätigung zu bekommen oder eine Absolution.
    Das Mädchen fing an zu schreien, und er rannte.

Weitere Kostenlose Bücher