Asche zu Asche
jetzt Honig um den Bart schmierst. Aber danke dafür, dass du es irgendwie begriffen hast.“
„Wie es scheint, lerne ich mit meinem Alter. Wie zum Beispiel, dass ich von meinen vermeintlichen Freunden aufs Kreuz gelegt werde.“ Er zerrte am Seil. Kunststoff. Es dehnte sich ein wenig. Jetzt konnte er die Fußballen auf den Boden stellen. Und sie war so von ihrem eigenen Drama gefesselt,dass sie es nicht bemerkte.
„Und das Orakel hat es auch begriffen.“ Anne drehte sich um und ging zu einem langen Tisch, der an einer Seite des Raumes stand. „Sie sagt, das sei eine meiner Stärken.“
Mit einem Ruck deckte Anne das Leinentuch ab, das über dem Tisch ausgebreitet lag. Darunter befanden sich eine Auswahl an Waffen, Brenneisen, elektrische Werkzeuge und OP-Bestecke.
Lass sie weiterreden, Harrison. Sorge dafür, dass sie weiterplappert, oder dein schlimmster Besuch beim Zahnarzt wird von dem, was hier noch kommen wird, grauenhaft übertroffen. Er drehte die Handgelenke in den Manschetten, aber sie blieben stramm. Diese verdammten Verrückten, die auf Fesselspielchen standen, und ihre ausbruchssichere Fetisch-Ausrüstung. „Also, was hat sie eigentlich vor? Ich meine, arbeitet sie mit dem Souleater zusammen oder was?“
„Ach, bitte!“ Anne schnaufte, als sie lachte. „Glaubst du, ich hätte noch nie einen James-Bond-Film gesehen? Ja, genau. Ich erzähle dir jetzt alle meine Geheimnisse.“
„Der einzige Grund, dass die Bösen von James Bond so dumm waren, ihre Geheimnisse auszuplaudern, lag darin, dass Bond immer entkommen konnte.“ Max zog zur Illustration an den Seilen. „Nicht, dass ich irgendwohin gehen werde.“
Sie neigte den Kopf und dachte nach. „Ja, okay.“
Während sie einen kabellosen Bohrer wieder hinlegte, unterdrückte Max ein Seufzen und zupfte noch einmal unauffällig an den Leinen. Er brauchte nur noch ein wenig mehr Spiel …
Aber außerdem musste er aus ihr herausbringen, was sie wusste.
„Was weißt du denn bisher?“ Müde sah sie ihn an.
An dieser Stelle wäre es nützlich, so zu tun, als sei er desinteressiert. Er musste so tun, als sei er kaum daran interessiert, was für ihn von größter Wichtigkeit war. Aber er durfte auch nicht so cool wirken, dass sie glaubte, ihre Zeit mit ihm zu verschwenden, und dann mit der Folter begann. „Nicht viel. Warum erzählst du mir nicht das Wichtigste? Dann vergeht die Zeit schneller.“
„Genau. Du willst mich doch nur davon abhalten, dass ich dir etwas einritze.“ Sie verdrehte die Augen. „Gut. Wusstest du, dass der Souleater so etwas wie ein Gott werden will?“
„Ja, das war das, was uns deine Chefin gesagt hat. Genau in dem Moment, bevor sie dir das Rückgrat brach? Weißt du noch?“ Höhnisch sah er sie an.
Anne gefiel diese Erinnerung offensichtlich gar nicht. „Ja, ich erinnere mich. Also, willst du jetzt den Rest der Geschichte hören oder nicht?“
Max neigte den Kopf. „Erzähl weiter.“
„Okay.“ Nach einer dramatischen Pause fuhr sie fort. „Na, du weißt, dass sie, na irgendwie die Bewegung gesprengt hat? Sie hat mir das alles erzählt, während ich mich einen Monat lang von meinem gebrochenen Rückgrat erholte. Ich konnte ihre Stimme in meinem Kopf hören. Also, sie befreite mich, und ich half ihr, ein paar Leute aus der Bewegung abzuwerben. Und nun bin ich, irgendwie, ihre rechte Hand.“
„Das ist toll, aber deine Lebensgeschichte interessiert mich hier nicht so richtig. Das meiste habe ich mir schon selbst zusammengereimt.“
Schon wieder verdrehte sie die Augen. „Ich mach ja schon. Egal, während der ganzen Zeit, in der ich im Koma liege, höre ich also, wie der Souleater versucht, ein Gott zu werden. Sie versucht, ihn mitzuziehen, und lässt ihn in dem Glauben, dass sie ihm hilft, während sie, also, ihre eigenen Ziele verfolgt.“
Überraschung, Überraschung. „Und diese Ziele beinhalten was?“
„Chaos.“ Anne lachte. „Oh mein Gott, habe ich dir schon erzählt, was ich über die Bewegung gedacht habe?“
„Offensichtlich hast du nicht zu große Stücke von ihr gehalten.“ Max bewegte noch einmal seine Hände. Als ihr scharfer Blick auf seine Handgelenke fiel, schüttelte er den Kopf. „Ich versuche nur, mir es ein bisschen bequemer zu machen. Also, die Bewegung hat dich so genervt, dass es dir lieber ist, das Orakel übernimmt die Herrschaft über den Planeten Erde?“
„Okay. Zuerst war ich die bestbezahlte Vampirjägerin auf ihrer Gehaltsliste, und am Ende war ich ihre
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