Asche zu Asche
alten Wunden, die du wegen mir hast, aufgerissen habe,aber was soll ich denn machen?“
In diesem Moment war Bella menschlicher, als sie sich selbst eingestand. Max fühlte sich wie ein Arschloch und ärgerte sich darüber, dass sie dafür sorgte, dass er sich so fühlte. „Und außerdem habe ich deinetwegen keine Wunden.“
Böse starrte sie ihn an. In ihren Augen waren Wut und Verletzung zu sehen, auch wenn sie sich jetzt auf einen weiteren Streit vorbereitete.
Eine Weile ließ er sie schmoren, dann setzte er sich zu ihr auf das Bett. „Und außerdem hättest du nur zu fragen brauchen.“
Die Art und Weise, wie er sich mit seiner rauen Stimme bemühen musste, die Worte schnell auszusprechen, damit sie überhaupt herauskamen, machte ihn verrückt. Er war kurz davor, etwas Dummes zu sagen, und wusste, dass er es nicht verhindern konnte.
„Das Einzige, was du zu tun brauchst, ist, einfach danach zu fragen. Ich werde nicht in der Lage sein, dir eine Bitte abzuschlagen.“ Er schluckte. Raus damit . „Und das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich dich so sehr hasse.“
Sie lächelte, dann küsste sie ihn. Es war ein freundlicher kurzer Kuss auf die Wange, Gott sei Dank. Dann zog sie ihn aufs Bett zurück.
Als sie die Kissen für sie aufschüttelte, sah er kurz zur Uhr hinüber. „Du weißt, dass das nicht gerade die Zeit ist, zu der ich zu Bett gehe.“
„Bleib“, bettelte sie und nahm seine Hand, ihre Finger um seine gewunden.
Widerwillig musste er lächeln. „Und ich bin auch nicht fürs Zubettgehen angezogen.“
„Bleib“, wiederholte sie und gähnte.
Er blieb.
Tagsüber, während wir schliefen, schien sich die Atmosphäre im Haus verändert zu haben. Auch wenn das Orakel beabsichtigt hatte, uns einzuschüchtern, indem es Bella fast umbrachte, war sein Plan ins Gegenteil umgeschlagen. Als wir uns zu einem weiteren Kriegsrat – hoffentlich ohne Zwischenfälle – zusammensetzten, hatten wir irgendwie alle miteinander unseren Frieden gemacht.
Max wollte sich jedoch nicht mehr im Esszimmer aufhalten, deshalb trafen wir uns in der Bibliothek. Bella lag zusammengerollt in einer Art und Weise vor dem Kamin, die ihre Herkunft verhöhnte. Max saß neben ihr und tätschelte ihr gelegentlich den Kopf. Jedes Mal, wenn das geschah, verdrehte Nathan die Augen. Er saß neben mir im Ohrensessel.
Warnend sah ich ihn an und räusperte mich. „Also, Bella kann die Gedanken des Orakels lesen? Wie bei einem Blutsband?“
Bella schüttelte den Kopf. „Nein. Ich kenne mich zwar mit euren Vampirfamilienbanden nicht so genau aus, aber ich kann nicht beeinflussen, was ich sehe.“
„Also kontrolliert das Orakel deine Gedanken“, murmelte Nathan nachdenklich. Er starrte geradeaus, wie er es immer tat, wenn er versuchte, ein schwieriges Problem zu lösen.
„Nicht unbedingt.“ Max versuchte, Nathan in die Augen zu schauen, was ihm nicht gelang, und drehte sich deshalb zu mir um. „Es sieht eher so aus, als würde das Orakel Bella hin und wieder erlauben, seine Gedanken zu lesen. So in etwa, als würde Bella mentale Spätfolgen haben.“
„Es gibt immer noch Dinge, die mir verborgen bleiben. Ich weiß, wohin sie geht. Ich weiß, dass jemand mit ihr zusammen ist. Aber ich kann nicht erkennen, wer es ist.“ Bellas makellose Stirn lag in Falten, so sehr konzentrierte sie sich. „Es ist ein Vampir.“
„Das schränkt die Auswahl ein“, stellte Max sarkastischfest. Als Bella ihn kurz beleidigt ansah, fügte er ein „Sorry“ hinzu.
Wir schwiegen. Nathan starrte immer noch in die Flammen im Kamin. Mit gespreizten Fingern, die er gegen seine Lippen presste, lehnte er sich vor und stützte die Ellenbogen auf seine Knie. Max sah nervös zwischen Nathan und mir hin und her.
Ich zuckte mit den Schultern. „Also, wohin will das Orakel? Ich meine, wenn wir sonst nichts wissen, dann ist das doch entscheidend.“
„Boston“, antwortete Bella unverzüglich. „Sie ist auf einem Schiff.“
„Weißt du, wann sie ankommen wird?“ Wenn sie schon an Land wäre, könnte sie wer weiß wo sein.
Bella nickte. „Bald. Sie sind noch auf See, aber sie wird unruhig. Sie werden in einigen Tagen in Boston ankommen.“
„Dann haben wir nicht mehr viel Zeit.“ Max schien kurz davor zu sein, in dasselbe Konzentrationskoma zu fallen, in dem sich Nathan bereits befand. Gott sei Dank wachte jener gerade auf. „Wir müssen uns auf den Weg machen.“
„Wir alle?“ Ich war gerade lange unterwegs gewesen und hatte keine
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