Asche zu Asche
Krieg mit dem Orakel anfangen. Sie können sich erkundigen, herausfinden, was es vorhat, und dann wieder zu uns zurückkommen.“
Ich wandte mich an Max. „Du musst schon zugeben, dass es ziemlich blöd wäre, nach Boston zu fahren, um das Orakel umzubringen, wenn wir noch nicht einmal wissen, was es vorhat. Woher sollen wir wissen, ob der Souleater nicht das zu Ende führt, was sie sich ausgedacht hat, auch wenn es uns gelänge, sie zu töten? Wenn sie überhaupt Pläne hat …“
„Da hast du recht“, stimmte mir Max zu.
Nathan ließ sich nicht so einfach überzeugen. „Und wenn das Orakel einen Angriff aus dem Hinterhalt plant?“
„Max und Bella sind von der Bewegung zu Vampirjägern ausgebildet worden.“ Ich erwähnte nicht, dass Bella schwer verletzt worden war und dass Nathan und Max durch das Orakel jeglichen Einfluss verloren hatten. „Sie sind sehr gut in der Lage, selbst auf sich aufzupassen. Erinnerst du dich nicht an deine Ausbildung?“
„Doch, ich erinnere mich“, antwortete Nathan mit zusammengepressten Zähnen. „Aber nehmen wir nur einmal an, dass sie dem Orakel hinterherfahren und alle seinen geheimen Pläne auskundschaften. Was machen wir dann damit?“
„Dann finden wir heraus, was der Souleater vorhat.“ Etwas Besseres fiel mir darauf nicht ein.
„Ohne dass wir Kontakt zur Bewegung haben und ohne dass wir wissen, wo das Orakel steckt?“ Nathan lachte höhnisch. „Was wollt ihr dann machen? Den Zauberstab schwingen? Oder wären wir dann wieder bei den Tarotkarten?“
Seine Selbstzufriedenheit spornte mich an, in dieser Auseinandersetzung als Siegerin hervorzugehen. „Nein. Es gehtnicht um Tarotkarten. Denk doch mal darüber nach. Du hast eine Blutsbande mit dem Souleater. Ich sehe ein, dass es ein Risiko darstellt, mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber es ist noch gefährlicher, ihn einfach so herumlaufen zu lassen, ohne ihn mal durchzuchecken.“
Ich schob meine Hand in Nathans hintere Hosentasche und zog ihn zu mir, sodass unsere Hüften aneinanderprallten. Und bevor ich überhaupt wirklich wusste, was ich damit meinte, und mir klar wurde, dass ich alle Anwesenden damit gewaltig schockieren würde, kamen mir folgende Worte über die Lippen: „Und ich habe Cyrus.“
6. KAPITEL
Gespräche mit Lebendigen
„Hallo?“
Ich hatte keine Ahnung, was ich erwartete, während ich die Nummer wählte, die ich von der Auskunft bekommen hatte. Ich nehme an, dass ich immer noch so überrascht war, dass Cyrus tatsächlich im Telefonbuch eingetragen war. Als er ans Telefon ging, war ich überwältigt. Was ich auch immer gedacht hatte, dass Cyrus selbst den Hörer abnahm, damit hatte ich auf keinen Fall gerechnet.
„Hallo?“, wiederholte er. „Hören Sie, ich kann Sie atmen hören. Und das ist weder sexy noch interessant. Wenn Sie mich bitte wieder anrufen würden, wenn Sie etwas Aufreizendes oder Interessantes zu sagen haben, dann können wir gern miteinander plaudern. Bis dahin …“
„Cyrus, ich bin’s.“ Ich schluckte. „Carrie.“
Es folgte eine lange Pause. Ich fragte mich schon, ob er aufgelegt hätte, aber ich hörte kein Besetztzeichen.
„Carrie.“ Seine Stimme klang weit entfernt und leise. „Wie geht es dir?“
„Gut.“ Ich sah mich um. Nathan saß auf einem riesigen plüschigen Sofa und tat so, als würde er eine meiner zerfledderten Science-Fiction-Komödien lesen.
Ich stand neben dem Bett. Während ich seine Nummer gewählt hatte, saß ich noch, aber als ich Cyrus’ Stimme hörte, musste ich sofort aufstehen. Seine Stimme klang so vertraut. Es schien unangemessen, ja pervers, mit ihm zu telefonieren, während ich mich auf dem Bett befand und gleichzeitig Nathan im Zimmer war.
„Mir geht’s gut“, wiederholte ich und drehte mich so um, dass ich Nathan den Rücken zuwandte. „Und wie geht es dir?“
„Den Umständen entsprechend akzeptabel.“ Er seufzte schwer, und an meinem Ende der Leitung klang es, als sei die Verbindung gestört. „Ich arbeite jetzt.“
„Du arbeitest?“ Im Hintergrund hörte ich, wie Nathan grunzte und ein Lachen unterdrückte, aber ich gab mir Mühe, mich nicht darum zu kümmern. „Das ist ja toll. Was machst du denn?“
„Versprichst du mir, nicht zu lachen?“ Cyrus schien das nicht viel auszumachen, denn er fing selbst schon an zu lachen. „Ich arbeite im Lager eines Lebensmittelladens.“
„Nein!“ Allein die Vorstellung erschütterte meine Welt in ihren Grundfesten. Cyrus, der machtgierige einstige Schöpfer
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