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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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Romanze? Der Zahnarzt hat nur gelächelt, aber dem da drüben ist sogar der Speichel übers Kinn gelaufen.« Sie stupste Bonnie-Denise mit dem Ellenbogen an und beide stießen ein kreischendes Lachen aus.
    Dämliche, dämliche Weiber. Ich ging an ihnen vorbei und verschwand hinter dem Vorhang. Am Waschbecken zog ich mir BH und T-Shirt aus und begann, mir die Achseln zu waschen. Aus dem Spiegel sah mir ein schmales Gesicht entgegen. Ich dachte daran, wie Strohmann mich angeschaut hatte, betrachtete meine Augen und überlegte, ob es nicht vielleicht doch Augen waren, in denen ein Mann versinken konnte. So wie bei den Frauen in meinen Büchern. Wohl kaum. Mein Blick wanderte tiefer. Schmale Lippen und zu kleine Zähne dahinter. Mäusezähne, wie Tissi schon als Kind gespottet hatte. Passend zu den Mäusefäustchen, die an meinem Oberkörper hingen und wohl als Busen gedacht waren. Das ganze Fett, das ich in mich hineinfutterte, landete in meinen Oberschenkeln und im Hintern. Nur nie, nie, nie in den Mäusefäustchen.
    Ich lehnte mich gegen die geflieste Wand. Wurscht, Teddy, ist doch alles wurscht …
    »Teddy!« Bonnie-Denises Stimme gellte durch den Laden, und ich hoffte, dass ihre Kundin schon gegangen war, sonst würde sie jetzt taub sein.
    »Ja!«, rief ich zurück. Wurscht, Teddy, immer mit der Ruhe, ganz ausgeglichen, ganz wurscht … verdammt nochmal scheißscheißscheißwurscht! Konnte ich nicht wieder nach Hause gehen? Einfach krank sein?
    Normalerweise hatte ich nichts gegen Bonnie-Denise. Als sie vor zwei Jahren bei uns angefangen hatte, war ich zwar anfangs von ihrem ständigen Gequake genervt gewesen – meine Kinder hier, mein Mann dort, unser Haus hier, unser Garten dort. Doch ich hatte mich damit abgefunden, dass mir eine damals Dreiundzwanzigjährige an die Seite gestellt wurde, die nicht nur liebende Zwillingsmutter, sondern auch glückliche Ehefrau, Hobbygärtnerin, Hundebesitzerin und Esoterikerin war.
    Ich glaube, was mich von Anfang an mit ihr verbunden hatte, war die Sache mit den unsäglichen Vornamen gewesen. Sie war Mitte der achtziger Jahre geboren worden, als Kind zweier jugendlicher Knight-Rider-Fans, die ihre Tochter nach Michael Knights Freundin Bonnie benannt und aus Familienstolz auch noch den mütterlichen Namen drangehängt hatten.
    Ich zog mir denselben BH wieder an, aber immerhin ein frisches T-Shirt darüber. »Ich will leben«, flüsterte ich meinem Spiegelbild zu.
    »Teddy!«
    »Ja, verdammt! Gleich!« Warum kam sie nicht zu mir, wenn sie etwas wollte! »Scheiße«, zischte ich. Allein schon wegen ihrer Schreierei würde ich meinen nächtlichen Vorsatz in die Tat umsetzen und sie ab jetzt nur noch Be-De nennen. Ich schloss die Augen, atmete kräftig aus und flüsterte: »Wurscht. Alles wurscht. Wurscht.«
    »Teddy?«
    Ich fuhr herum. »Ich hab nur … Atemübungen gemacht«, stammelte ich. Be-Des missbilligender Gesichtsausdruck hätte jeder bigotten Nonne zur Ehre gereicht.
    Gereizt sagte ich: »Schau mich nicht so an, Be-Deeee … nise … Bonnie … Denise. Ich hab gesportelt, danach muss man Atemübungen machen.«
    Ich drehte den Wasserhahn auf und entdeckte eine beschlagene Stelle auf dem Spiegel, genau in der Größe meines Mundes. Darüber spiegelte sich Be-Des Gesicht. Sie starrte den Fleck an. Bestimmt dachte sie, ich hätte Küssen geübt. Ach, hätte ich mich nur gestern aus dem Fenster gestürzt.
    »Was wolltest du denn?«, fragte ich erschöpft.
    »Du hast einen Kunden, der auf dich wartet«, antwortete sie geziert und schob schnippisch die Lippen vor.
    »Ich habe wirklich Atemübungen gemacht«, wiederholte ich.
    »Natüüürlich«, sagte Bonnie-Denise und wandte sich zum Gehen. Am liebsten hätte ich ihr einen Fußtritt in ihren knochigen Hintern verpasst.
    »Einen Kunden«, äffte ich Be-Des gezierten Ton nach und wackelte dabei mit dem Kopf. »Der kann mich mal am Arsch lecken, der Kunde.« Irgendwie ging es mir danach besser.
    Ich warf die Klotür hinter mir zu und stolperte zurück in den Verkaufsraum. Diese vermaledeite Be-De! Der Kunde war der Pirat! Und ich sah absolut scheiße aus.
    »Pir-, ähm, hallo, Grüß Gott, hallo …«
    »Guten Tag, Frau Kis.«
    »Guten Tag, Herr Nemeth.«
    Ich hatte immer noch die Knackwursthose an. Und keine Weste mehr über Hintern und Hüften. Es fiel mir schwer, meine Hände unter Kontrolle zu halten. Ich wollte nichts dringender als mein T-Shirt zu packen und bis runter zu den Zehenspitzen zu ziehen.
    Der Pirat sah

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