Aschenpummel (German Edition)
dem weltbesten Ehemann zu kommen. Dabei hätte sie heute gar nicht hier sein sollen. Sie war nur zwanzig Wochenstunden angestellt.
Montags bis freitags sperrte sie das Geschäft um neun auf und blieb bis eins. Ich begann um elf und blieb bis halb sieben. Ab eins kam eine der Aushilfen, um mich im Nachmittagsgeschäft zu unterstützen. Nur, dass die Aushilfen sehr oft nicht kamen, was einen bei dem Gehalt nicht wundern durfte. Samstags hatten wir nur bis Mittag geöffnet, und auch wenn heute schon wieder die zweite Kraft ausgefallen war, hätte Bonnie-Denise nicht kommen müssen. Der lange Sommer war nicht gut fürs Geschäft. Bei dreißig Grad hatten die Leute wenig Lust, Herbstschuhe anzuprobieren.
Be-De hielt mit Schlenkern inne. »Wenn du meinst, dass ich dich wirklich alleine lassen kann …«, begann sie.
»Ja«, antwortete ich entschieden. Ich musste endlich darüber nachdenken, was die Worte des Piraten alles bedeuten konnten. Steckte nicht vielleicht sogar ein Wink dahinter, dass Frau Kis die einzige Frau auf der Welt war, die ihn wirklich interessierte? War es nicht mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Frauenstimme, die ich gestern Abend im Hintergrund gehört hatte, seiner Schwester, seiner Mutter oder seiner Kusine gehörte? Denn was sollte das für eine Ehefrau oder Freundin sein, die sich abends noch nie in seinem Geschäft hatte blicken lassen? Wenn es sie also gab, dann musste sie eine kalte, desinteressierte Person sein, die den Piraten in keinster Weise verdient hatte.
»Ich gehe dann also jetzt …«
»Häh? Aha. Ja, ja.«
»Meine Güte, sie denkt nur noch an den Zahnarzt. Tssssss.« Bonnie-Denise sah mich bekümmert an. »Als Freundin gebe ich dir folgenden Rat: Mach dir keine Hoffnungen, Teddy. Der spielt in einer anderen Liga.«
»Danke, Bonnie-Denise. Danke für deine Ehrlichkeit.«
»Nichts zu danken, Teddy. Du kannst dich immer auf mich verlassen. Ich meine, was würde es bringen, sich in Sachen Attraktivität was vorzumachen. Das würde dich nur unglücklich machen. Such dir einen netten, gemütlichen Mann, der zu dir passt. So einen wie den Herrn Wagenleithner. Der besitzt immerhin eine Sache, die du gern haben willst. Und er mag dich. Auch wenn es in seinem Laden stinkt, dass man am liebsten in Ohnmacht fallen würde.«
In der Tierhandlung von Herrn Wagenleithner stank es tatsächlich. Nicht, dass mich das stören würde, denn ich durfte mich dort sowieso nicht mehr blicken lassen. Seit Anfang dieses Sommers. Seit er sich Batman als Wachhund zugelegt hatte und ich die Frechheit besaß, den Hund zu mögen. »Die ewige Streichelei macht den Bädmän weich«, hatte er sich aufgeregt, also ging ich nur mehr heimlich rüber.
Batman hatte anfangs einige Aufregung in der Straße verursacht. Immerhin lag er auf einer Fußmatte mitten auf dem Gehsteig herum. »Ich kann den Bädmän nicht anleinen. Wie soll er mich sonst bewachen?«, hatte der Wagenleithner den Inhabern der umliegenden Geschäfte erklärt. Worauf der Juwelier ihn gefragt hatte, was ein Hund denn in einer Tierhandlung groß bewachen sollte. Darauf hatte der stolze Besitzer keine Antwort gewusst. »Er ist ein belgischer Schäferhund. Das sind die besten Wachhunde der Welt«, hatte er lediglich eins draufgesetzt.
Soweit ich es in den Wochen danach mitbekommen hatte, gehörte Batman wohl eher zur faulen Sorte bester Wachhund. Und auch an seinem Fell hatte Wagenleithner plötzlich alles Mögliche auszusetzen gehabt. Es war angeblich nicht glatt genug. Der Rasse nach hätte Batman aussehen sollen wie ein langhaariger schwarzer Wolf, wirkte aber eher wie lockiges Schaf. Mir war das egal. Ich mochte ihn genauso wie er war.
Doch sein Herrchen mochte mich garantiert nicht. Und das war Be-Des Meinung nach also der beste Partner, den ich kriegen konnte. Plötzlich juckte es sogar in den Ohren und dann in den Augen.
»Bis Montag also«, sagte ich und schlüpfte hinter den Vorhang. Ich versuchte, die Kränkung nicht an mich ranzulassen, redete mir ein, dass Bonnie-Denise einfach nur jung war, zu unreif, um zu wissen, dass es nicht aufs Aussehen ankam. Doch wem machte ich was vor? Ich hatte diese Erfahrung doch selbst immer gemacht. Nie hatte sich ein Mann für mich interessiert. Und selbst der Kuss in der Trafik, damals als ich einundzwanzig war und in der Blüte meines Lebens stand, war nichts anderes als ein Versehen des Küssers gewesen, der zu diesem Zeitpunkt nicht nur zugedröhnt war, sondern außerdem noch
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