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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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den Strohhalm. Langsam fühlte ich mich hier richtig wohl. Ich fand, dass ich durchaus öfter in Bars gehen sollte. Leutselig betrachtete ich meine Sitznachbarn. Links von mir thronte eine vollbusige Blondine, die an einem Getränk nippte, das nur aus Eiswürfeln und grünen Blättern zu bestehen schien. Rechts von mir saß ein etwa vierzigjähriger Mann mit Halbglatze und Anzug, in dessen Glas eine Olive schwamm.
    Ich wandte mich nach links. »Was bedeutet eigentlich Einrahmen ?« Die Blondine stutzte für einen Moment, dann nahm sie eine Zigarette aus ihrer Handtasche und zündete sie an. Ich nahm einen langen Schluck von meinem Ice Tea und wandte mich nach rechts.
    »Na, sehr gesprächig sind die Frauen hier drin ja nicht gerade«, sagte ich zu Halbglatze und stupste ihn mit meinem Ellenbogen an. Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann beugte er sich zu mir rüber und flüsterte: »Tauschst du den Platz mit mir?« Ich wusste zwar nicht, was das bringen sollte, aber ich wollte mir gern Freunde machen, also tauschte ich. Ab da bekam ich nur noch Halbglatzes Rücken zu sehen, seine Augen steckten im Ausschnitt der Blondine.
    Ich trank einen weiteren großen Schluck. Die Welt war plötzlich eine viel schönere. Alles war so … so easy, so einfach, so groovy. Wozu sich ständig den Kopf zerbrechen? Der Ice Tea machte die Sache mit dem »wurscht« um so vieles leichter.
    »Jetzt werd ich mal für kleine Mädchen«, murmelte ich vor mich hin. Dem Rücken von Halbglatze drohte ich: »Dass mir nur ja keiner meinen Ice Tea wegtrinkt.« Mann, ich war so mitten drin im Geschehen, es machte so Spaß dazuzugehören.
    Allerdings dauerte es einige Zeit, bis ich das Klo fand, und als ich endlich auf der Muschel saß, war mir so schwindelig, dass ich mich links und rechts an der Wand abstützen musste, um nicht runterzufallen. Mir war schlecht, und gleich nachdem ich meine Blase entleert hatte, entleerte sich auch mein Magen. Spaghetti, Erdbeereis, Long Island Ice Tea. Und dazwischen schwarze Pünktchen. Der Mohn. Ich kotzte gleich nochmal. Mama hatte recht, Alkohol war Teufelszeug.
    Von draußen hämmerte es an die Klotür. »Komm endlich raus, andere müssen auch mal!«
    »Ja«, stöhnte ich und würgte wieder.
    »Andere müssen auch mal!«
    »Ja doch!«
    »Andere müssen auch mal!«
    »Ja«, kreischte ich. Dann riss ich die Tür auf. Zwei Mädchen, die allerhöchstens vierzehn sein konnten, drängten sich an mir vorbei in die Kabine. »Igitt«, sagte die eine, während die andere kicherte.
    »Maul halten, Tussies«, fuhr ich die beiden an. »Geht doch heim zu eurer Mami.«
    Ich stieß die Tür zum Lokal auf und walzte mir meinen Weg durch die Menge. Ich war so wütend. Jemand boxte mich in die Seite. Ich fuhr herum und starrte in die Augen von irgend so einem Bodybuilder. »Was?«, brüllte ich angriffslustig. »Was willst du von mir? Mich blöd anlabern? Einen auf dicke Hose machen? Mich umbringen?«
    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Ich duckte mich und floh in Richtung Ausgang. Eine Kellnerin packte mich an der Schulter.
    »Zahlen!«
    »Jaaaaa«, machte ich und stolperte zurück zur Bar. Dort schüttete ich mir das ganze Schälchen Erdnüsse in den Mund. »Zahlen«, blaffte ich den Barkeeper an. Auf meinem Hocker saß eine schwarzhaarige Schönheit.
    »Du weißt schon, dass das mein Platz ist, oder?« Sie reagierte nicht, also wurde ich noch lauter: »Du hast dich einfach auf meinen Platz gesetzt!«
    Sie lachte. Da stieß ich sie runter. Im nächsten Moment stand ich auf der Straße, und der Bodybuilder raunte mir zu: »Lass dich hier nie wieder blicken. Alkoholikerin!«
    »Ha!«, machte ich. »Ich hab in meinem Leben noch nie was getrunken, du Arsch!«
    Er zuckte nur die Schultern und verschwand im Einrahmen . »Ja, du Arsch, verzieh dich zu deiner Freundin! Du feiger Arsch!«, brüllte ich ihm nach.
    In dem Moment sah ich den Piraten.
    Er war gerade um die Ecke gebogen und kam direkt auf mich zu. Es fühlte sich an, als müssten mir gleich die Augen rausfallen, so weit riss ich sie auf. Das war mein Zeichen . In der größten Not, im tiefsten Schmerz, als Entrechtete, die von der Gesellschaft gemieden und von der Gemeinschaft verstoßen war, kam mein Licht, meine Rettung … ausgerechnet in Gestalt des Piraten. Wieder wurde mir schwindlig, diesmal vor Romantik, und ich musste mich gegen die Hausmauer lehnen. Heiße Tränen der Dankbarkeit stiegen mir in die Augen – und versiegten, als der Pirat

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