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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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Irgendetwas sagte mir zwar, dass diese Vorgehensweise nicht ganz dem Bild der neuen Traumfrau Teddy entsprach, doch solange mich keiner dabei sah …
    Natürlich war es dumm und naiv von mir, zu glauben, dass ich von einer Nacht auf die andere die Gabe erhalten hatte, die Menschen um mich herum zu verzaubern, natürlich, natürlich, natürlich. Aber was, um Gottes willen, hätte ich denn sonst denken sollen? Der Pirat war heute das erste Mal von sich aus zu mir gekommen. Vanessa wollte meine Freundin sein. Und der Zahnarzt schenkte mir ein Auto! Und sosehr ich mich auch bemühte, irgendwelche bösen Hintergedanken aus all diesen Aktionen herauszulesen, ich fand sie nicht.
    Ich zog meinen Rock aus, fischte die Sporthose aus meinem Rucksack und quetschte mich hinein. Zwei überdimensionale, hellgraue Hühnerkeulen, das waren meine Schenkel in der Damen Running Dreiviertel Tights . Und so hatte der Pirat mich heute gesehen. Shiti. Was hatte dieses tolle Schicksal eigentlich noch an Zumutungen für mich parat?
    Nachdem ich ja schon Mohnkuchen gefuttert hatte, war die Diät für heute wohl ohnehin gelaufen. Also nahm ich Gehacktes aus dem Kühlschrank, brutzelte es in der Pfanne an und goss eine große Dose geviertelte Tomaten darüber. Dazu kochte ich mir dreihundert Gramm Spaghetti. Die Krönung war ein Päckchen geriebener Parmesan. Ich setzte mich auf mein rotes Sofa und zog mir die Spaghetti mit einer halben Folge Beverly Hills rein. Dieses neue Beverly Hills, das nur noch 90210 heißt und in dem Brenda und Kelly uralt sind. Ich bekam jedoch kein Wort davon mit. Die verwirrten, guten Gefühle, die mir dieser Tag beschert hatte, verflogen langsam, und was blieb, war die Angst vor morgen.
    Noch hatte ich ja keinen Zahnarztwagen. Noch hatte ich mein altes Auto, das den Weg auf den Kahlenberg höchstwahrscheinlich nicht noch einmal schaffen würde. Und was dann? Mama war sehr deutlich geworden letzten Sonntag. Ich sollte das Auto reparieren lassen, und wenn das nicht ging, dann eben ein neues kaufen. Zehntausend Schilling, hatte sie gemeint, zehntausend Schilling würde ich ja wohl auf der Seite haben, und dieser Betrag müsse ja wohl für einen guten Gebrauchtwagen reichen.
    Ich hatte sogar zweitausend Euro auf der Seite, was mehr als zehntausend Schilling war. Aber nicht mal diese zweitausend Euro konnten reichen, um ein Automatikauto zu bekommen. Und was anderes ging nicht. Ich war noch nie mit Gangschaltung gefahren, nicht ein einziges Mal in meinem Leben. Auch nicht in der Fahrschule. Weil ich nie in der Fahrschule war. Folglich nie eine Führerscheinprüfung gemacht habe. Was einer der Gründe ist, warum diese sonntäglichen Ausflüge für mich so qualvoll waren.
    Und jetzt wollte der Zahnarzt mir Fahrstunden geben. Ab nächstem Dienstag schon. Vier Abende hintereinander. Wo ich doch nicht nur die mir eigene Ungeschicklichkeit fürchten musste, sondern vor allem auch jede Polizeikontrolle.
    In der Affenhitze Spaghetti zu essen war keine gute Idee gewesen. Es benötigte schon eine Riesenportion Erdbeereis, um mir Abkühlung zu verschaffen. Trotzdem fühlte ich mich danach elend. Ich war vollgestopft und konnte nichts anderes mehr tun, als auf morgen zu warten.
    Nein, Teddy, du wirst nicht den Piraten anrufen. Nein, nein, nein! Aber was, wenn ich wieder mal an seiner Wohnung vorbeispazierte? Das machte ich öfter, immer mit einer großen Kapuze über dem Kopf und aufgesteckten Sonnenblenden auf der Brille. Ha, und genau das würde sich heute ändern! Ich sprang vom Sofa und stürzte ins Bad. Carpe diem, Teddy! Du wirst dich so toll herrichten, wie du dich in deinem Leben noch nicht hergerichtet hast! Hatte nicht irgendjemand mal behauptet, dass jede Frau schön sein konnte, mit genügend Schminke im Gesicht?
    Ich kleisterte mir das Gesicht zu. Ich hantierte zwanzig Minuten mit Pinselchen und Wattestäbchen herum, bis ich schließlich zwei halbwegs anständige Striche links und rechts auf den Oberlidern hatte. Ich stimmte sogar die Farbe des Lippenstifts auf die meines T-Shirts ab. Rot.
    Für untenrum wählte ich einen schwarzen Rock aus festem Stoff, der zwar viel zu heiß für die Jahreszeit war, aber die Dellen halbwegs unter Kontrolle hielt. Trotzdem zog ich ein Miederhöschen drunter an. Meinen BH hatte ich mit jeweils drei Pölsterchen pro Seite ausgestopft, was mir gerade mal ein zartes B-Körbchen bescherte.
    Die Haare toupierte ich mir so lange auf, bis sie ganz verfilzt waren, aber wenigstens sahen sie

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