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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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Anne, dass sie keine Lust mehr hätte, weiter diese Steinchen zu rauchen. Ich erschrak.
    Â»Ohne die Steinchen werden wir wieder einen Tagtraum haben, und dann werden die Teufel dich töten!«, sagte ich.
    Â»Das glaube ich nicht«, widersprach Anne. »Das ist doch alles nur unser Drogenwahn. Nicht echt! Wir sinken immer nur noch tiefer in diese beschissene, stinkende Asche.«
    Â»Wir müssen die Teufel vertreiben und die Aschenwelt reinwaschen«, sagte ich und hielt sie fest. »Lass mich nicht allein. Das kannst – das darfst du nicht!«
    Anne seufzte. »Lass uns das versuchen, ohne dieses Zeug zu rauchen.«
    Â»Das geht nicht«, sagte ich. »Hast du schon vergessen, wie hilflos und schwach wir ohne waren?«
    Â»Nein, hab ich nicht. Aber es muss doch einen anderen Weg geben.«
    Â»Nein!«, rief ich.
    Anne blickte mich schweigend an.
    Â»Anne. Bitte! Nur noch ein bisschen. Dann hören wir auf!« Und nachdem Anne immer noch nichts sagte, fuhr ich fort: »Versprochen!«
    Anne atmete tief durch. »Nur noch einmal. Okay?«
    Ich freute mich. »Einmal noch, dann hören wir auf. Versprochen!«
    Aus dem versprochenen einem Mal wurden zwei, drei und noch viele Male. Wir waren den Steinchen willenlos ausgeliefert. Und Anne machte nur mit, weil sie mich nicht verlieren, oder weil sie bei mir bleiben wollte. Ich kümmerte mich nicht darum. Mit den Steinchen gings uns gut, ohne immer schlechter.
    Bald schon hatte ich nach einer unserer Reisen nicht einmal mehr Hunger und kurz darauf überhaupt gar keinen mehr. Ob ich nun etwas geraucht hatte oder nicht, ich brachte keinen Bissen hinunter, mir wurde schlecht, wenn ich nur an Essen dachte. Ich nahm mir vor, erst dann wieder zu essen, wenn alle Teufel verschwunden waren. Doch darunter litt mein ganzer Körper. Er war überzogen von einem seltsamen Ausschlag, der wie verrückt juckte, den man aber nicht sehen konnte. Ich kratzte mich stundenlang, bis die Haut weggeschabt war und meine Finger blutigrot. Aber ich empfand keinen Schmerz. Einer meiner Schneidezähne wackelte. Aber ich hatte keine Lust und schon gar keine Zeit, zum Zahnarzt zu gehen. Ich musste rauchen, sonst wurde alles noch schlimmer.
    Eines Tages bekam ich kein Geld mehr von meinem Konto, der Automat behielt sogar meine Karte ein. Das bedeutete, dass ich zu meinem Vater gehen musste, ihn zu fragen, was los sei. Das Letzte, was ich in dieser Lage brauchte. Mein Händler war allerdings so freundlich und gewährte mir Kredit. So konnten wir weiter rauchen.
    Ein paar Tage später fragte Anne, wie viel Schulden ich bereits bei meinem Dealer hätte. Ich wusste es nicht ganz genau – ziemlich viel –, aber es interessierte mich nicht sonderlich. Ich würde ihm schon bald alles zurückzahlen können, sobald ich mit meinem Vater gesprochen hatte, was ich aber vor mir herschob. Ich feilte noch an der Taktik, wie ich meinem Vater klar machte, wofür ich soviel Geld brauchte. Bisher fiel mir nichts ein. Ich nahm weiter die Droge und bildete mir ein, dass mir dann nichts passieren konnte, auch Anne nicht.
    Aber Anne kamen immer mehr Zweifel an dem, was wir taten. Sie drängte mich immer eindringlicher dazu, mit den Steinchen aufzuhören und endlich meine Schulden zu bezahlen.
    Â»Du weißt, was ich von diesem Zeug halte«, sagte sie. »Wir müssen damit aufhören.«
    Ich schaute sie schweigend an. »Du stehst nicht mehr hinter mir.«
    Â»Och, Jo! Natürlich steh ich zu dir. Egal was ist. Das weißt du auch!«
    Â»Ich bin mir da nicht mehr so sicher.«
    Â»Okay. Kompromiss«, sagte sie. »Du gehst zu deinem Vater und bittest ihn, dein Konto wieder aufzufüllen. Damit du erstmal keine Schulden bei diesem Typ mehr hast! Und dann hören wir endlich auf, dieses Zeug zu nehmen! Du hast es mir versprochen, erinnerst du dich?«
    Sie drängte mich zu etwas, das ich nicht tun wollte. So etwas tat sie sonst nie. Und es ärgerte mich. Doch allzu lange konnte ich Anne nicht böse sein, und so leuchtete mir schließlich ein, dass sie nicht ganz im Unrecht war. Es konnte auf Dauer tatsächlich nicht so weitergehen wie bisher. Allmählich war es mir auch peinlich, immer mehr Kredit von meinem Dealer zu erbetteln. Und früher oder später würde ich gar nichts mehr bekommen. Also entschloss ich mich, zu meinen Eltern zu gehen und ganz brav danach zu fragen, wann denn wieder Geld auf mein

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