Ash
diesem Teil des Viertels. Ich habe Seth mal davon reden hören.“
Skeptisch sieht Saron sich um. „Und wie finden wir die Rebellen hier? Und noch besser? Was tun wir, damit sie uns nicht sofort umbringen?“
„ Möglichst harmlos aussehen.“
Leyla und ich sehen uns an. Das kann er nicht ernst meinen! Ash mag ein guter Wissenschaftler sein – aber im Pläne schmieden braucht er dringend Nachhilfe. Ich fasse einen spontanen Entschluss. „Leyla und ich gehen vor. Wenn die Rebellen sehen, dass wir Menschen sind, werden sie nicht schießen. Wir können mit ihnen reden.“
Fast gleichzeitig antworten Ash und Saron: „Auf keinen Fall!“
Wieder schlägt Leyla sich in die Bresche. „Taya hat recht. Es wäre glatter Selbstmord, wenn zwei Mutanten ins Rebellenrevier marschieren.“
Wir streiten eine Weile im Flüsterton - dann haben Leyla und ich uns durchgesetzt. Als ich meinen Led-Stab aus dem Rucksack ziehe, will Ash mich zurückhalten. „Das wäre glatter Selbstmord.“
Ich lasse mich nicht beirren. „Wenn wir Mutanten über den Weg laufen ja … aber hier kann es unsere Lebensversicherung sein. Mutanten brauchen kein Licht, um im Dunkeln zu sehen … Menschen schon.“
„ Sie hat recht“, gibt Saron zu. Leyla holt ebenfalls ihren Led-Stab aus dem Rucksack.
Nur Ash ist noch immer nicht überzeugt. „Ich bin trotzdem dagegen.“
„ Ist mir vollkommen egal ...“, antwortet Leyla, und ich kann ihre Zähne klappern hören. „Ihr seid Mutanten, aber uns wird es langsam echt zu kalt.“
Endlich lässt Ash uns gehen. Ich muss meine ganze Beherrschung aufbringen, um meine Angst zu verbergen. Erst als ich weit genug von Ash entfernt bin, erlaube ich mir, zu zittern. Leyla geht es ähnlich. Als wir dem runden Turm immer näher kommen, beginnt mein Herz zu rasen.
„ Und du bist sicher, dass das klappt … mit den Led-Stabs meine ich?“, fragt Leyla flüsternd.
„ Nein ...“, gebe ich zu, „... aber ich hatte keine bessere Idee.“
„ Na wunderbar …“
Wir stolpern über jede Menge Geröll. Als ich mit dem Led-Stab den Boden ableuchte, zucke ich zusammen und bleibe stehen.
„ Was ist?“ Leyla richtet den Led-Stab ebenfalls auf den Boden. Auch sie gibt ein erschrecktes Geräusch von sich.
Überall auf dem Boden ist Blut … mir war es nicht sofort aufgefallen, weil es von der Kälte gefroren ist. „Wir sind richtig. Hier müssen sie gekämpft haben. Ist das Mutantenblut oder Menschenblut?“
„ Keine Ahnung … ist auch egal ...“, gibt Leyla leise zu. „Ich bin mir langsam nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, hierher zu kommen.“
Ich zwinge mich, meinem Bedürfnis nicht nachzugeben, einen Blick über die Schulter zu werfen, um nach Ash und Saron Ausschau zu halten. Erstens würde es Ash verunsichern und zweitens würde ich die beiden verraten, falls wir schon von Rebellen beobachtet werden.
Leyla und ich gehen weiter - dann stehen wir endlich vor dem großen Turm. Ich leuchte seine Wände mit meinem Led-Stab ab. „Keine Ahnung, was das mal war … aber es sieht verlassen aus.“
„ Vielleicht hat Ash sich geirrt, und es ist das falsche Viertel.“
Ich glaube das nicht, denn das Blut auf dem Boden spricht dagegen. Ich hoffe nur, dass es Seth nicht gelungen ist, seine Drohung wahr zu machen und alle Rebellen umzubringen. „Wir schauen mal im Turm nach“, schlage ich Leyla vor.
Mit aller Kraft ziehe ich an der geschlossenen Metalltür des Turmes. Sie ist zu schwer. „Hilf mir mal.“
Leyla packt mit an, und gemeinsam gelingt es uns, die Tür zu öffnen. Als ich meinen Led-Stab in den Eingang halten will, um in den Turm zu leuchten, spüre ich plötzlich etwas an meiner Stirn. Es ist kalt, rund, und aus Metall.
„ Keinen Schritt weiter!“
Leyla und ich stehen wie erstarrt. Plötzlich sind wir von vermummten Gestalten umzingelt. Und alle richten Waffen auf uns – altmodische Schusswaffen aus der Zeit vor der Katastrophe. Das Metall an meiner Stirn ist der Lauf eines alten Gewehres. Aber das ist nicht weniger tödlich als eine Strahlengranate.
„ Wir kommen als Freunde“, fange ich an zu sprechen, obwohl ich mir fast in die Hose mache vor Angst.
„ Werden wir sehen, Süße … rein da!“ Die vermummte Gestalt nimmt endlich den Gewehrlauf von meiner Stirn und winkt mich mit der Waffe in den Turm. Ich kann die Gesichter der Rebellen nicht erkennen, denn sie tragen Masken, die nur die Augen und den Mund freilassen – wahrscheinlich wegen der Kälte.
Leyla und ich
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