Ash Grey
nicht, weil ich nur mehr murmle. Sein Bett ist kühl, weich und duftet nach ihm. Felix ist unbeschreiblich.
UNGEWOLLT
Ich weiß nicht wo ich bin. Ich bekomme Panik. Im Traum habe ich gerade noch Jens und Tobias gesehen. Ich kenne dieses Bett nicht, dieses Zimmer. Als ich aufstehen will, falle ich zurück auf die Matratze. Mir ist schwindelig. Ich habe nichts gegessen, schon eine ganze Weile nicht. Die Panik verfliegt, als mir bewusst wird, dass ich nur geträumt habe. Ich träume oft denselben Traum, aber er verliert seinen Schrecken trotzdem nicht.
Ich bin bei Felix. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Ich weiß nicht mehr viel von meinen letzten wachen Stunden gestern. Es kommt mir vor, als hätte ich einen Filmriss. Ich hatte noch nie einen. Diesmal klappt es mit dem Aufstehen. Ich bewege mich langsamer, so spielt auch mein Kreislauf mit.
Das dunkelgraue Shirt das ich trage ist ein Band Shirt. Die Buchstaben sind schattiert, in vielen Grautönen. Der dünne Rahmen um die Schrift leuchtet in Neon Gelb. Ash Grey – ihr Logo ist klasse. Ich kann nicht glauben, dass ich tatsachlich in Felix‘ Wohnung bin. Gestern habe ich mich hier nicht umgesehen. Das Schlafzimmer ist klein, das Bett dafür riesig. Die Wände sind blaugrau gestrichen, fast derselbe Farbton wie in Felix‘ Augen.
Am Bettrand lehnt eine Konzertgitarre. Die kleine Kommode neben der Tür ist einen Spalt weit offen. Die Shirts sind alle feinsäuberlich zusammengelegt. Ich öffne ganz vorsichtig die Tür. Wie es im Raum dahinter ausgesehen hat, weiß ich nicht mehr, ich weiß nur noch, dass es nach Melone gerochen hat. Das tut es noch.
Felix sitzt auf der Couch - einen Fuß auf dem Couchtisch - und telefoniert. Seine Haare sind nass und er trägt bequeme Sachen. Das Gespräch scheint unangenehm zu sein, er nimmt mich gar nicht wahr.
Das W ohnzimmer ist gleichzeitig die Küche. Alles ist sehr ordentlich und sauber. Ich frage mich kurz, ob er alleine hier lebt. Vielleich hat er doch eine Freundin, von der er niemanden erzählt - oder einen Freund.
>> Ja, dann bleibt uns nichts anderes übrig. Trotzdem danke. <<
Er wirft das Handy auf die ande re Seite der Couch und seufzt. >> Idioten << , murmelt er und fährt sich durch die Haare.
Neben der Couch lehnt noch eine Gitarre, die, die er auf dem Konzert gespielt hat. Als er mich sieht macht er große Augen.
>> Hey << , piepse ich.
>> Hey. <<
Seine Stimme klingt von Mal zu Mal melodischer.
>> Hast du dich schon ausgeschlafen? <<
Ich höre in mich hinein.
>> Ja, kein Vergleich zu gestern. Ich war ganz schön peinlich. Entschuldige. <<
Er l ächelt und schüttelt den Kopf.
>> Schlafentzug wirkt wie ein Vollrausch. Ich kenne das. Vor vier Jahren hatten wir mal einen Auftritt vor einem Talentscout. Wir waren ewig unterwegs und haben vorher tage- und nächtelang geprobt. Ich sollte am Schluss so einen Wisch mit unseren Daten ausfüllen. Es hat Minuten gedauert bis mir wieder eingefallen ist, wie meine eigene Band heißt. Der Typ von der Plattenfirma hat gedacht ich wäre auf Drogen. <<
Ich lache. Immer wenn Felix etwas erzählt klebe ich an seinen Lippen. Ich höre ihm gerne zu, weil ich glaube, dass er mehr zu sagen hat als andere.
>> Hast du auf der Couch geschlafen? <<
Die Decke liegt noch hinter ihm. Dass er mir sein Bett überlassen hat, ist mir peinlich.
>> Ist bequemer als es aussieht. Ich schlafe oft hier ein. Im Schlafzimmer kann ich nicht Gitarre spielen, die Wände sind zu dünn und ich bekomme sonst Stress mit den Nachbarn. <<
Ich komme ein paar Schritte näher. Auf dem Couchtisch liegen Notenblätter und ein ganzer Haufen Stifte. Sein Laptop ist aufgeklappt. Auf YouTube läuft eine Playlist die er stumm geschalten hat.
>> Mit wem hast du vorhin telefoniert? <<
Er überl egt kurz, dann springt er auf.
>> Willst du irgendwas trinken? Café? Tee? <<
Er gestikuliert mir mich zu setzten, während er selbst zur Küchenzeile geht. Ich muss schmunzeln, weil er so gastfreundlich ist. Die meisten Musiker sind Egoisten und Narzissten.
>> Café? << , frage ich vorsichtig.
>> Mit Milch? <<
>> Ja, bitte! <<
Auf dem Laptopbildschirm singt Bon Jovi mit 80er Jahre Mähne, aber ich beachte ihn nicht weiter. Felix‘ Bewegungen sind hypnotisierend für mich. Er macht nur Café, aber er sieht dabei unglaublich gut aus. Ich bekomme ein seltsames Gefühl im Magen, abgesehen davon, dass er knurrt. Es ist, als ob ein Rockstar für mich Café kocht. Ein cleaner Kurt Cobain , oder ein junger
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