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Ash Grey

Ash Grey

Titel: Ash Grey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Romana Welsch
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bin nicht so alt wie er sich vorgestellt hat. Ich bin auch nicht so normal wie er sich vorstellt, das weiß Felix aber noch nicht.
    >> Ich bin einundzwanzig << , sagt er.
    Er will etwas hören, aber ich zucke nur mit den Schultern.
    >> Als ich sechzehn war, war jeder über zwanzig für mich alt << , meint Felix.
    >> Das sind nur fünf Jahre << , sage ich schließlich.
    Ich bin kein Kind mehr << , füge ich noch hinzu.
    Ich habe Angst, dass er mich für eines hält.
    >> Nein, das habe ich nicht gemeint. Du wirkst nicht wie eines, überhaupt nicht. <<
    Er klingt ehrlich. Trotzdem weiß er nicht wen er vor sich hat.
    >> Willst du noch Café? <<
    Ich habe meinen Becher schon ausg etrunken. Ich drehe ihn in der Hand.
    >> Ich sollte gehen << , sage ich, weil ich ihm schon genug Zeit gestohlen habe.
    >> Sind deine Eltern schon wieder zurück? <<
    Ich schüttle den Kopf.
    >> Nein. <<
    >> Dann kannst du noch bleiben. <<
    Er klingt irgendwie fragend.
    >> Ich weiß nicht, wann sie wieder kommen… << , meine ich vorsichtig.
    >> Deine Eltern? <<
    >> Das ist die Gitarre mit der du das Konzert im Moon gespielt hast, oder? <<
    Ich mache einen Rückzieher. Ich bin feige. Ich will nicht, dass er mich abstoßend findet. Er hält kurz inne, weil ihn der Themenwechsel überrascht hat, dann nickt er und greift nach der Gitarre.
    >> Ja, sie hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel! Das ist dieselbe
    Gitarre mit der ich angefangen habe zu spielen. <<
    Er zupft ein paar Seiten an, ganz schnell und beiläufig, trotzdem klingt es klasse.
    >> Wie lange spielst du schon? <<
    >> Acht Jahre. Eigentlich habe ich Klavier gelernt, weil mein Vater Klavierlehrer ist. Er hat zwar auch Gitarre gespielt, aber ich habe mich erst dafür interessiert, als das mit der Band angefangen hat. Ich habe spät begonnen, deshalb spiele ich auch nicht so gut. <<
    >> Du spielst klasse! <<
    >> Im Vergleich zu Yoshi spiele ich schlecht! <<
    Er lacht über die Tatsache. Es macht ihm nichts aus.
    >> Willst du was hören? << , fragt er.
    >> Ja! Gerne! <<
    Ich hätte mich nicht getraut zu fragen.
    >> Was? <<
    Er sieht mich neugierig an. Mein Kopf ist leer. Mir fällt kein einziger Song ein, obwohl es da oben die meiste Zeit nur um Musik geht. Im Moment ist da nur das Bild von Felix mit seiner Gitarre in der Hand.
    >> Ehm… <<
    >> Magst du Linkin Park ? <<
    >> Sicher! Wer nicht? <<
    >> Ich spiele ihn nicht fehlerfrei, aber ich mag den Song zurzeit unglaublich gerne! <<
    Er fängt an zu zupfen. Ich erkenne die Melodie sofort. Er spielt Castle of Glass . Mir war nicht klar, dass ein Linkin Park Song so unglaublich gut auf einer Westerngitarre klingen kann. Als Felix zu singen beginnt, bekomme ich Gänsehaut. Ich ziehe die Decke über meinen Oberkörper.
    „ Fly me up on a silver wing…“
    Er sing t nur für mich, ein Privatkonzert.
    „ Past the black where the sirens sing…“
    Es gibt keine schönere Stimme auf der Welt als seine.
    „Warm me up in a Nova´s glow…“
    Er wird ein berühmter Musiker werden, ich bin mir absolut sicher.
    „ And drop me down to the dream below…“
    Ich will ihn nicht verlieren. Er gehört aber gar nicht mir. Ein seltsames Gefühl. Das hier ist surreal.
    Als Felix den letzten Akkord spielt, wird mein Herz ganz schwer.
    >> Schlaf ruhig, wenn du noch müde bist << , haucht er mit derselben schönen, melodischen Stimme, mit der er gerade gesungen hat.
    Ich reiße die Augen auf. Ich habe sie nur geschlossen, um seinen Gesang zu genießen. Mein ganzer Körper hat sich entspannt, dann bin ich wirklich wieder müde geworden.
    >> Das war klasse! Du bist…du bist… <<
    Mir fehlt das richtige Wort. Keines ist stark genug.
    >> …unglaublich talentiert! <<
    Er wendet den Blick ab, dann sieht er wieder her und lächelt.
    >> Danke. <<
    Felix‘ Handy klingelt. Wir erschrecken beide. Als er auf das Display schaut, verändert sich seine Mimik. Er steht auf. Ich rechne damit, dass er den Anruf entgegennimmt, aber er tut es nicht. Als es aufhört schaut er zu mir. Ich will nicht neugierig sein, also frage ich nicht nach. Es klingelt wieder. Er beißt sich auf die Unterlippe und dreht sich weg.
    >> Ja? Was ist? <<
    Er klingt kühl, fremd, so habe ich ihn bis jetzt noch nicht gehört.
    >> Mir egal…hol sie wann du willst, aber hol sie! Sie steht schon monatelang bei mir herum! <<
    Mir wird komisch.
    >> Nein, will ich nicht! Komm einfach vorbei. <<
    Ich stehe auf und schleiche ins Schlafzimmer. Felix ist zu angespannt um mich zu bemerkten. Er redet mit

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