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Ash Grey

Ash Grey

Titel: Ash Grey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Romana Welsch
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Bon Jovi ohne 80er Jahre Mähne.
    Ich sehe mir die Blätter am Tisch an. Ich kann keine Noten lesen und keine Akkorde interpretieren. Felix schreibt an einem Song. Er hat noch keinen Titel, aber es geht ums Alleinsein.
    „ Lonlyness kills my melancholia“ , schreibt er.
    „ Never been searching for more than bliss, affraid of your kiss, cause I´ve always been the self-destructive one…„
    Die nächsten Zeilen sind durchgestrichen.
    >> Das vorhin am Telefon war der Typ, der sich um unsere Unterkunft in München kümmern sollte. <<
    Ich schaue wieder zu ihm auf und höre auf seine Texte zu lesen.
    >> Wir wollten in irgendein Hotel, weil wir uns nicht ums Einkaufen, oder Aufräumen kümmern wollten. Jetzt ziehen wir anscheinend doch in ein Appartement. <<
    Felix dreht sich plötzlich zu mir um und lächelt entschuldigend.
    >> Ich klinge wie eine Diva, oder? Aber solche Auftritte sind echt ziemlich anstrengend. Die vielen Proben, die lange Anreise… <<
    Ich nicke.
    >> Das Ganze ist bestimmt sehr stressig. Und teuer. Verdient ihr genug mit eurer Musik? <<
    Felix lacht, richtig herzhaft. Er stellt den Café vor mir ab und setzt sich neben mich.
    >> Nein. Wir decken unsere Kosten, das heißt wir zahlen nicht drauf und ab und an springt mal ein wenig mehr Gage für uns raus, aber das ist nicht in jedem Monat gleich. Meine Miete von den Bandeinnahmen begleichen zu wollen, wäre mir zu unsicher. <<
    Ich ziehe die Beine an meinen Oberkörper. Als mir bewusst wird, dass sie noch nackt sind, ziehe ich mir schnell das Shirt über die Knie. Ich hätte mir etwas anziehen sollen.
    >> Ist dir kalt? << , fragt er, weil ich mich so zusammengekauert habe.
    >> Nein…nur… <<
    Mir fällt nicht ein, wie ich den Satz beenden könnte, also zucke ich mit den Schultern. Felix greift nach der Decke hinter uns.
    >> Danke. <<
    Sie ist warm und weich und riecht nach ihm. Ich habe mich noch nie in einer Wohnung so wohl gefühlt.
    >> Wir arbeiten alle nebenher << , erklärt er weiter.
    >> Joko arbeitet in der Baufirma seines Vaters. Kai ist Koch in einem Hotel und Yoshi hat ja jetzt den Laden. <<
    Er grinst. Ich muss mitgrinsen , weil er mich fröhlich macht.
    >> Das war schon immer das was er machen wollte, abgesehen von der Sache mit der Band. Sein eigener Laden! <<
    >> Wie hat er sich das finanziert? <<
    >> Seine Eltern hängen da mit drin. Ist nicht einfach für ihn, aber anders gings nicht. <<
    >> Und du? <<
    Ich trinke einen großen Schluck Café. Mein Magen rumort.
    >> Ich verkaufe Klamotten, nichts Besonderes, aber so habe ich vorerst noch genug Zeit für die Musik. <<
    >> Vorerst? << , wiederhole ich.
    Er nickt und lächelt ganz schwach.
    >> Naja, ich kann nicht ewig versuchen Musiker zu werden. Es klappt, oder es klappt nicht. Ich habe mir eine Deadline gesetzt. Noch drei Jahre, dann ist Schluss, dann bleibt es ein Hobby. <<
    >> Du bekommst bestimmt einen Vertrag! <<
    Ich platze viel zu euphorisch damit heraus. Es ärgert mich, dass noch keine Plattenfirma Felix‘ Talent gewürdigt hat. Das ist unfair, sie bringen so viel Müll auf den Markt.
    >> Das wäre toll, aber ich bleibe realistisch. Wenn es nichts wird, gehe ich auf die Uni. Ich will nicht ewig Klamotten verkaufen. <<
    Er klingt nicht enttäuscht, nur erwachsen. Sein Plan B ist toll, genauso toll wie er selbst.
    >> Was willst du studieren? <<
    Er grinst.
    >> Geschichte und Musikologie. Ganz kann ich dem Ganzen nicht abschwören. <<
    >> Willst du Lehrer werden? <<
    >> Ja. <<
    Ich werde noch hibbeliger.
    >> Ich auch! <<
    Er lächelt mich an. Niemand will Lehrer werden, außer Felix und mir. Ich fange langsam an darüber nachzudenken, was ich gesagt habe. Felix redet von etwas Wahrscheinlichem, seiner Zukunft, ich rede von einer Fantasie, meinem Wunschtraum.
    >> Was willst du unterrichten? <<
    Ich hätte nicht davon anfangen dürfen. Jetzt bin ich verunsichert. Ich weiß nicht mal wo ich heute Nacht schlafen soll, aber davon weiß er nichts. Ich gaukle ihm vor, aus mir würde etwas werden, obwohl es viel wahrscheinlicher ist, dass ich versage. Ich fange an, an meinem Oberarm herumzukratzen.
    >> Ich weiß noch nicht… << , murmle ich.
    >> Du bist jung, oder? Gehst du noch zur Schule? <<
    >Ich bin sechzehn << , entgegne ich leise.
    Er hat mich für älter gehalten, das sehe ich ihm an.
    >> Sechzehn? Echt? Ich dachte... <<
    >> Dass ich älter wäre << , falle ich ihm ins Wort.
    Irgendwie ist die Stimmung gekippt.
    >> Naja, ich dachte du wärst zumindest so alt wie Joko. <<
    Ich

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