Ash Grey
einem Mädchen, ich kann sie hören als ich hinter ihm vorbeigehe.
Meine Sachen liegen auf dem Boden. Ich ziehe mich an und mache sein Bett. Das Bandshirt lege ich auf die Kommode. Er telefoniert noch immer als ich zurückkomme. Felix dreht sich nach mir um.
>> Ja! Ich will jetzt nicht darüber reden, können wir das später machen? <<
Er lächelt mich an, obwohl er so genervt und sauer klingt.
>> Entschuldige! << , murmelt er leise und hält das Handy weg.
Ich zucke mit den Schultern und hebe die Hand.
>Danke… << , flüstere ich und winke ihm zu.
Ich drehe mich so schnell wie möglich um und gehe zur Tür. Ich will nicht länger hier bleiben, das macht es nur schwerer. Ich greife nach der Klinke und erschrecke.
>> Warte! Bleib hier… <<
Felix telefoniert noch, aber er hat mit mir gesprochen. Er kommt auf mich zu.
>> Ich lege jetzt auf! Hol deine scheiß Gitarre! <<
Während er auflegt, stellt er sich zwischen mich und die Tür. Kaum hat er die Anruferin weggedrückt, wird seine Miene viel weicher.
>> Tut mir leid! Ich wollte nicht rangehen, aber ich will ihr Zeug endlich loswerden und… <<
>> Schon gut! <<
Ich lächle. Es tut weh.
>> Du musst mir nichts erklären! Danke für…ich muss jetzt gehen. <<
>> Wohin denn? <<
Er klingt mitleidig, nie dergeschlagen, ich weiß nicht.
>> Nachhause… << , lüge ich, weil es am einfachsten ist.
Ich dränge mich an ihm vorbei. Der Flur ist lang und unübersichtlich. Ich laufe in die falsche Richtung und muss umdrehen. Ich sehe Felix nicht an, als ich wieder an ihm vorbeigehe. Er steht noch im Türrahmen. Es kommt mir vor, als wollte er noch etwas sagen, aber er tut es nicht.
Draußen ist es heiß. Ich laufe über die Straße, vorbei an Yoshis Laden. Er ist geschlossen, genau wie alles andere. Heute ist Sonntag. Ich laufe geradeaus und komme mir blöd vor. Ich bin nicht was Felix sucht, falls er überhaupt sucht. Er kennt mich nicht, er ist nur ein guter Mensch der ein wenig seiner Zeit verschwendet hat.
Mein MP3-Player ist leer, mein Handy auch. Ich laufe zum Bahnhof, weil ich ein paar Sachen aus dem Schließfach holen will. Eigentlich will ich darüber nachdenken, wo ich heute bleiben kann, aber ich lasse es. Mir ist schwindelig und heiß, ich will nicht umkippen. Meine Hände kribbeln, ich laufe wie auf Watte. Vor den Schließfächern lasse ich mich auf den Boden sinken. Es ist mir egal wie ich aussehe, wahrscheinlich wie ein Straßenkind. Das Atmen ist schwerer als sonst. Ich bin vollkommen am Ende. Mir wird schwarz vor Augen.
>> Hier… <<
Felix hält mir eine Flasche Mineralwasser vors Gesicht. Er geht neben mir in die Knie. Meine Hand zittert als ich nach der Flasche greife. Ich kann sie kaum halten, er hilft mir.
>> Trink << , fordert er.
Mein Magen zieht sich zusammen. Ich spüre das kalte Wasser in meinem Bauch. Als ich absetzte, hole ich tief Luft.
>> Nimmst du was? <<
Ich verstehe nicht was er da fragt, ich verstehe auch nicht, warum er hier ist. Ich will nur wieder aufstehen können, nicht mehr so benommen sein. Mein Kreislauf spielt total verrückt. Ich hätte gestern etwas essen sollen, oder vorgestern.
>> Irgendwelche Drogen…Medikamente? <<
Er klingt aufgeregt.
>> Ich bin kein Junkie << , murmle ich und lasse den Kopf nach hinten fallen, weil er schwer ist.
>> Du musst mir sagen, wenn du etwas genommen hast! Ehrlich! Bitte! <<
Ich spüre seine Hand in meinem Nacken.
>> Schau mich mal an… <<
Ich blinzle gegen die schwarzen Flecken an.
>> Wir fahren ins Krankenhaus, okay? <<
Sein Gesicht wird klarer. Das taube Gefühl verschwindet langsam wieder. Ich strecke die Hand aus.
>> Gibst du mir noch einen Schluck Wasser? << , flüstere ich.
Er schraubt die Flasche wieder auf. Diesmal kann ich sie alleine halten. Meine Hände zittern auch nicht mehr so stark.
>> Es geht schon wieder… <<
>> Du musst dich durchchecken lassen! <<
>> Nein! <<
Ich habe ihn angefaucht, weil er mir Angst macht. Ich will in kein Krankenhaus, oder zu einem Arzt. Er sieht ein bisschen verzweifelt aus.
>> Mir geht es schon besser! Ehrlich! <<
Meine Kräfte kommen wirklich wieder zurück. Ich will mich aufraffen. Felix hilft mir. Meine Beine sind noch wackelig, aber mein Kopf ist nicht mehr benebelt.
>> Was machst du hier? << , will ich wissen.
Felix mustert mich als wäre ich ein Geist, wahrscheinlich sehe ich auch aus wie einer.
>> Ich bin dir hinterher…<
>> Was? <<
Er zögert kurz. Es ist ihm unangenehm, aber das ist im Moment nicht
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