Ash Grey
sie sind talentiert genug. Während wir reden, kommen noch fünf Mädchen vorbei die Ash Grey bestaunen wollen. Vielleicht liegt es daran, dass sie oft im Moon auftreten, oder daran, dass sie einfach ganz schön berühmt sind. Es ist ungewohnt, obwohl an Jens auch oft Mädchen geklebt haben. Ich bin nicht eifersüchtig, aber seine Band war nicht annähernd so bekannt. Ich fühle mich irgendwie fehl am Platz. Ich weiß nicht warum ich hier bei ihnen sitzen darf, während sie alle anderen Mädchen wegschicken. Vielleicht weil ich ihnen leid tue. Das muss es sein.
>> Du siehst müde aus << , stellt Felix fest nachdem ich eine Weile ins Leere gestarrt habe.
Er hat Recht, ich würde gerne schlafen, aber es ist erst kurz vor zwei Uhr.
>> Halb so schlimm! <<
Ich winke ab. Felix trinkt noch immer an seinem zweiten Bier. Er trinkt langsam, langsamer als Yoshi und Joko. Die beiden amüsieren sich über zwei betrunkenen Mädchen die gerade zu Feuer von Jennifer Rostock tanzen.
> Wann habt ihr euer nächstes Konzert? << , will ich wissen.
Felix Augen beginnen zu funkeln.
>> In zwei Wochen spielen wir in einem Club in München. << >> München? << , wiederhole ich beeindruckt.
>> Ja, mal sehen ob wir den Laden gefüllt bekommen. Da gehen an die tausend Leute rein! <<
>> Habt ihr schon mal vor so vielen Leuten gespielt? <<
Felix nickt.
>> Ja, auf einem Benefizkonzert. Aber da waren wir Vorband. Die waren alle nicht wegen uns dort. <<
>> Im schlimmsten Fall kommen nur fünfzig Leute und wir müssen uns den Auftritt schön saufen << , erklärt Joko.
Sie lachen. Ich bin mir sicher, dass sie den Laden voll bekommen.
>> Wenn wir uns endlich auf ein Set einigen könnten, könnte ich auch endlich anfangen mich auf das Konzert zu freuen! << , meint Yoshi.
Felix seufzt.
>> Du kennst meine Liste! <<
>> Ja! Immer derselbe Mist! Lass uns was Neues reinnehmen! <<
>> Dann beschwerst du dich wieder, dass wir etwas spielen was wir nicht können. <<
Yoshi dreht sich überraschend zu mir.
>> Das stimmt! Dass wir Kryptonite spielen mussten war deine Schuld! Ich kannte den Song nicht mal wirklich, aber Felix wollte ihn unbedingt für dich spielen! <<
Ich starre ihn ungläubig an, schmunzle weil ich glaube, dass er einen Scherz gemacht hat. Felix dreht sich weg und nimmt einen Schluck von seinem Bier.
>> Aber er hat ihn gut gesungen << , flüstert Yoshi mir zu und zwinkert. Ich erinnere mich an Felix‘ Stimme, an seine Blicke. Meine Wangen werden warm und rot. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das was Yoshi sagt stimmt. Er macht gerne Scherze, das ist mir schon aufgefallen.
Der Inhaber des Moon kommt rein. Er stellt sich zu den Jungs und spendiert ihnen eine Runde Getränke. Sie reden über den Auftritt und den guten Umsatz. Ich lehne mich mit dem Rücken zur Bar.
Eigentlich würde ich gerne über Felix nachdenken, aber ich bin zu müde. Es ärgert mich, dass mein Körper so reagiert. Selbst das viele Koffein hält mich nicht mehr wach. Wenn ich noch im Excel wäre, könnte ich Juli fragen, ob er mich wieder mitnimmt. Die Idee ist bescheuert, aber im Moment würde ich viel für ein Bett geben. Vielleicht hätte er sich diesmal im Griff.
Ich will auf die Toilette gehen und mich in eine der Kabinen sperren, um kurz die Augen zuzumachen. Nur für zwanzig Minuten. Der Gedanke alleine ist mir peinlich.
>> Hey! Du schläfst ja im Stehen! <<
Als mich Felix am Arm packt, schreck e ich hoch. Er hält mich fest, weil ich fast das Gleichgewicht verloren hätte. Der Besitzer vom Moon ist wieder gegangen. Ich war kurz weggetreten, weil ich die Augen zu hatte. Ich weiß nicht wie lange.
>> Alles klar? <<
Sie mustern mich besorgt, Yoshi, Joko und vor allem Felix. Er lässt mich los und ich lehne mich sofort wieder gegen die Bar. Ich kann nicht mehr. Ich muss mich irgendwo hinlegen. Es ist mir egal wo. Ich bin froh, dass ich nicht mehr im Excel bin. Ich würde mich jetzt auch von Jens irgendwo hinlegen lassen. Der Gedanke widert mich an. Ich bin erbärmlich.
>> Ich gehe… << , verkünde ich schlaftrunken und stoße mich von der Bar ab.
>> Wohin denn? <<
Felix kommt mir nach. Ich weiß nicht wohin ich will, aber während ich gehe kann ich zumindest die Augen offen halten. Mein Kopf fühlt sich schwer an, fast als wäre ich betrunken. Ich knalle gegen jemanden, weil ich nicht hingesehen habe. Ich erschrecke und werde ein bisschen wacher. Er dreht sich nach mir um. Es ist der Sänger von vorhin und seine Eisaugen. Ich habe seinen Namen
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