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Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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eigentlich etwas vor? Er war kein Kämpfer.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.
    »Nennt mich einfach Rishi.« Der Alte hob die Augenbrauen. »Und dein Name?«
    »Ash – kurz für Ashoka.« Sein Dad hatte ihn nach dem ersten indischen Herrscher benannt. Ganz schön große Schuhe, die er ihm da angezogen hatte – so, als würde man Napoleon heißen.
    »Der Name eines Helden.«
    Ash lachte bitter. »Ich bin kein Held.« Ein Held hätte seine Tante und seinen Onkel gerettet. Ein Held würde vor Furcht nicht wehleidig herumjammern.
    Rishi hob Ashs Kinn an und drehte es so, dass sie sich in die Augen sahen. »Dann werden wir eben einen aus dir machen, Ashoka«, sagte er und ließ ihn los. »Und dein Name, kleine Tochter?«
    »Lakshmi. Aber alle nennen mich Lucky.«
    »Dann kommt.«
    Ash und Lucky liefen ein paar Schritte den kleinen Hügel hinauf.
    Vor ihnen lag der Fluss Ganges. Am anderen Ufer erhob sich Varanasi, das wie eine Himmelsstadt auf einer Wolke aus bleichem Nebel zu schweben schien. Die ruhige Luft trug das ferne Läuten von Tempelglocken zu ihnen. Rishi spazierte zum Ufer hinab, wo er in die Hocke ging, sich den Stab über die Schultern legte und zum gemächlich aufhellenden Himmel hinaufspähte. Noch war er dunkel, doch schon zeigten sich im Osten erste blasslila Tupfen. »Wir müssen zurück in die Stadt. Dort habe ich Freunde, die uns helfen werden.«
    »Was für Freunde?« Ash war skeptisch. »Jemanden, der Savage aufhalten kann? Wie?«
    »Mit der nötigen Ausbildung, dem nötigen Wissen und dem Aastra«, antwortete Rishi. »Wir finden einen Weg, Savage zu besiegen, und werden herausfinden, warum er den Aastra so dringend in die Hände bekommen will. Dass er auf der Suche danach ist, finde ich höchst besorgniserregend.«
    Ash ließ sich in den sandigen Schlamm fallen und verbarg das Gesicht in den Händen. Er wollte das alles nicht. Die Welt spielte auf einmal verrückt. Er schloss die Augen und konnte doch die Tränen nicht aufhalten, die nun über seine Wangen rannen. Lucky setzte sich neben ihn und legte ihm ihre kleine Hand auf die Schulter.
    »Ich will einfach nur heim«, flüsterte Ash.
    »Heim?« Rishi stutzte.
    »Nach London. Dort würde so was nie passieren.«
    »Es geschieht überall, Ashoka. Dämonen und noch viel schlimmere Kreaturen lauern in den Schatten der ganzen Welt. Doch wo das Böse existiert, gibt es auch solche, die ihm die Stirn bieten. Sogar in London.«
    »In London? Wo?«
    »Dort gibt es einen uralten Ritterorden. Krieger, die geschworen haben, das zu bekämpfen, was sie ›das Unheilige‹ nennen. Sie sind –«
    »Rishi! Meister!«
    Aus dem dichten Morgennebel ertönte eine Stimme. Ash nahm Lucky bei der Hand.
    Rishi zeigte auf einen dunklen Schatten, der auf dem Fluss auf sie zuglitt. »Dort.« Sobald er mit dem Stab winkte, erschien ein Boot. An seinen Seiten hingen Netze und in dem Kahn stand ein drahtiger Fischer, in nichts als einen schmutzigen weißen Lendenschurz gewickelt, und winkte zurück.
    Varanasi bei Dämmerung. Hauchzarter Dunst schwebte über dem Wasser, als die Hitze langsam anstieg. Die Sonne, eine rote Scheibe am Horizont, spitzte bereits durch die grauen Schlieren und versprach einen neuen, sengend heißen Tag.
    Es war eine lange und langsame Reise flussaufwärts. Lucky schlief, aber Ash bekam kein Auge zu. Bei jedem Platschen der Ruder und jedem Vogelschrei fuhr er zusammen und schaute sich nach allen Seiten um, während er sich mit steifen Fingern an den alten Holzrahmen des Kahns klammerte. Sein Herz raste und er rechnete stets damit, dass ein Monster aus dem Wasser auftauchen oder von oben auf sie herabsausen würde. Rishi, der Sadhu, saß im Schneidersitz einfach nur da, den Stab auf den Schoß gelegt, die Augen geschlossen.
    Was sollten sie tun? Wenn er doch nur Dad anrufen und ihm alles erzählen könnte, dann würde er kommen und alles deichseln. Wenn die indische Polizei Savage nichts anhaben konnte, dann eben die englische. In England war die Welt noch normal. Wie gerne wäre Ash jetzt dort, er vermisste sein Zuhause so sehr, dass ihm ganz übel wurde. Nach Hause. Alles andere war im Augenblick unwichtig.
    Als sie in den Südteil der Stadt kamen, fing ein Hund zu bellen an. Zwei Frauen standen knietief im Wasser und wuschen Wäsche. Eine der beiden hieb mit einem backsteingroßen Stück Seife auf ein Hemd ein, während die andere ein aufgerolltes Laken gegen eine Steinplatte klatschte, um all den Dreck herauszuklopfen. Der Hund, dürr und klein,

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