Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
kläffte erneut, um Aufmerksamkeit zu erlangen und vielleicht ein paar Essensreste abzustauben. Stattdessen spritzte ihn eine der Frauen mit Seifenwasser voll, woraufhin er floh und sie sich lachend wieder an die Arbeit machte.
Innerhalb der vergangenen zwölf Stunden hatte sich Ashs Leben auf den Kopf gestellt, aber für den Rest der Welt war es ein ganz normaler Tag. In deren Leben existierten keine Dämonen.
Ash musste immerzu an Savage denken und zog die Pfeilspitze aus der Tasche. »Savage wollte die hier also haben, ja? Kann ich sie irgendwie gegen ihn verwenden?«
»Sei vorsichtig damit.« Rishi sprach leise. »Es war ein Gott, der den Aastra einst geschmiedet hat.«
»Das Ding?« Ash drehte es in den Händen. »Wie funktioniert es? Schießt man es einfach auf Savage?«
»Nein, noch hat der Aastra keine Macht«, erklärte der Sadhu. »Er muss erst erweckt und mit Energie aufgeladen werden. Man muss dem Gott, der ihn erschaffen hat, ein Opfer darbringen, dann wird er ihn mit seiner Macht füllen.«
»Welche Art von Opfer?«
»Jeder Aastra reagiert auf die Kraft desjenigen, der ihn erschaffen hat. Stammt er zum Beispiel von Agni, dem Gott des Feuers, dann würde er über dieses Element gebieten. Legt man ihn ins Feuer, nimmt der Aastra die Energie der Flammen in sich auf. Je größer das Feuer, desto mächtiger wäre der Aastra. Man könnte Infernos auslösen, ganze Gebäude mit nur einem Blick einäschern, Armeen verbrennen und – mit nicht mehr als einem Fingerschnippen – den mächtigsten Feuersturm löschen.« Rishi betrachtete das Wasser. »Oder wenn die Flussgöttin Ganga ihn erschaffen hat, dann müsste man ihn in Wasser tauchen, damit er dessen Energie in sich aufsaugt.« Er kratzte seinen Bart. »Und dieser hier … Wer hat ihn dir gegeben?«
Keiner. Er hatte ihn gefunden – in einer versunkenen Kammer, von der er inzwischen wünschte, dass er sie nie betreten hätte. Er wünschte, er wäre in der Grube geblieben und hätte gewartet, anstatt ein Loch in die Wand zu schlagen und den Pfeil aus der Hand der Statue zu klauen.
»Rama hat ihn in der Hand gehalten.«
»Das engt es ein. Rama war ein großer Held, der nur mit den mächtigsten aller Aastras ausgestattet worden ist.«
»Also, was macht das Ding?« Könnte er es einsetzen, um Savage und seine Rakshasas zu bekämpfen?
»Rama war ein Krieger, was also wird es schon können? Es bringt den Tod.«
»Tun das nicht alle Waffen?«
»Jede andere Waffe ist ein bloßer Schatten von dem, was du in deinen Händen hältst.«
Ash kannte sich mit den Göttern nicht sonderlich gut aus, er hatte sie nie ernst genommen. Klar, er ging in den Tempel, aber nur aus Gewohnheit. Das hier war real . Brahma, Vishnu, Shiva, Ganesha, Yama, Durga. Die Liste an Hindu-Gottheiten war endlos.
»Sie meinen, falls der Aastra von der Flussgöttin stammt, dann weckt Wasser ihn auf«, sagte Ash. »Also wenn ich ihn hier reintunke, dann kann ich dem Fluss Befehle geben, stimmt’s?« Er hielt die goldene Pfeilspitze über das Wasser. Wenn das funktionierte, dann würde er eine Flutwelle heraufbeschwören, um Schloss Savage mitsamt allen Bewohnern zu ertränken.
»Lass ihn bloß nicht fallen«, warnte Rishi.
Die Pfeilspitze umklammert, tauchte Ash die Hand ins Wasser und wartete.
»Und, fühlst du etwas?«, fragte Rishi.
»Gar nichts.« Kein Kribbeln, keine plötzliche Superkraft, kein Gefühl, als könnte er mit einem Satz die höchsten Gebäude überspringen.
»Dann ist es also kein Aastra der Göttin Ganga«, stellte Rishi fest.
»Wie hat Rama seinen Aastra, also den Vishnu-Aastra, damals erweckt?«, wollte Ash wissen. Vielleicht gab es ja eine Verbindung zwischen dem Aastra, den Rama auf Ravana abgefeuert hatte, und diesem goldenen hier.
»Er legte Vishnu seine Krone zu Füßen.«
Ash runzelte die Stirn. »Aber war er nicht König?«
»Ja, aber ein Herrscher ohne eigenen Willen. Alles, was er tat, galt dem Wohl seines Volkes. Deshalb hält man Rama auch für den perfekten König. Er hat nichts für sich behalten, nicht einmal Sita.«
»Sita? Seine Frau?« Die Geschichte kannte Ash. Der ganze Krieg zwischen Rama und dem Dämonenkönig war nur wegen Sita entstanden. Ravana hatte sich in Ramas Ehefrau verliebt und sie entführt, um sie in seinem Königreich Lanka gefangen zu halten. »Aber er hat sie doch zurückbekommen, nicht?«
Rishi blickte traurig in den Fluss. »Nicht für lange. Weißt du, sie war jahrelang die Gefangene Ravanas und daher haben die
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