Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
zur Tür, um sicherzugehen, dass Parvati wirklich außer Hörweite war. »Sosehr ich Parvati auch schätze, ich traue ihr nicht. Und du solltest das genauso wenig. Solange Rishi noch da war, konnte er sie unter Kontrolle halten. Vergiss nicht, sie ist eine Dämonenprinzessin und Ravana war ihr Vater.«
»Sie hat Ravana gehasst. Sie hat mir dabei geholfen, ihn zu töten.«
»Und jetzt ist der Thron der Dämonenvölker frei.« Elaine zuckte mit den Schultern. »Parvati ist ehrgeizig, das liegt in ihrer Natur.«
Widerstrebend hob Ash die Karte auf. »Elaines Bazaar?«
»Ein Trödelladen in der Nähe von Finsbury Park. Rund um die Uhr geöffnet.«
Er blickte sie nachdenklich an. Elaines Schwächen wären auch ohne Marma-Adi offensichtlich gewesen. Ihr Kettenrauchen verriet jedem, was sie umbringen würde. Ihre Lunge leuchtete am hellsten, ihre Venen und Adern waren verstopft und dünn, die Durchblutung schlecht. Über ihr schwebte der Tod wie ein erwartungsvolles Leichentuch. Lange blieb ihr nicht mehr.
Sie wurde blass. »Was siehst du, Junge?«
Er schüttelte den Kopf. »Nichts. Gar nichts.«
Sie blickte auf die Zigarettenschachtel. »Schätze, ich sollte weniger rauchen. Vielleicht aufhören.«
»Würde keinen Unterschied mehr machen.«
Elaine räusperte sich und steckte die Schachtel zurück in die Tasche. »Pass auf dich auf. Immer wieder liest man Geschichten von Jugendlichen, die an die Pistolen ihrer Eltern gekommen sind und … Peng , tut jemand etwas, was er übel bereut, und jemand anders endet im Leichenschauhaus.«
»Soll das heißen, du hältst mich für so einen leichtsinnigen Teenager, der mit der Knarre seines Dads herumspielt?«
»Nein. Ich halte dich für einen Jungen, der an eine Thermonuklear-Waffe geraten ist, auf der ein großer roter Knopf Drück mich! schreit.« Sie tätschelte Ashs Hand. »Halte dich aus Schwierigkeiten raus, Kleiner.«
Kapitel 4
Einfach so war Parvati also wieder Teil seines Lebens. Noch lange nachdem der Kleinbus fort war, stand Ash völlig verdattert im Flur.
Was sollte er nun tun?
Monatelang hatte er sich gefragt, ob er sie jemals wiedersehen würde, und hatte tagein, tagaus auf eine Nachricht von ihr gewartet – die nie gekommen war. Zuerst hatte er sich geärgert, dann hatte er versucht, ein »ruhiges« Leben zu führen. Und gerade als er dachte, alles wäre wieder beim Alten, tauchte sie auf und trank Tee in seiner Küche! Sein Magen fühlte sich an, als hätte man ihn auf Schleudergang gestellt.
Helles Scheinwerferlicht fiel in die Einfahrt. Seine Eltern waren zu Hause. Ash öffnete ihnen die Haustür, als seine Mutter gerade ihren Schlüssel ins Schloss stecken wollte.
»Hi, Ash«, begrüßte sie ihn und zerstrubbelte ihm beim Hereinkommen das Haar. Ihre Aktenmappe stellte sie neben das Tischchen im Flur und den Regenmantel hängte sie über das Treppengeländer, während sie sich unsichtbaren Staub von ihrer schicken marineblauen Anzugjacke fegte. Mit einem erschöpften Seufzen schlüpfte sie aus ihren Schuhen und wackelte kurz mit den Zehen. Während sie den Anrufbeantworter auf Nachrichten prüfte, schob sie ihre Brille ins Etui. Dann drehte sie sich langsam um. »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie Ash, der noch immer an der Tür stand.
»Bestimmt Frauenprobleme«, sagte Ashs Vater, der seiner Frau ins Haus folgte, den Blick wie gebannt auf sein BlackBerry-Handy gerichtet. »Hab ich recht, Sohn?«
»Und was für welche …«, antwortete Ash.
Ashs Mum nahm ihrem Ehemann das BlackBerry ab. »Für heute reicht es, Sanjay.«
»Siehst du, was ich meine?« Dad zuckte mit den Schultern. »Frauenprobleme.« Ashs Mutter wollte widersprechen, doch Sanjay packte sie an der Hand und wirbelte sie herum, wobei seine Stiefel laut über den Boden polterten. Sein Anzug war weniger fein als der seiner Frau. Sanjay arbeitete als Ingenieur und verbrachte die halbe Woche auf Baustellen, wo er ein Auge darauf hatte, dass die Wände nicht einstürzten und die Dächer nicht fortgeweht wurden. Er war sehr viel größer als Bina und ein gutes Stück breiter, sodass Ashs Mum an seinem Kugelbauch klebte, als er sie nun an sich zog.
»Ist es wegen Gemma?«, fragte Mum.
»Das Mädchen aus dem Gedicht?« Auf dem Gesicht seines Vaters prangte ein nerviges Grinsen. Die Sorte Grinsen, die alle Eltern aufsetzten, kurz bevor sie ihre Kinder zu Tode blamierten.
»Was, davon weißt du?« Ash war entsetzt.
»Ich finde es sehr romantisch«, meinte Mum. »Ich würde mich geehrt
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