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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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war auch gemacht, gewissermaßen. Man konnte sogar teilweise den Teppich sehen. Eine Disney-Tapete war für einen Vierzehnjährigen gesellschaftlicher Selbstmord, also musste er sie mit Postern verdecken, auch wenn die Auswahl an Bildern die nächste Gefahrenquelle bedeutete. Poster verrieten jedem Besucher, wer – und was – du warst. Ash durchlebte gerade eine extreme Superhelden-Phase: Batman, X-Men und sogar ein Original-James-Bond aus den Sechzigern tummelten sich an der Wand. Der geneigte Beobachter würde daraus entweder den Schluss ziehen, dass Ash ein gefährlicher Einzelgänger mit Superkräften oder ein totaler Freak war. Wie es der Zufall so wollte, war er beides.
    Ash schnüffelte an seinem Deo. Wenn man der Werbung glaubte, zog diese bestimmte Marke eine ganze Flugzeugladung europäischer Supermodels an. Besser, er benutzte nicht zu viel davon.
    Vor dem Spiegel fuhr er mit gelbeschmierten Fingern durch seine dicken schwarzen Locken und überprüfte seine Frisur. Die letzten paar Monate hatte er sich die Haare wachsen lassen, doch inzwischen waren sie schon gefährlich lang. Das Gel schaffte es kaum noch, sie unter Kontrolle zu halten. »Schmeiß mir doch mal das Levi’s-T-Shirt rüber«, bat er. »Das schwarze.«
    »Die sind alle schwarz.« Sie griff nach dem nächstbesten Shirt. »Was ist denn mit all deinen anderen Klamotten passiert?«
    »Dachte, ein neuer Look wäre angebracht. Außerdem hat mir viel von dem alten Kram nicht mehr gepasst.« Nach seiner Zeit in Indien war er in völlig veränderter körperlicher Verfassung heimgekommen. Der alte Ash war »mollig« gewesen, dieser neue Ash war fit wie ein Turnschuh.
    »Dann läufst du ab sofort nur noch in hauteng und superheldenmäßig rum?«
    »So was in der Art.«
    Als Ash sein Hemd auszog, fiel sein Blick auf die Narbe – eine blasse weiße Linie auf der dunklen Haut, eingepfercht zwischen den harten Muskeln an seinem Bauch. Er fuhr sie mit dem Fingernagel nach. Hier hatte Savage ihn mit der Pfeilspitze durchbohrt. Ein anderer Ash war in jener Nacht in der uralten Hauptstadt des Dämonenkönigs gestorben. Ein anderer Junge war auf den mit Sand bedeckten Felsblöcken vor den Eisernen Toren verblutet. Jetzt war Ash ein lebender Toter, von Kali ins Leben zurückgeholt, damit er als ihre Waffe kämpfte.
    »Fehlt er dir?«, fragte er Lucky. »Der alte Ash.«
    »Du bist doch immer noch da. Derselbe wie immer.«
    Ash schlüpfte in das frische T-Shirt. »Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.«
    »Bei den Sachen, auf die es ankommt, schon.« Sie linste in den Spiegel auf Ash, dem das Shirt über der Brust spannte, sodass sich jede Kontur seines Oberkörpers abzeichnete. Er machte einen Doppelknoten in seine Converse All Stars. Über einen losen Schnürsenkel zu stolpern, käme nicht gut.
    Ash zog seine Hemden-Schublade heraus und ließ sie auf den Boden fallen. Dann machte er die Arme lang und tastete den Innenraum der Kommode ab, bis er auf nackten Stahl stieß, der an die Rückwand geklebt war. Ash riss das Klebeband ab.
    Er umfasste den Griff und zog sein Katar hervor.
    Der indische Faustdolch war etwa dreißig Zentimeter lang, wovon die Klinge fast die Hälfte einnahm. Der Griff war wie ein H geformt. Man hielt ihn am kurzen, unteren Querbalken fest, sodass das breite dreieckige Messer vorwärts zeigte. Ein Angriff erfolgte mit einem geraden Schlag nach vorn. Die Spitze war hart wie ein Diamant und dazu gedacht, sogar stählerne Rüstungen zu durchdringen. Diese Waffe hatte auf der ganzen Welt kein Gegenstück, sondern war einzig in Indien beheimatet.
    Lucky hielt hörbar den Atem an. »Ich wusste gar nicht, dass du das noch hast.«
    Ash prüfte die Schneiden. Immer noch rasiermesserscharf. »Aber du findest es okay?«
    »Nein.« Sie setzte sich auf. »Ich will nicht, dass du dich mit Parvati abgibst.«
    Ash nahm ein gefaltetes Stück Leder aus dem Schrank. Die Schwertscheide hatte er an einem Nachmittag im Werkkurs an der Schule selbst gemacht, als er ein paar Extrastunden belegte, um Pluspunkte zu sammeln. Er zog seinen Gürtel durch die angebrachten Schlaufen und legte ihn um. Anschließend wanderte das Katar in die Scheide und ruhte an seinem Rücken.
    »Ash …«
    »Ich tue ihr nur einen Gefallen.« Ash versteckte das Messer, indem er seinen knielangen Wintermantel – seinen »Sherlock-Spezialmantel« – darüberzog, der aussah, als stammte er aus dem neunzehnten Jahrhundert. Dann warf er einen prüfenden Blick in den Spiegel. Der

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