Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
Politur aus den Vitrinen genommen wurden.« Parvati inspizierte die Obstschale und nahm sich einen Apfel. Wie gebannt starrte Ash auf ihre auffällig langen Eckzähne, die sich ins Fruchtfleisch gruben. Zwei kleine Saftperlen rannen aus den Löchern. »Der Juwelier beteuert, er hätte sich nur kurz umgedreht und im nächsten Moment war der Koh-i-Noor verschwunden – auf seinem Platz lag ein Stück Glas.«
»Und man hat niemanden entdeckt – vielleicht hinter dem Schrank versteckt oder so? Oder unter dem Waschbecken?«
»Nein.«
»Dann reden wir nicht von einem normalen Dieb, oder?«, stellte Ash fest. Sekunde für Sekunde erschien die Lage kniffliger.
»Nein.«
»Irgendwelche Vermutungen, um wen es sich handeln könnte?«
»Ein Typ namens Monty. Er ist darauf spezialisiert, exotische Gegenstände zu stehlen. Es geht das Gerücht um, dass er den Stein auf dem Schwarzmarkt verkaufen will.«
»Und wir werden ihm ein Angebot machen?«, vermutete Ash.
Parvati lächelte. Allerdings war es kein nettes Lächeln. »Und zwar eines, das er nicht ablehnen kann.«
Elaine steckte die Postkarte wieder ein. »Ich habe meine Fühler ausgestreckt und sollte jeden Augenblick seine Adresse bekommen.«
Parvati hatte noch etwas hinzuzufügen. »Solche Artefakte tauchen nicht jeden Tag auf. Savage ist sicher schon dahinterher.«
»Meinst du, er weiß, wie man ihn einsetzt?«, fragte Ash. Aastras waren das Steckenpferd des Engländers. Jahrelang hatte er nach dem Kali-Aastra gesucht, bevor Ash ihn versehentlich gefunden hatte.
»Das will ich lieber gar nicht erst herausfinden. Das hier ist unsere Chance, es ein für alle Mal zu beenden.«
Ash spürte ein aufgeregtes Kribbeln. »Wie?«
»Mit deiner Hilfe. Falls du nicht zu beschäftigt bist?«
»Kann es bis nach der nächsten Folge von Doctor Who warten?«
»Ash –«
»War nur ein Witz.«
Elaine knöpfte ihre Strickjacke zu. »Wir würden ja unsere Hilfe anbieten, aber wir müssen uns gerade um eine andere Angelegenheit kümmern.«
»Was für eine Angelegenheit?«, wollte Ash wissen.
»Nichts, was dich etwas angeht«, unterbrach Parvati und setzte ihre Sonnenbrille auf. »Elaine wird uns eine SMS mit der Adresse schicken. Wir treffen uns dann später und statten diesem Monty einen Besuch ab.«
Ash brachte die beiden zur Tür, wo Elaine auf einmal hektisch ihre Taschen abtastete. »Meine Zigaretten. Ich glaube, ich hab sie in der Küche liegen lassen. Warte doch schon mal im Wagen, Parvati, ich bin gleich da.«
Parvati nickte ihr zu und schenkte Ash dann eine kleine Verbeugung, begleitet von einem Lächeln, bevor sie ging.
Elaine kehrte mit Ash in die Küche zurück. Übertrieben aufmerksam suchte sie Tisch und Arbeitsplatte ab.
»Versuch’s mal in deiner linken Jackentasche«, schlug Ash vor. Er hatte genau gesehen, wie sie die Schachtel wieder eingesteckt hatte, und ihm war auch klar, dass sie das wusste. Es war nur eine Ausrede gewesen, um einen Augenblick mit Ash unter vier Augen reden zu können.
»So was.« Schon hatte Elaine die Packung in der Hand und trommelte abwesend mit den Fingern darauf herum, während sie sich ganz auf Ash konzentrierte. »Rishi hat mir viel von dir erzählt.«
»Du hast ihn gekannt?« Rishi hatte als Erster begriffen, dass Ash der Ewige Krieger war, die letzte Reinkarnation eines der größten Helden, die die Welt je gesehen hatte. Der heilige alte Mann hatte Ashs Ausbildung begonnen, doch bevor er Ash mehr über sein neues Wesen beibringen konnte, war er von Savages Handlanger Mayar ermordet worden.
»Verspürst du in letzter Zeit irgendeinen Drang? Ich meine, abgesehen von denen, die für einen hormongesteuerten Teenager normal sind?«
»Was meinen Sie?«
»Rishi hat mich gebeten, ein Auge auf dich zu haben, für den Fall, dass ihm etwas zustoßen sollte. Er wollte, dass du dein Training fortführst.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, begann Ash, »aber Sie sehen wirklich nicht wie die Sorte von Lehrer aus, die ich im Augenblick gebrauchen kann.« Schon das Öffnen des neuen Zigarettenpäckchens brachte sie zum Schnaufen.
Elaine zückte eine Visitenkarte und legte sie auf den Tisch. »Rishi hat mir eine Liste mit Kontakten gegeben. Die meisten davon in Indien. Ruf mich an, falls du Hilfe brauchst.«
»Ich habe Parvati.«
»Es gibt Dinge, die kann Parvati dich nicht lehren. Außerdem hat sie vielleicht andere Pläne.«
»Und was soll das heißen?« Ash gefiel nicht, worauf die Frau anspielte.
Elaine warf einen Blick
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