Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
deine dreckige Klappe, Jack?‹ Das käme ziemlich cool.«
»Ja, wenn man sieben ist!« Ash blickte zum Cafeteria-Eingang und hoffte, Gemma würde noch einmal zurückkommen. Tat sie natürlich nicht. »Warum ist es so schwer, mit Mädchen zu reden?«
Josh boxte Ash in die Seite. »Weil wir Nerds sind. Uns in der Nähe von Mädchen wie Volldeppen aufzuführen, ist unsere Superkraft. Aber vergiss Gemma mal für ’ne Sekunde. Kommst du nächsten Dienstag vorbei?«
»Dienstag?«, fragte Ash.
» Dungeons and Dragons , Mann – wie in alten Zeiten! Wir sind im letzten Level der ›Katakomben des Verderbens‹' und wir brauchen dich, Ash.«
Stimmte ja, Dungeons and Dragons . Joshs Dad hatte ihm jede Art von Computerspiel verboten – er war sogar so weit gegangen, ihn von Computern im Allgemeinen zu verbannen. Josh hatte nicht mit der Sprache herausgerückt, warum, aber Akbar vermutete, dass er sich auf ein paar Webseiten herumgetrieben hatte, die so gar nicht für sein Alter gedacht waren. Also hatten sie ihre alten Rollenspiele und Miniaturfiguren herausgekramt und entstaubt. Dienstagabend war nun immer D&D angesagt.
Josh legte Ash den Arm um die Schulter. »Das wird knallig bis zum Umfallen. Du wirst gegen den Dämonenfürsten der Hölle kämpfen.«
»Hab ich schon hinter mir.«
»Was?«
»Ach nichts.« Ash befreite sich von Joshs schwerem Arm. »Hilf mir doch mal auf die Sprünge: Warum hänge ich mit dir rum?«
Josh stieß ein gespieltes Schluchzen aus. »Was? Nach allem, was ich für dich getan habe? Denk dran, wenn ich nicht gewesen wäre, hätte Gemma längst vergessen, dass du überhaupt existierst. Dieses Gedicht, das du für sie geschrieben hast, war megaknallig.«
»Es auf den Schul-Blog hochzuladen, war nicht so ganz das, was mir dafür vorgeschwebt hat.«
»Dann solltest du dir ein besseres Passwort als GEMMA aussuchen, Alter.«
Kapitel 2
Auf dem Heimweg kickte Ash gegen eine vollgestopfte Mülltonne. Sie musste über zwanzig Kilo wiegen – trotzdem flog sie in hohem Bogen über eine lange Reihe Eichen, einen Häuserblock und die Stadtstraße. Er hörte, wie sie einen knappen Kilometer weiter irgendwo im Dulwich Park in einen Teich platschte.
Das konnte er, aber ein Mädchen auf ein Date einzuladen, brachte er nicht zustande. In ihm brodelte Wut, die er nur mit Mühe im Zaum halten konnte.
Andererseits – vielleicht wollte er sich ja gar nicht abregen. Vielleicht sollte er Jack und allen anderen mal zeigen, wozu er fähig war. Dann würden sie ihn mit anderen Augen sehen!
Jupp, sie würden ihn mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen ansehen.
An manchen Tagen kam es ihm so vor, als wäre nie etwas geschehen und er noch ein ganz normaler vierzehnjähriger Junge, der versuchte, keinen Scheiß zu bauen. Er war weder so außergewöhnlich intelligent wie Akbar noch so cool wie Jack, sondern irgendwo in der Mitte und sorgte nie für großes Aufsehen.
Doch an anderen Tagen kamen die Träume. Träume voller Blut und Tod.
Dann wurde Ash wieder schmerzhaft bewusst, was er war.
Der Kali-Aastra, die lebendige Waffe der Todesgöttin Kali. Er hatte den Dämonenfürsten Ravana umgebracht und dessen übernatürliche Energien in sich aufgenommen. Mit nur einem einzigen Satz konnte er hohe Gebäude überspringen und noch vor dem Frühstück fünf Dinge tun, die eigentlich völlig unmöglich waren. Am Wochenende auch mal sechs.
War das alles erst vergangenen Sommer passiert? Es fühlte sich an, als wäre seither ein ganzes Leben vergangen. Es war ein ganzes Leben vergangen. Ash berührte die Narbe auf seinem Bauch, die er sich zugezogen hatte, als sein altes Leben im wahrsten Sinne des Wortes ein Ende gefunden hatte. Seit seiner Wiedergeburt waren drei Monate vergangen und seine Kräfte hatten ein wenig nachgelassen, aber das war in etwa so, als würde man sagen, der K2 wäre kleiner als der Mount Everest. Trotzdem war es nämlich ein verdammt hoher Berg, genauso wie Ash noch immer weit davon entfernt war, normal zu sein.
Er musste an jenen Abend im September denken, als er joggen gegangen war – kurz nach seiner Heimkehr aus Indien. Ravanas Mächte waren durch jedes Atom seines Körpers gerauscht, mit solcher Wucht, als wollten sie aus ihm herausplatzen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als diese Energien irgendwie rauszulassen. Also rannte er. Und rannte und rannte. Erst als er in Edinburgh ankam, stoppte er – fast tausend Kilometer später. Er war auf das alte Schloss geklettert, dann den ganzen
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