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Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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betrachtete sie nachdenklich. »Sind Sie Terra-nerin?« »Sei nicht albern«, sagte Ethan. »Das sieht doch jeder, dass sie keine ist.«
»Nein, ich komme von einer Welt namens Thetis«, sagte sie. »Eine hübsche Welt mit vielen Wasserfällen und Ozeanen. Wir leben auf Inseln, über die warme Winde wehen, die nach Salz und Blumen duften.« Margaret wurde plötzlich von starkem Heimweh nach der Wärme von Thetis überfallen. »Ich weiß nicht einmal, welcher Stern dort oben Thetis ist. Ich habe allerdings viele Welten besucht. Ich bin Musikerin.«
»Sie waren auf vielen Planeten? Bitte, lassen Sie mich Ihre Tasche tragen. Würden Sie - können Sie mir alles erzählen?« Ethan lächelte zu ihr auf und war wie verwandelt. Sein Gesicht glühte vor Interesse. Margaret löste ihren Griff und vergaß ihre Befürchtungen. Sie kannte diese Wanderlust; manchmal kam es ihr vor, als wäre sie ein allgemein verbreiteter Trieb unter den Kindern von Terra. Sie hatte selbst eine Spur davon, obwohl sie das Reisen als solches verabscheute. Erst sprach sie stockend und suchte nach den richtigen Worten. Dann gab es einen plötzlichen Sprung vorwärts, als hätte sie einen geheimen Sprachvorrat entdeckt, der sich irgendwo in den Windungen ihres Gehirns versteckt hatte. Es war, als würde eine Schranke fallen. Sie benutzte Worte, die in dem begrenzten Wortschatz der Disketten gar nicht vorgekommen waren. Und es waren weniger die Worte, die sie verblüfften, sondern der Sprachrhythmus, der ihr plötzlich so leicht über die Lippen kam.
Nach einigen Minuten wurde Margaret klar, dass ihr Wortschatz größer war, als sich durch ihre ersten fünf Lebensjahre auf Darkover erklären ließ. Das war kein Kindervokabular, sondern das eines Erwachsenen. Schließlich nahm sie an, dass sie nachts gehört haben musste, wie sich Dio und der Alte un
terhielten. Die Wände der Häuser auf Thetis sind dünn und leicht, damit der Wind hindurchstreichen kann, und sie hatte wohl auf diese Weise den süßen Rhythmus der Sprache gelernt, während sie schlief. Wahrscheinlich hätte sie geschnattert wie eine Elster, wenn sie schon früher die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Elster. Das war einer von Ivors Namen für sie, mit denen er sie aus ihrer Ernsthaftigkeit lockte, wenn sie niedergeschlagen war.
Alle diese Gedanken jagten durch ihr Gehirn, während sie von Thetis erzählte, vom Universitätsplaneten Coronis, auf dem sie studiert hatte, von Rigel Neun und dem Kongress der Konföderation, wo ihr Vater an der Gesetzgebung der Terrani-schen Föderation mitwirkte. Sie erzählte ihnen von Relegan, dem letzten Planeten, den sie und Ivor besucht hatten, und von allem anderen, was ihrem müden Gehirn einfiel.
Der Junge meinte es so ernst, dass Margaret nicht einmal in Versuchung kam, ihm irgendwelche Abenteuergeschichten aufzutischen. Er bombardierte sie mit Fragen über Metalle und Mechanik, und sie war zum ersten Mal froh, dass alle Studenten im ersten Jahr einen Kurs über »Grundzüge der Technik von großen Raumschiffen« belegen mussten. Reines Eigeninteresse, natürlich. Die gesamte Föderation bemannte ihre Raumschiffe, indem sie die Neugier von Kindern wie Ethan nährte. Sie sagte ihm nicht, dass er ohne das Werkzeug des Lesens und Schreibens seine Welt nie verlassen würde; die schlichten Schilder vor den Läden brachten sie zu der Annahme, dass ihm beides hier nicht zugänglich war.
Die Straßen schienen nun ein wenig breiter zu werden. Die Gebäude waren aus roh behauenem Stein, mit hell gestrichenen Holztüren. Es roch nach nassem Stein, Tierexkrementen und Müll. Sie kamen an einem Gasthaus vorbei, und der Essensgeruch war unwiderstehlich. Margaret wurde bewusst, dass sie inzwischen sehr hungrig war. Der Duft kam ihr sogar
bekannt vor. Fast konnte sie das Gericht benennen, obwohl sie es nicht mehr gegessen hatte, seit sie klein war. Es hieß ja, dass das Mittelhirn - von dem der Geruchssinn ein ursprünglicher Teil war nichts mehr vergaß. Vielleicht stimmte es.
Sie ignorierte Hunger und Müdigkeit und fuhr fort, den Jungen zu erheitern oder zu unterweisen. Professor Davidson stolperte neben ihr her und hörte schweigend zu. Geremy hatte es irgendwie fertig gebracht, seine kostbare Gitarre für ihn tragen zu dürfen, und lieh ihm nun auch seinen Arm.
»Ist es noch weit, Margaret? Ich glaube, ich bin ein bisschen außer Atem.«
»Ich weiß es nicht. Ethan, wie weit ist es noch zur Musikstraße?« »Nur noch eine Straße, Vai Domna.« Das war ein neuer

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