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Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sah Liriel an und schüttelte den Kopf. Dann sah sie den alten Jeff an, der sie aus traurigen Augen beobachtete. Es drängte sie, ihm zu vertrauen, mit ihm zu sprechen. Dann siegte ihre lebenslange Gewohnheit, und sie zog sich zurück, zwang sich zu Kälte und Distanziertheit. Sie würde für sich bleiben, wo sie niemanden verletzen konnte. Doch warum schmerzte es sie in der Seele? Und warum hätte sie am liebsten geweint?
20
    Binnen einer Stunde hatte Ariel - eine bemerkenswerte organisatorische Leistung für eine Frau, die halb wahnsinnig wirkte -, die Dienerschaft antreten und ihr Gepäck aufladen lassen. Dann führte sie ihre Kinder aus dem Haus, den verzweifelt dreinschauenden Piedro im Schlepptau. Draußen stand eine merkwürdige Kutsche, wie Margaret sie nur aus Museen kannte. Es war ein hoher Kasten auf sechs Rädern, der von vier kräftigen Pferden gezogen wurde. Die Kinder stiegen widerwillig ein, wobei die älteren sich noch einmal umsahen und die jüngeren ein Protestgeschrei anstimmten.
Oben auf die Kutsche wurde allerlei Gepäck gestapelt, und selbst für Margarets ungeübtes Auge wirkte das ganze Gefährt nicht sehr im Gleichgewicht. Zwei Männer nahmen auf dem Kutschbock Platz und schauten mit Unbehagen zu den Wolken, die sich über den Bergen auftürmten. Margaret kannte sich mit dem Wetter auf Darkover noch nicht sehr gut aus, aber sie schätzte, dass der Sturm losbrechen würde, bevor die Familie Alar die zwanzig Meilen bis zu ihrem Zuhause zurückgelegt hatte.
Sie seufzte und schüttelte den Kopf, während Javanne Ariel anflehte, ihren überstürzten Entschluss zu überdenken. Doch Ariel schlug ihrer Mutter die Tür der Kutsche vor der Nase zu. Piedro Alar, der noch verzagter als sonst aussah, bestieg ein schönes Pferd. Margaret glaubte nicht, dass er ein sehr guter Reiter war, denn seine Haltung war kläglich. Hätte sie nur diese Vision nicht gehabt!
Javanne stand mit grimmiger Miene auf der Treppe und sah zu, wie die Kutsche wegfuhr, die unter der Last auf dem Dach hin und her zu schwanken schien. Nicht im Gleichgewicht, dachte Margaret, genau wie ihre Passagiere. Die Kut
sehe rumpelte die Auffahrt hinab und wirbelte ein wenig Staub auf. Javanne drehte sich abrupt um und ging die Treppe hinauf. Sie sah, dass Margaret im offenen Eingang stand. »Du darfst dir nicht die Schuld an der Sache geben, Marguerida. Du bist nun einmal das Kind deines Vaters.« Lew hielt sich immer schon für wichtiger, als er war. Versuchte, jemand zu sein, der er nicht war! Kennard hätte ihn nie mit Gewalt im Rat durchsetzen dürfen. Er hätte meinen Gabriel zum Erben machen sollen, dann hätten wir das ganze Problem gar nicht. Ich weiß, du kannst nichts dafür, aber ich kann meine Gefühle nicht ändern. Er war ein krankhaft stolzes Kind, und du bist ihm sehr ähnlich.
Javanne rauschte an ihr vorbei und ließ Margaret verblüfft und getroffen von diesem beißenden Kommentar zurück. Der Groll, den sie bei ihrer Tante wahrnahm, verwirrte sie, und wenngleich sie sich sagte, dass er nichts mit ihr zu tun hatte, war sie dennoch verletzt. Sie konnte schließlich nichts dafür, dass Lew so unmöglich war. Margaret sah Javanne Hastur nach, die in den ersten Stock hinaufstürmte wie eine kleinere Göttin. Sie sah den Stolz, der sich in der Haltung des Rückens zeigte, aber sie spürte auch die Verzweiflung und Wut in der Frau.
Margaret wollte gerade ihrer Tante nach oben folgen und sich in die Sicherheit ihres eigenen Zimmers zurückziehen, als sie schwere Stiefeltritte von dem Flur hörte, der zur Rückseite des Hauses führte. Mikhail tauchte aus dem Dunkel unter der Treppe auf, fröhlich pfeifend und ein wenig Stallgeruch verbreitend. Sein Gesicht heiterte sich noch mehr auf, als er sie sah, und Margarets Herz machte einen Hüpfer. Sie konnte sich zureden, so gut und vernünftig sie wollte, doch sie konnte nicht umhin, Mikhail Lanart-Hasturs Anblick wunderbar zu finden. »Marja! Genau dich habe ich gesucht!«, fing er an.
»Nenn mich nicht so.« Der Kosename ihres Vaters für sie klang von Mikhails Lippen beunruhigend. »Ich komme mir vor wie ein Kind!« »Verzeih mir meine Anmaßung, Cousine. Wie soll ich dich dann nennen? Marguerida ist so lang.« Er grinste, und seine blauen Augen leuchteten. »Ich komme mir in diesem Haus immer wie ein Kind vor, warum sollte es dir also anders gehen.«
»Es tut mir Leid, ich hätte dich nicht so anfahren dürfen. Es war ein grauenhafter Vormittag. Erst wollte Liriel mich

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