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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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rücklings auf dem Boden lag und ungläubig nach oben starrte. »Laura   – ist alles in Ordnung?«
    Sie starrte schnurgerade nach oben. War das, was sie sah, wirklich oder die Folge einer Gehirnerschütterung?
    Aus den vier Himmelsrichtungen hatten sich Kraftfelder wie Baumstämme durch die Mauern gebohrt und bildeten an ihren Schnittflächen in der Mitte des Turmes ein Kreuz.
    Steerpike erkannte die wabernden Umrisse, die wie ein Sommerhitzeflimmern eine perfekte geometrische Form bildeten. »Laura, sagen Sie etwas!«
    »Was ist das?«
    »Das ist das Portal.«
    Als der Hund zu wimmern anfing, sahen sie, dass sich innerhalb des Portals etwas bewegte. Aus dem regenbogenfarbenen Flimmern schälte sich schemenhaft eine Silhouette. Es handelte sich, für Laura unzweifelhaft, um die Gestalt eines Kindes.
    Sie wurden Zeugen einer Wiedergeburt   – einer Verschwörung von Raum und Zeit, Vergangenheit und Gegenwart.

KAPITEL 25
    Aufgrund einer Entscheidungslähmung im Buckingham Palace (der CI A-Ansprechpartner hatte sich im Erdgeschoss verlaufen) war es nicht etwa die Terroreinheit, die den Sturm auf Ashby House eröffnete, sondern die Freiwillige Feuerwehr von St. Just. Es war Kathy Claighbourne gewesen, die sie verständigt hatte, als die ersten Flammen aus den Fenstern der Küche loderten. Geistesgegenwärtig hatte sie ihren Cousin Mitchell per Handy informiert, und so hatte sich die erfahrene Truppe auf den Weg gemacht, war an den Armee-Fahrzeugen, Hubschraubern, Polizeiautos und Übertragungswagen vorbeigerauscht, ein allgemeines Herabfallen der Unterkiefer auslösend.
    Erst die Erektion des Turmes sollte die Überraschung über den patenten und unvermittelten Feuerwehreinsatz übertreffen.
     
    Vom Einsatz der Löschfahrzeuge war im Turm nichts zu spüren. Gebannt und fassungslos starrten Steerpike und Laura auf das, was sich über ihren Köpfen abspielte.
    Aus dem irisierenden Lichtkreuz schälte sich die Gestalt eines Kindes, entwickelte sich langsam wie ein Polaroid, während einem Herzschlag gleich Stöße durch das Mauerwerkgingen, die den Boden erschütterten. Je mehr Konturen die Gestalt annahm, desto intensiver erstrahlte das Lichtkreuz, bis Laura den Blick senken musste.
    Schon während die erste Gestalt sich manifestierte, erschien eine weitere Korona, diese jedoch länger und um einiges schemenhafter als die erste. Der Turm schien an dem Energiefeld, das in ihm arbeitete, fast zu zerbersten, und die stumpfen Schläge, die Wellen von Vibrationen zwangen Steerpike und Laura auf alle viere. Der Hund hatte sich schon vor ihnen geschlagen gegeben und lag hechelnd auf dem Boden, der sich spürbar erwärmte.
    Die Hand vor die Augen legend, kroch Steerpike zur Treppe, arbeitete sich mühsam empor, bis er kurz unterhalb des pulsierenden Kreuzes ankam. Es fiel ihm schwer zu atmen   – das Kraftfeld schien sämtlichen Sauerstoff zu verbrauchen.
    »Nein, Steerpike!«, schrie Laura, als sie sah, wie er seine Hand in das Licht streckte und nach der Kindergestalt griff, doch er ignorierte sie. Ein orangefarbenes Leuchten erfasste seinen Arm, mit überraschter Miene beugte er sich weiter vor, griff nach der Gestalt, und ein Ausdruck größter Freude legte sich auf sein Gesicht. Als sei sie nicht schwerer als ein Blatt Papier, zog er die Gestalt aus dem Lichtkreuz heraus. Kaum hatte sie das Kraftfeld verlassen, begann sie, den Gesetzen der Schwerkraft zu gehorchen, und fiel schwer auf Steerpike herab. Kurz drohte sie ihm zu entgleiten, doch gerade noch rechtzeitig gelang es ihm, sie zu halten.
    »Laura   – kommen Sie, Sie müssen mir helfen!«
    Wie eine Schlafwandlerin kroch sie die Treppe empor, stürzte von der dritten Stufe, als ein gewaltiger Schlag der Wand sie traf, und taumelte unter Schmerzen wieder empor.
    Fleischfarbener, zäher Schleim umhüllte das Kind, das er ihr zureichte, um sich auf den nächsten Geburtsvorgang vorzubereiten.
    Unter zitternden Händen spürte Laura den Herzschlag des Wesens, streckte ihre Hand nach seinem Gesicht aus, um Nase und Mund vom Schleim zu befreien. Sie spürte es   – sie wusste, dass sie Lucy Gray vor sich hatte, das Mädchen, das in Ashby House verschwunden war.
    Eine von diesem Pandämonium völlig entrückte Ruhe überkam sie, ein Wohlgefühl, das in krassem Gegensatz zu der Feuersbrunst stand, die nur wenige Meter unter ihnen tobte. Hierfür hatte sich alles gelohnt. Und ja, sie hielt Lucy Gray in den Armen. Als sie mit ihren Fingern die Wölbung der Stirn

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