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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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herumtreiben, also kam ein Feuer nicht infrage. Er schüttete Wasser in das Hitzepack, schob die Einmannration hinein und steckte beides zurück in die Pappschachtel. Fast kein Futter mehr für das Pferd. Er schloss die Schachtel und wartete, bis die Chemie ihr Wunderwerk vollbracht hatte. Es könnte Rinde fressen, aber …
    Plötzlich sträubten sich Raleighs Nackenhaare. Der Hund machte leise Wuff, verstummte aber gleich wieder, als wäre ihm klar geworden, dass jedes Geräusch ein großer Fehler sein konnte.
    Tom wusste augenblicklich Bescheid. Verdammter Mist. Gott sei Dank hatte er kein Feuer angemacht. Ein Blick auf Dixie verriet ihm, dass die Stute vor Angst die Augen verdrehte.Sie schnaubte. Bitte, sei leise, flehte er in Gedanken und griff nach Jeds Bravo. Das Gewehr war schon durchgeladen. Das sachte Kratzen des Metalls beim Entsichern ließ ihn zusammenzucken.
    Er lauschte angestrengt. Nichts. Kein Laut. Das brandige Licht des Mondes färbte den Schnee zinngrau, sodass er kaum von den dunkleren Bäumen zu unterscheiden war. Seine Atemwölkchen glichen grauen Spinnweben. Wie durch einen Strohhalm blasend atmete er langsam aus und beobachtete, wohin sie zogen: nach links, und Raleigh starrte nach rechts. Er befand sich also windabwärts.
    Gut. Wenn die Dinger auf ihre Nase angewiesen sind, bemerken sie mich vielleicht gar nicht.
    Da raschelte etwas. Toms Herz machte einen Sprung wie ein Fisch an der Angel.
    Leise fiel Schnee von Zweigen, dann folgte ein dumpfer Schlag. Schritte. Wieder ein dumpfer Schlag.
    Keine Schneeschuhe, stellte er fest. Also musste da ein ausgetretener Pfad sein, den er nicht bemerkt hatte. Er schwenkte nach rechts, hob das Gewehr, sodass der Kolben an seiner Wange lag. Allerdings ließ er den Blick noch schweifen, weil er im aschfahlen Mondlicht so besser sehen konnte.
    Zwei geisterhafte Schatten bewegten sich keine fünfzig Meter entfernt zwischen den Bäumen. Beide hatten lange Haare, und er glaubte, die kleinere, schmächtigere Gestalt könnte ein Mädchen sein. In der rechten Hand trug sie eine plumpe Waffe, möglicherweise mit Pistolengriff. Der größere Chucky war stämmig und breitschultrig wie ein Linebacker in voller Montur. Dann stolperte der Junge, taumelte, und plötzlich wuchs ihm ein dritter Arm.
    Oh, mein Gott. Tom bekam eine Gänsehaut. Sie haben eine Leiche dabei.
    Der Junge hievte seine Beute wieder auf seine Schultern und grunzte leise wegen des Gewichts. Tom, der allmählich begriff, sah, dass die Leiche nur noch einen Arm hatte, den rechten. Wo der linke hätte sein sollen, klaffte ein tiefschwarzes Loch.
    Dann fiel der Kopf nach hinten, und das lange Haar des toten Mädchens gab sein Gesicht frei …
    Alex. Entsetzen packte ihn. Alex?
    Der weibliche Chucky drehte sich um, hob sein Gewehr zum Mund – und biss hinein.
    Kein Gewehr.
    Ein Arm. Das Mädchen riss etwas von dem Fleisch ab. Ihre Kiefer malmten, und in dem kränklichen Licht sah er, wie sich ihr weißer Hals bewegte, als sie schluckte.
    Nein. NEIN . Tom spürte, wie sich die Erde unter seinen Füßen auftat, und dann fiel er und fiel und würde niemals aufhören, niemals, und Alex … und Alex … und Alex und –
    » Nein!«, schrie er. Seine Finger krümmten sich. Ein Knall zerriss die nächtliche Stille. Eine orange glühende Flamme schoss wie ein Komet durchs Dunkel. Hinter sich hörte er das Pferd angstvoll wiehern. Die Explosion, die den Kopf des Mädchens zerriss, flimmerte ihm in purpurroten Nachbildern vor Augen: ihr Schädel, der zu einer Art Heiligenschein zertrümmert wurde.
    Im Herumschwenken legte er erneut an und feuerte. Wieder ein Knall. Im hellen Mündungsfeuer sah er den Jungen angestrahlt wie durch ein Stroboskoplicht, in halber Drehung, den Mund verblüfft aufgerissen – dann traf die Kugel seine Brust, und er ging zu Boden.
    Als der Schuss verhallte, hörte Tom den Hund bellen. Dixie bäumte sich immer noch wiehernd auf, zerrte an ihrem Halfter, hämmerte mit den Hufen auf den Schnee.
    Alex! Im nächsten Augenblick preschte er durch den hohen Schnee, Zweige schlugen ihm ins Gesicht. Keuchend atmete er ein und aus. Der Hund hetzte neben ihm her, vor lauter Anstrengung, mit ihm Schritt zu halten, blieb ihm keine Luft zum Bellen. Als er auf etwa zehn Meter herangekommen war, änderte sich der Untergrund. Er stolperte auf einen Weg, wo der Schnee durch häufige Nutzung platt getreten war. Vor sich sah er alle drei: die Tote, das Chucky-Mädchen ohne Kopf und den Jungen. Und auch den

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