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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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weg war. Allerdings bezweifelte er es, die Umgebung sagte ihm gar nichts. Er hörte das Tuckern eines Generators, und so wie es sich anhörte, konnten rechts von ihm, außer Sicht, zwei weitere sein.
    Die Wachen bogen links ab und schleppten ihn einen grob geräumten Weg entlang, der auf beiden Seiten von dichtem Nadelwald gesäumt wurde. Ihm kam es vor, als marschierten sie eine Ewigkeit durch den Schnee. Der Lärm der Generatoren war fast nicht mehr zu hören. Schließlich verbreiterte sich der Weg, und vor ihnen duckte sich auf einer Lichtung ein dunkelbraunes Blockhaus. Es hatte einen perfekt rechteckigen, aber ziemlich lang gezogenen Grundriss und zwei gemauerte Kamine, aus denen grauer Rauch aufstieg. Die Fensterläden waren geschlossen, und davor prangten dick einzementierte schwarze Eisengitter. Vor der Tür standen zwei Wachen, bewaffnet mit Sturmgewehren: M4-Karabiner, die damals, als Gesetze noch gezählt hatten, streng verboten waren. Aber Peter hatte das Gefühl, dass Finn seine Gesetze schon seit geraumer Zeit selbst schrieb.
    Steiner nickte einem der Wachleute zu, der sich umdrehte, an der Eingangstür klopfte und wartete. Eine Sekunde später ging ein Fensterchen in Augenhöhe auf. Peter sah ein weißes Gesicht aufblitzen. Knarzend wurden drinnen Riegel aufgeschoben.
    Es stank so abscheulich heraus – nach Fäkalien, altem Urin und verdorbenem Fleisch, dass sogar Steiner die Augen tränten. Die Männer schoben sich hinein: Steiner rechts von ihm, die andere Wache links. Sie wurden von zwei weiteren Wachleuten begrüßt, beide mit Handfeuerwaffen und Teleskopschlagstöcken ausgerüstet, die seitlich in einem Schnellziehholster steckten. Nach den Dellen zu urteilen, waren die Totschläger häufig im Einsatz.
    Das Gebäude bot innen mehr Raum, als er erwartet hatte. Es sah nicht viel anders aus als in anderen Gefängnissen, die er kannte. Links stand ein schlichter Holzschreibtisch mit zwei Stühlen für die Wachen, geschützt durch deckenhohe Eisenstäbe. Hinter einem schmiedeeisernen Kaminschirm knisterte ein Feuer.
    Rechts befanden sich die Zellen: fünf auf jeder Seite, insgesamt zehn. Eigentlich waren es nur schlichte Käfige mit einem Gulli darin, der vermutlich zu einer Jauchegrube führte. Allerdings war dem Betonboden schon lange niemand mehr mit einem Wasserschlauch zuleibe gerückt. Überall lagen Kothaufen – manche frisch, andere so alt, dass sie praktisch versteinert waren.
    Und in den Zellen hockten die Veränderten. Peter erkannte die aus der Krankenstation wieder. Davey war der einzige Veränderte, der Kleider trug: ein schmutziges T-Shirt, eine schäbige weiße Unterhose. Außerdem hatte er eine Art Kragen um den Hals: schwarzes Leder mit glänzenden D-Ringen links und rechts und einem kleinen Vorhängeschloss. Als sie eintraten, fuhr Daveys Kopf zu ihnen herum. Kurz darauf drehten sich auch die anderen Veränderten um, sahen auf und schnupperten. Schweigend erhoben sie sich aus ihrer kauernden Haltung, während sich Peter die Härchen an den Armen und im Nacken aufstellten.
    Neun Veränderte. Zehn Zellen.
    Und Knochen. Viele kleine Knochen. Finger. Zehen. Wirbelknochen. Ein paar Zähne.
    »N-nein.« Angst schnürte ihm die Kehle zu. Er war ohnehin schon schweißgebadet, jetzt spürte er, wie ihm erneut Schweißperlen über den Rücken liefen. Er versuchte sich zu wehren. Aber obwohl ihm die Panik Kraft gab, hatte er gegen die Wachen keine Chance.
    »Lass es«, sagte einer. Die Mündung eines M4 drückte gegen Peters Hinterkopf. »Wir bringen dich nicht um, aber wir machen dich fertig. Mach es dir nicht schwerer als nötig.«
    Nein, macht mich lieber fertig, dachte Peter verrückterweise. Drück ab. Bitte, bringt mich jetzt um. Aber sein Körper gehorchte nicht und erstarrte. Er konnte sich einfach nicht rühren. Jetzt verstand er, wie sich ein kleiner Hase fühlt, wenn der Fuchs kommt.
    »B-bitte.« Er zitterte so heftig, dass seine Zähne klapperten. Er verdrehte die Augen, richtete den Blick auf Steiner. »N-n-n-nein.«
    »Tut mir leid, Junge«, sagte Steiner nicht einmal unfreundlich. »Aber ehrlich, an deiner Stelle würde ich mir meine Kraft aufsparen.«

51
    V ier Tage, nachdem Jeds Haus in Flammen aufgegangen war und zwei Tagesmärsche von der Grenze zu Michigan entfernt, stieß Tom auf Knochen.
    Er hielt sich im Wald und mied Straßen. Um die wenigen verlassenen Häuser und Farmen machte er einen großen Bogen. Trotzdem sah er, dass ihre Bewohner nicht einfach spazieren

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