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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Sekunde länger eine Chance.
    »Wenn wir was haben, ziehe ich immer die alte Fahne auf. Ich schätze, sie haben Kundschafter.«
    Die Fahne . Tom unterdrückte ein Stöhnen. Mein Gott, es war so offensichtlich, praktisch unübersehbar. Aber er hatte sich einreden wollen, er sei hier sicher – und jetzt war er praktisch tot.
    »Ich stelle keine großen Fragen. Sie kümmern sich um ihren Kram, ich um meinen.« Wade öffnete die Ofenklappe. »Mir kommt es nur darauf an, dass ich kriege, was mir zusteht.«
    »Von denen kommt auch das ganze Futter, oder?«, fragte Tom weiter.
    »Allerdings.« Mit einem dicken roten Lederhandschuh geschützt griff Wade in die Feuerkammer. »Wenn ich dich abliefere, krieg ich bestimmt ein schönes neues Fuhrwerk und vielleicht noch ein gutes Pferd dazu.«
    Ein Tauschhandelssystem, so funktionierte es also. Fang Chuckies oder junge Leute ein, die sich nicht verändert haben, und du wirst dafür belohnt. Mit wachsendem Entsetzen beobachtete Tom, wie Wade das Brandeisen vorbereitete. Der schwarze Stempel – ein offenes V, nach Wades Worten ein Symbol für einen zerbrochenen Knochen, was Tom sehr sinnig fand – nahm ein helles Grau an. Der Gestank von heißem Eisen würgte ihn in der Kehle …
    Es ist der Geruch von MG -Dauerfeuer, von ausgeworfenen Messinghülsen, die auf Stein herabregnen, von einem überhitzten Gewehrlauf, der klemmt, sodass man in seiner Verzweiflung in den Verschluss spucken muss, um seine Waffe wieder zum Laufen zu bringen; und da sind die Stimmen, immer diese Stimmen, die von draußen, aus der unbarmherzigen Sonne, durch den Lautsprecher in seinen Helm dringen: »In Gottes Namen, Tom, schneid den Draht durch, schneid den verdammten Draht durch und schnapp dir das Kind, sonst bist du tot, tot, tot … «
    »Tom.« Beim Klang seines Namens erwachte Tom aus den Horrorbildern seiner Erinnerung, um im Albtraum der Gegenwart Wade vor sich zu sehen. Das Brandzeichen mit dem gebrochenen Knochen war nicht glutrot, wie man es aus Filmen kannte, sondern aschfarben. Sogar auf mehr als einen Meter Entfernung spürte Tom die Hitze, die davon ausging. »Setz dich jetzt hin«, befahl Wade.
    »Das muss doch nicht sein«, wandte Tom ein, obwohl er wusste, dass er sich seine Worte sparen konnte.
    »Na, wenn ich dich nicht kennzeichne, hab ich keinen Beweis dafür, dass ich dich gebracht habe. Ich möchte mich nicht übers Ohr hauen lassen.«
    Sie hatten das Gewehr, und es gab keinen Ausweg für ihn. Das Einzige, was sie ihm beim Überlebenstraining immer wieder eingebläut hatten, war, dass man sich fürs Überleben entscheiden sollte, außer wenn damit die Mission gefährdet wurde.
    Und noch eins hatte er gelernt: Die Augen verrieten einen immer. Halte deinen Blick unter Kontrolle, und wenn dein Gegner nicht gerade Gedanken lesen kann …
    Wade war näher. Nikki hatte die Waffe.
    Er schaute Nikki an.
    Und stürzte sich auf Wade.

57
    B litzartig schoss er vor, zielte tief und riss den gestreckten rechten Arm hoch. Er schrie auf, als das Brandeisen auf seine Haut traf, ein jäher Hitzestrahl, der sein Fleisch versengte und Haare verkohlte. Doch Wade konnte das Eisen nicht mehr halten. Klirrend fiel es zu Boden, während Tom sich mit dem hinteren Fuß abstieß und mit einer Hüftdrehung nach vorn katapultierte. Seinen angewinkelten linken Ellbogen rammte er so fest in Wades Bauch, dass er den Aufprall bis in die Schulter spürte. Wade stieß einen tiefen, atemlosen Grunzlaut aus, dann taumelte der Alte und geriet durch sein Gewicht aus dem Gleichgewicht. Tom ließ nicht von ihm ab, seine nackten Füße klatschten auf den Holzboden, seine Hände krallten sich in Wades Hemd … Aus den Augenwinkeln sah er, wie Nikki zu ihm herumschwenkte und die Flinte hob, und da machte er einen Satz hinter Wade.
    Der Knall war ohrenbetäubend, und das Mündungsfeuer tauchte den Raum einen Moment lang in gleißendes Licht. Aus dieser Distanz würde ein Schuss des Kalibers 12 eine normale Person durchsieben und Tom ebenfalls treffen. Aber Wade war ziemlich korpulent: ein hundertvierzig Kilo schwerer menschlicher Schutzschild.
    Der Dicke zuckte; es gab ein Geräusch wie beim Zerplatzen einer Wasserbombe auf Beton, als Wades Blut auf das Holz plätscherte. Während Wade zusammensackte, hörte Tom durch das Klingeln in seinen Ohren Nikki schreien. Schon rappelte er sich wieder auf, stieß sich mit dem kräftigeren linken Bein ab, umrundete den Sterbenden und hielt sich dabei möglichst tief. Vor ihm stand

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