Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)
Kraft dazu. Er konnte ja nicht einmal die Tiere versorgen, die er schon besaß.
Und warum wurde das Futter nicht in diesem Steinsilo aufbewahrt? Dafür wäre er bestens geeignet, doch Wade lagerte es in Containern in der Scheune neben der großen Koppel. Und zwar alles .
Dann dachte Tom darüber nach, was es mit diesen Mengen von Dung auf sich hatte, den er geschaufelt hatte, mit all diesen Misthaufen überall. So viel Kacke – und nicht eine einzige Müllverbrennungstonne. Dafür hatten die Kings mobile Toilettenhäuschen: und nicht eins oder zwei, sondern drei.
Dann hat er sie also hertransportiert? Das war möglich und auch kein schlechter Gedanke. Nachttöpfe ausleeren wurde auf die Dauer wohl ziemlich nervig, und vor dem EMP hatte es bestimmt nicht mehr viele Farmen mit Plumpsklos gegeben. Tom und Jed hatten ein Klohäuschen mit einer herausnehmbaren Tonne zusammengezimmert, so wie Tom sie aus Afghanistan kannte, und sich beim Kotverbrennen abgewechselt. Wenn aber Wade die tragbaren Toiletten zu seinem Hof transportiert hatte, wie hatte er das dann angestellt?
Vielleicht ist noch ein zweites Fuhrwerk in der alten Scheune? Tom schloss den Hühnerverschlag und trottete zur Schubkarre hinaus. Ja, wahrscheinlich war das die Lösung. Er stellte die Schubkarre hinter dem Schweinestall ab und schaute zu der alten Scheune hinüber. Zwar sah er außerhalb des Lichtkegels der Taschenlampe nicht viel, aber er erahnte die Umrisse des Holzgebäudes, das still im Schnee vor sich hindämmerte.
Obwohl Wade ihm alle möglichen Arbeiten angetragen hatte, war niemals die Rede davon, dass er irgendetwas in der Scheune erledigen sollte. Warum nur? Sicherlich mochte es vordringlichere Probleme geben. Aber jeder Bauer achtete doch auf seine Geräte und Maschinen.
Er warf einen kurzen Blick zum Haus. Das vordere Fenster war dunkel, nur aus dem Küchenfenster im hinteren Teil fiel trübes gelbes Licht. Dort hielt sich wahrscheinlich Nikki auf, und Wade ebenfalls.
Tom zog die Taschenlampe aus der Hüfttasche.
Nur mal kurz gucken.
54
Es war der reinste Maschinenschrottplatz.
Tom ließ den Lichtkegel über einen Traktor, einen Miststreuer und zwei Ford-Pick-Ups wandern. An der rechten Wand standen Regale, vollgestopft mit allerhand landwirtschaftlichen Geräten und Zubehör. Er entdeckte sogar ein Brandeisen, was ihn stutzig machte. Hatten Wades Schweine Brandzeichen? Tom kramte in seiner Erinnerung. Nein, die Bauern stanzten ihre Markierungen in die Ohren der Schweine. War irgendein kompliziertes System, so genau kannte er sich nicht aus. Aber Brandzeichen kamen bei Rindern und Pferden zum Einsatz. Also vielleicht bei den Milchkühen oder dem Braunen? Er konnte sich nicht erinnern.
Über einem Werktisch mit zwei Schraubstöcken war eine gut bestückte Werkzeugwandhalterung montiert. Da ein Teil des Daches eingestürzt war, lag nun eine Menge Schnee auf einer großen Sägemaschine mit kreisrundem Blatt, von der Tom vermutete, dass sie zum Zerteilen von Fleisch und Knochen verwendet wurde. Offensichtlich hatte man sie schon lange nicht mehr benutzt.
Im Gegensatz zu der Axt und dem Hackmesser.
Die beiden Utensilien lagen auf einer freistehenden Werkbank, die Tom an den Metzgerblock seines Vaters erinnerte, auf dem er Rinderkoteletts gehackt hatte. Die Handaxt besaß einen schmalen Kopf aus rostfreiem Stahl und einen Ledergriff, war leicht, ordentlich ausbalanciert und lag gut in der Hand. Anscheinend kam sie häufig zum Einsatz, denn die Klinge war zwar sauber, wies aber da und dort Kerben auf. Der Ledergriff hatte dunkelrote Flecken, und auch in den Griff des Hackmessers war Blut eingedrungen und hatte das Holz aufquellen und bersten lassen. Auf dem Betonboden neben dem Hackblock stand ein Abfalleimer. Steifgefrorene Fetzen mit dunklen, öligen Klecksen darauf hingen über den Rand und rochen nach altem geronnenem Blut.
Ein Stück hinter der Werkbank sah Tom eine große weiße Gefriertruhe. Natürlich war sie nicht eingesteckt. In der Scheune war es kälter als in einem Kühlhaus. Rostrote Tropfspuren zogen sich vom Deckelrand abwärts.
Am ersten Abend hatte Nikki einen Eintopf mit Schweinefleisch aufgetischt. Und Wade hatte angeboten, den Hund mit Hack zu füttern.
Nein, das ist verrückt. Sogleich tat er den argwöhnischen Gedanken ab, der sich ihm aufdrängte. Die Kings hatten also selbst geschlachtet. Na und?
Aber weiß ich es denn sicher? Als er die Taschenlampe auf das getrocknete Blut richtete, überkam ihn
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