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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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können, aber sie hätten bereits Gelegenheit gehabt, ihn zu töten – schon zwei Mal.
    Andererseits hatten die Kings gesagt, lebendig sei er mehr wert.
    Als Tom in die Küche kam, saß die Frau am Küchentisch. Ihr Gewehr lag auf dem Boden. Der Alte hatte seins geschultert.
    »Bitte schön, Soldat«, sagte er im kumpelhaften Tonfall eines Cowboys und stellte eine Schüssel mit Wasser vor einen dritten Stuhl. »Am besten hältst du die Hand da rein. Ist kalt, aber das ist gut bei Verbrennungen.«
    Tom rührte sich nicht. Nach allem, was er durchgemacht hatte, würde er nicht noch einmal den Fehler begehen, irgendjemandem zu vertrauen. Er hatte die Flinte an der rechten Hüfte, die Mündung auf den Rumpf des Alten gerichtet. Die Frau würde sich erst bücken, die Waffe greifen und zielen müssen. Seine Repetierflinte konnte er nachladen und abfeuern, ehe sie wusste, dass sie tot war. »Seid ihr Kopfgeldjäger?«
    Die Frau lachte dünn. »Nur sozusagen. Der da draußen, Teddy – ich habe ihn gesucht … « Ihre Stimme zitterte, sie brach ab, schluckte, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Als sie Tom wieder anschaute, standen ihr Tränen in den Augen. »Er hat zu einer Kindergruppe gehört, um die ich mich gekümmert habe, seit … Du weißt schon. Die Jäger haben ihn mir abgenommen.«
    Das klang glaubhaft. Der arme Junge musste ja irgendwoher gekommen sein. »Woher wusstet ihr, dass ihr ausgerechnet hier nachsehen müsst?«, fragte Tom.
    »Du wärst erstaunt, wie schnell sich manche Sachen rumsprechen«, sagte der Mann. »In der Gegend gibt es nicht so viele Farmen. »Als wir uns getroffen haben , « – er nickte zu der Frau hin – »hatte ich eine ziemlich klare Vorstellung, wo wir suchen sollten.«
    Tom dachte an Jed und Grace. Sie waren vorsichtig gewesen, hatten abgeschieden gelebt, aber ein neugieriger Nachbar hatte genügt. Auch wieder glaubhaft. Aber was taten diese Leute eigentlich hier draußen? Arbeiteten sie zusammen? Der Alte hatte gesagt, sie hätten sich getroffen. Was hatte das zu bedeuten? Wie kamen diese beiden betagten Leute überhaupt dazu, im tiefsten Winter durch die Gegend zu wandern? Der Frau nahm er ihre Geschichte ab. Aber welche Geschichte hatte dieser Möchtegern-Cowboy?
    »Um die Wahrheit zu sagen«, fuhr der Alte fort, »war ich mir allerdings nicht sicher, bis ich die Fahne gesehen habe. Viele Milizen haben so was. War ein Bauchgefühl.«
    Milizen? Das hörte sich nicht gut an. Jed hatte ihn davor gewarnt, aber Tom war so naiv gewesen zu glauben, die gäbe es nur in Wisconsin. Dabei hätte ausgerechnet er, Tom, es besser wissen müssen. Wo es Zivilisten gab, waren auch Milizen nicht weit, und manche waren eben besser organisiert, verschanzt und besser vorbereitet als andere. Manche hatten vielleicht sogar mit dem Weltuntergang gerechnet, wenn nicht darauf gehofft und entsprechend geplant. Überlebende Milizangehörige fanden natürlich zusammen. So krank die Logik war, begriff er jetzt, warum er und andere, jüngere Überlebende wertvoll sein könnten, und sei es nur, damit es Nachwuchs gab. Aber warum sollte irgendwer Chuckies wollen?
    »Die Kings haben gesagt, es sei ein Signal«, erklärte er. »Sie ist seit zwei Tagen gehisst.«
    Der Mann sah die Frau an. »Dann müssen wir weiter. Je eher wir aufbrechen, desto besser.«
    »Ich gehe nirgendwo mit euch hin«, sagte Tom.
    »Es wäre sicherer«, meinte der Mann.
    »Ich weiß nicht, wer ihr seid.«
    »Ich bin Mellie Bridger«, sagte die Frau und streckte ihm ihre mit Altersflecken übersäte Hand entgegen. Als Tom nicht reagierte, legte sie die Hand wieder in den Schoß. »Wir gehen zu unserem Basislager. Dahin war ich mit meiner Gruppe unterwegs, als Teddy vor zehn Tagen entführt wurde. Die anderen Kinder müssten schon dort sein.«
    Oha. Ein Basislager ließ auf ein sehr viel größeres Vorhaben schließen. Wenn diese Leute als Scouts für die Überreste des Militärs arbeiteten, konnte das böse für ihn ausgehen. Könnte sein, dass ich vom Regen in die Traufe gerate. »Welches Lager? Wo?«
    »Wo willst du denn hin?«, fragte der Alte, immer noch den netten Cowboy mimend.
    »Ich glaube kaum, dass euch das etwas angeht.«
    »Hör mal.« Die gemütliche Miene des Alten entgleiste gerade lange genug, dass Tom ein Glitzern erhaschte – fast wie von einem Raubtier. »Falls es deiner Aufmerksamkeit entgangen ist, wir haben dir gerade den Arsch gerettet. Wir versuchen, dir zu helfen.«
    »Danke. Das weiß ich zu schätzen.

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