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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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sein Schatten entgegen, schwarz und klar umrissen, als wäre er ein Schauspieler im Rampenlicht.
    Dann kam das laute, unverkennbare Geräusch einer Schrotflinte, die durchgeladen wurde: Ka-tschumm-krnsch .
    Das Kind hinter der Tür wimmerte.
    Langsam drehte sich Tom um und schirmte die Augen mit der Hand ab.
    »Ach, Tom«, sagte Wade. »Ich wünschte, du hättest das nicht getan.«

56
    Nikki befahl ihm, sich auszuziehen. Im Gegensatz zu Wade war sie dünn wie ein Windhund und spröde wie Glas. Ihre grauen Augen verrieten nicht die geringste Regung, und als Tom bei der Unterhose innehielt, sagte sie: »Nein, nein. Ganz. Bis zur letzten Faser.«
    Der Holzofen sorgte dafür, dass es in der Küche und in diesem kleinen Hinterzimmer ziemlich warm war. Der Angstschweiß überzog Toms Haut wie ein Film und strömte über seine Wangen, trotzdem zitterte er. Jeds Hundemarken klimperten an ihrer Kugelkette. »Warum?«
    »Weil wir nicht riskieren können, dass du uns davonläufst«, antwortete Wade aus der Küche. Durch die offene Tür konnte Tom sehen, wie Wade das Brandeisen herausnahm, begutachtete und wieder in die Feuerkammer schob.
    »Das ist Blödsinn. Ich laufe doch nicht in meinen Boxershorts davon«, fauchte Tom.
    »Na, wer weiß.« Grunzend legte Wade die Hände auf die Oberschenkel und stemmte sich hoch. »Ich hab mal im Fernsehen gesehen, wie so ein Eskimo splitternackt kilometerweit übers Eis gelaufen ist.«
    »Los, Tom.« Nikki hob kurz die Schrotflinte an. »Die Unterhose auch.«
    »Nein«, gab Tom zurück.
    »Na schön. Linkes oder rechtes Knie?« Als er nicht reagierte, setzte sie hinzu: »Glaub bloß nicht, ich würde es nicht tun. Solange du noch lebst, kümmert es die nicht, in welchem Zustand wir dich abliefern. Uns kann es egal sein, aber … « Ihr Blick wanderte über seinen Körper, von unten nach oben und wieder zurück, registrierte jede Narbe, die er einer Granate verdankte, und verweilte an der kraterartigen Kuhle an seinem rechten Oberschenkel. Als sie die Narbe am Hals sah, spitzte sie die Lippen. »Ein hübscher Knutschfleck. Da ist mit der Freundin wohl der Gaul ein bisschen durchgegangen? Na, auf ein paar Blessuren mehr oder weniger wird es nicht ankommen, so zerschunden, wie du sowieso schon bist.« Ihr Gesicht wurde wieder ausdruckslos. »Ich möchte keine Patrone verschwenden, Tom.«
    Okay, hier geht es um Herrschaft und Unterwerfung. Er hakte die Daumen in den Gummizug seiner Unterhose. Na komm schon, das ist doch genau wie im Überlebenstraining. Lass dich nicht unterkriegen.
    Aber wie konnte er sie aufhalten? Er ließ die Unterhose zu Boden fallen und trat sie weg. Sie hatten das Gewehr, und er hatte sich idiotisch verhalten.
    »So ist’s gut.« Nikki deutete mit dem Kinn auf einen Stuhl mit hoher Lehne, der am Boden festgeschraubt war. »Dort setzt du dich jetzt hin und legst diese Plastikdinger an. Erst um die Knöchel und die Stuhlbeine, dann die eine Hand – welche zuerst, kannst du dir aussuchen – , und die andere musst du mit den Zähnen festziehen.«
    Mein Gott, wie oft hatten sie das hier schon durchgezogen? Das Herz wollte ihm schier im Brustkorb zerspringen. Aber er machte keinen Schritt auf den Stuhl zu. Vielleicht war er ja ohnehin schon erledigt, aber wenn er diese Plastikhandschellen anlegte, war er wirklich so gut wie tot. »Was habt ihr mit Raleigh gemacht? Habt ihr ihn umgebracht?«
    »Wenn er Glück hat«, erwiderte Nikki achselzuckend. »Schade um so einen guten Hofhund, aber wir können ihn nicht jedes Mal rumbellen lassen, wenn er einen Chucky riecht.«
    Was? Etwas Kaltes breitete sich in seiner Brust aus. Das Beil, das Blut an der Gefriertruhe … O Gott, das Kind … »Ihr füttert diesen Jungen?«
    »Na klar. Bringt mehr, wenn man einen Chucky lebend abliefert.« Als Wade sein Gesicht sah, lachte er so schallend, dass sein Bauch hüpfte. »Nein, wir werden dich nicht zu Hack verarbeiten, falls es das ist, was dir Sorgen macht. Obwohl uns gestern der Nachschub ausgegangen ist, und ich weiß, dass der kleine Scheißkerl Hunger hat. Aber der Punkt ist, du bist lebend viel mehr wert als im Bauch irgendeines Chuckys. Wenn der verhungert, juckt es mich nicht besonders. Sie nehmen ihn so oder so, und in der Kälte hält er sich gut. Aber die Jäger müssten ohnehin bald da sein.«
    »Woher wissen sie, wann sie kommen müssen?«, fragte Tom. Eigentlich interessierte ihn die Antwort nicht, aber jede Sekunde, die er noch nicht auf diesem Stuhl saß, bot ihm eine

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