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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Lena und barg Chris’ Kopf in den Händen. Seine Haare waren verklebt, und sie spürte, wie Blut zwischen ihren Fingern hervorquoll, als sie etwas fester zupackte. Seine Augenhöhlen waren braun wie Kaffee, die Lippen blass, beinahe durchsichtig. Über seine rechte Gesichtshälfte zog sich eine Spur schmierigen Bluts bis hinunter in seinen Nacken, und bei diesem Anblick rumorte es erneut in ihrem rebellischen Magen. »Was ist passiert?«
    »Das Pferd hat ihn am Kopf erwischt«, keuchte John. Chris’ Blut hatte einen großen dunkelroten Fleck auf der Schulter des Wachpostens hinterlassen. »Night hat gescheut und ihn abgeworfen und dann ausgeschlagen. Jess ist auch verwundet.«
    »Was?«, riefen Sarah und Lena wie aus einem Mund. »Wie das?«, fragte Lena.
    »John, wir müssen los«, unterbrach der Bärtige. »Wir müssen den Doc holen und zwar schnell, sonst – «
    »Ruft ihn doch über Funk«, schlug Lena vor. Die batteriebetriebenen Funkgeräte, Relikte aus den fünfziger Jahren, wurden nur sparsam und im Notfall benutzt, aber das war ja einer. Sie deutete auf das klobige olivgrüne Handgerät, das an Johns Gürtel klemmte. »Kincaid könnte – «
    »Das kannst du nicht machen«, wandte der andere Wachmann ein. »Sonst würden alle – «
    »Meinst du, das weiß ich nicht?«, fauchte John.
    »Wovon redet ihr?«, fragte Lena, während Tori gleichzeitig sagte: »Das verstehe ich nicht. Warum benutzt ihr nicht euer Funkgerät?«
    John ignorierte beide. »Nathan ist unterwegs«, sagte er zu den anderen Männern. »Jemand muss auch noch Jess’ Pferd holen.«
    »Das mache ich«, erklärte der Bärtige.
    »Jess ist ausgeritten?« Lena war verwundert. »Jetzt? Bei dieser Kälte?«
    »Okay, Abmarsch«, befahl John und eilte, dicht gefolgt von den Wachen, nach draußen.
    »He, Moment noch.« Über Kopfverletzungen wusste Lena nur, dass damit nicht zu spaßen war, und Chris blutete noch immer. »Chris braucht einen Arzt!«
    »Den holen wir ja. Immer fest draufdrücken. Wir sind gleich … « Was immer John noch sagte, ging im Knall der zugeschlagenen Haustür unter.
    »Fest draufdrücken?«, wiederholte Tori.
    »Mehr können wir nicht tun«, rief Sarah über die Schulter und hastete bereits durch die Küche. »Lena, lass mit dem Druck nicht nach. Ich komme gleich wieder. Tori, bring das Feuer in Gang.«
    »Hier ist was faul«, brummte Lena. Durch das vordere Fenster sah sie die Männer auf ihre Pferde steigen. Johns Gewehr steckte in einem knallroten Futteral, das rechts an seinem Apfelschimmel befestigt war, und jeder der Wachmänner hatte gleich hinter dem Hinterzwiesel eine Halterung für eine Armbrust. Die Männer preschten in Richtung Wald davon, während Night, Chris’ Brauner, sich aufbäumte und an seinem Haltestrick zerrte.
    »Augenblick mal«, sagte Tori, die noch keinen Schritt in Richtung Herd gemacht hatte. »Sind das nicht Armbrustschützen?«
    »Ja«, bestätigte Lena – und das war höchst sonderbar. Die Armbrustschützen überwachten den an die Zone grenzenden Wald südwestlich vom Ort. Wenn das hier Armbrustschützen gewesen waren, bedeutete das dann, dass Chris dort draußen gewesen war?
    »Warum war Chris in der Zone? Dort darf doch niemand hin«, sprach Tori aus, was Lena dachte. »Der Versorgungstrupp war unterwegs nach Wisconsin, das schnurgerade im Westen liegt. Demzufolge, was ich zuletzt gehört habe, wurden sie erst in ein paar Tagen zurückerwartet.«
    »Keine Ahnung.« Lena spürte, wie Chris’ Blut ihr langsam, aber gleichmäßig über die Finger rann. Wo blieb Sarah nur mit den Tüchern? »Chris wird wohl einfach früher zurückgekommen sein.«
    »Aber warum durch die Zone?«, beharrte Tori. »Er muss doch wissen, dass die Wachen ihn keinesfalls zurück nach Rule lassen, wenn er von dort kommt.«
    »Vielleicht hat er ja doch einen anderen Weg genommen«, meinte Lena.
    »Welchen denn?« Tori ließ nicht locker.
    »Keine Ahnung«, sagte Lena ein weiteres Mal und schaute auf, als Sarah mit Geschirrtüchern angerauscht kam. »Kapierst du das alles?«
    »Nein. Warte, lass mal einen Moment los.« Sarah legte ein zusammengeknülltes Tuch auf Chris’ Wunde und nickte dann Lena zu. »Okay, halt das, während ich es festbinde.«
    »Eine von uns muss Kincaid holen«, sagte Lena, während Sarah ein anderes Tuch entzweiriss und als behelfsmäßigen Verband um Chris’ Kopf wickelte.
    »Nein, wir müssen uns jetzt um Chris kümmern«, erwiderte Sarah.
    »Dafür brauchst du doch nicht uns beide.«

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