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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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davon, warum Peter die Verbannten genau dorthin und nirgendwo anders hinschickt. Warum Peter entscheidet, dass bestimmte Routen nur zu bestimmten Zeiten genommen werden.« Weller beugte sich vor. »Wir sprechen davon, warum wir unter Peters Kommando Kinder stehlen. Warum kidnappen wir Kinder, warum nehmen wir sie ihren Familien gewaltsam weg?«
    »O Scheiße, Scheiße «, sagte Lena, noch bevor Chris antworten konnte. »Ihr habt es getan. Ihr habt den Hinterhalt gelegt, um Peter aus dem Weg zu räumen!«
    »Sei nicht albern, Mädchen«, erwiderte Weller. »Zugegeben, es gibt einiges, wofür Peter sich verantworten müsste. Aber ich habe versucht, den Jungen zu retten.«
    »Wofür müsste er sich verantworten?«, hakte Chris nach. »Wofür?«
    »Sag mir eins, Chris«, entgegnete Weller. »Wo sind die Kinder von Rule? Wo sind die Enkel?«
    »Sie … na ja … sie haben sich verändert, oder? Ihr habt … ihr musstet sie wohl umbringen.«
    »Und wo sind dann ihre Gräber? Wir beerdigen jeden Einwohner von Rule, sogar die Veränderten, die wir erschießen mussten. Wie viele Kinder wird es wohl in diesem Ort mit zweitausend Einwohnern gegeben haben? Ich kann dir jedenfalls versichern, dass du nicht annähernd genug Gräber dafür finden wirst. Deshalb frage ich dich … wo sind die übrigen?«
    »Ich … «, Chris’ Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen, »ich weiß es nicht. Sie sind fort. Weggelaufen. Sie sind … verschwunden.«
    »Wirklich?« Wieder beugte Weller sich vor. »Was macht dich da so sicher?«

20
    N ichts. Keine Träume, kein Geräusch. Keine Gedanken. Einfach … nichts.
    Dann Schmerz: ein roter Aufschrei, der nicht verhallen wollte. Dazu Wortfetzen verschiedener Stimmen, die ineinander verschwammen: Halt ihn pass auf er rutscht weg arbeiten so schnell wie … Schreie und andere Laute, allerdings verstümmelt und flüchtig wie Morgendunst. Nur am Ende – direkt bevor ihn wieder Schwärze umfing – ein einziger klarer Gedanke: Diese entsetzlichen, furchtbaren Schreie waren seine eigenen.
    Wieder Leere. Wieder Schwärze. Von Zeit zu Zeit kam er ruckartig zu Bewusstsein, wie ein altersschwacher Motor, der sich stotternd weigert anzuspringen, egal wie behutsam man aufs Pedal tritt. Manchmal hörte er sich stöhnen, und wieder ertönten Schreie, aber sie hatten nichts mit ihm zu tun, klangen wie sonstwo her, wie Stimmen in Comics, die in Blasen eingeschlossen waren.
    Leere.
    Und dann kam er mit einem Schlag zu Bewusstsein – mit einem schneidenden, alles durchdringenden Schmerzensschrei. Der Übergang war erschütternd. Eine weiß glühende Qual, doch ihn umgab noch immer Finsternis. Seine Augen wollten sich nicht öffnen. Oder sie waren weit aufgerissen, und er wusste es bloß nicht.
    O Gott, ich bin blind, blind, ich bin … Ein Schrei entrang sich seiner Kehle, dann versuchte er, sich zu strecken, zu bewegen … und konnte es nicht.
    »Ruhig«, sagte jemand, »ganz ruhig. Ich bin da.«
    Er hätte nicht sagen können, ob es die Stimme eines Mannes oder einer Frau war. »Ich … ich … «, keuchte er. Dann versuchte er, den Kopf zu drehen, doch ihm fuhr ein glühender Pfeil bis ins Mark, und er schrie erneut.
    »Lass es gut sein.« Diesmal legte sich eine Hand auf seine Schulter. »Versuch, ruhig zu bleiben.«
    Wenn es nicht so wehgetan hätte, hätte er vielleicht gelacht. Du lieber Himmel, was stimmt denn nicht mit mir? Er roch sich selbst: säuerlich, altes Blut, Angst. »Kann nicht … sehen … nicht bewegen.«
    »Das liegt an den Gurten, Junge.« Diese Stimme gehörte definitiv einem Mann. Peter hörte den dröhnenden Kommandoton, aber auch eine Müdigkeit, die er mit Alter assoziierte. »Du bist eine echte Kämpfernatur, das kann ich dir sagen.«
    Gurte? Sein Herz krampfte sich zusammen. »K-Kincaid … w-wo … ?«
    »Ganz ruhig.« Wieder die erste Stimme, ein einlullender Alt. Eine Frau. »Du warst so lange bewusstlos, dass wir dir die Augen verbunden haben, damit du keine Geschwüre an der Hornhaut kriegst. Nicht aufregen.« Ihre Finger wanderten über seine Wangen, und dann zupfte sie an etwas. Seine Haut spannte sich, als ein klebriges Pflaster abgezogen wurde. Er spürte einen Lufthauch über den geschlossenen Liedern. »Jetzt versuch es.«
    Der einfache Akt, die Augen zu öffnen, erforderte enorme Anstrengung. Seine Muskeln waren eingerostet wie eine lang nicht benutzte, öl- und dreckverschmierte Gangschaltung. Ein Lichtschimmer, dann senkten sich seine Lider gleich wieder. Eine neue

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